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Niederlage der Bayern-Basketballer in Berlin: „Sie haben uns einfach überrannt.“ – Sport | ABC-Z

Der Sprit ist wie angekündigt teurer geworden seit Jahresbeginn, man sieht das auch an den Digitalanzeigen der Tankstellen in München. Schlecht für die Autofahrer ist das, schlecht auch für die FC-Bayern-Basketballer, deren Trainer Gordon Herbert nach dem Spiel offenherzig sagte, dass seiner Mannschaft gegen Ende „ein bisschen der Sprit ausgegangen“ sei. Ein Glück nur, dass Herberts Worte vom 27. Dezember datierten, als sein Klub gerade das Euroleague-Spiel gegen Panathinaikos Athen 69:80 verloren hatte – es war die erste Heimniederlage in dieser Saison im höchsten europäischen Vereinswettbewerb.

Damals war eigentlich noch ein paar Tage Zeit, um günstig aufzutanken. Nur: Das Benzin scheint eineinhalb Wochen später schon wieder alle zu sein, die Niederlagen am 3. Januar bei Real Madrid in der Euroleague (76:88) und am Sonntag in der Bundesliga bei Alba Berlin (81:88) lassen kaum einen anderen Schluss zu. Und auch die Aussagen der Beteiligten passen ins Bild: „Sie haben uns einfach überrannt, so einfach ist das“, fand beispielsweise Devin Booker, mit 19 Punkten und neun Rebounds noch der beste Münchner Spieler an diesem letzten Weihnachtsferien-Nachmittag in Berlin. Coach Herbert traute sich nicht erneut an eine Kraftstoff-Metapher heran, verwendete aber zumindest für eine Spielsequenz einen ganz ähnlichen Begriff: „In den letzten drei, vier Minuten vor der Pause haben wir die Kontrolle verloren, mit Ballverlusten, wir wurden müde.“ Die ersten Worte in der abends versandten Medienmitteilung des Klubs lauteten: „Batterie leer“.

„Mit der tiefen Bank, die wir haben, müssen wir all unsere Jungs einsetzen, vor allem nach einem harten Euroleague-Spiel“, sagt Bayerns Booker

Eigentlich sollte das Duell gegen die zwischenzeitlich auf Rang 15 abgestürzten, heftig kriselnden Albatrosse die Dominanz der Bayern gegen ihren einst oft auf Augenhöhe spielenden Rivalen zementieren. Das tat die Partie zunächst auch, die Bayern lagen im zweiten Viertel mit bis 19 Punkten vorne. Doch kurz vor der Pause ahnte man schon, dass ihnen die Leichtfüßigkeit abhandenkommen würde. Die Trefferquote sank, die Ballverluste häuften sich. Und als Mitte des dritten Viertels, mal wieder nach einem der insgesamt 15 Turnover der Münchner, Berlins Malte Delow Alba-Center David McCormack wunderbar unterm Bayern-Korb bediente, wurde immer offensichtlicher: Das Spiel kippt nun in Richtung Berlin. McCormack hatte seine insgesamt 20 Punkte (und fünf Rebounds) – BBL-Rekord für ihn – mit einem Dunking garniert. Am Ende des vierten Viertels zerstörte Will McDowell-White mit zwei Dreiern die letzten Bemühungen der Bayern um den Sieg.

„Es war definitiv ein Faktor, dass wir am Freitag gespielt haben, aber das können wir nicht als Ausrede benutzen“, sagte Bayerns Booker und schickte ein paar Worte hinterher, die fast wie eine Warnung klangen: „Mit der tiefen Bank, die wir haben, müssen wir all unsere Jungs einsetzen, vor allem nach einem harten Euroleague-Spiel.“ Die Bayern waren erst am Samstagabend aus Madrid in Berlin angekommen, eineinhalb Tage nach dem herausfordernden Euroleague-Duell mussten sie schon wieder aufs Parkett. Und Gordon Herbert beließ Carsen Edwards 33:33 Minuten auf dem Feld, den müde wirkenden Andreas Obst 32:28 Minuten, den enttäuschenden Shabazz Napier 29:23 Minuten.

Die Balance zu halten und den Stammspielern in den richtigen Momenten Erholungspausen zu geben, das wird nun Herberts vordringliche Aufgabe sein. Der Kanadier muss aber gerade erkennen, dass seine Bank im Vergleich zu Europas Spitze nicht allzu üppig besetzt ist. Wenn wie jetzt Schlüsselspieler wie Nick Weiler-Babb oder wie schon seit vielen Wochen Kapitän Vladimir Lucic verletzt fehlen, fällt das enorm ins Gewicht. Um ihren so vielversprechenden Euroleague-Start fortzuführen, wird Herbert also kaum um eine harte Entscheidung herumkommen: Seine Bank bis zu den Playoffs noch mehr in der Bundesliga einzusetzen, was dort weitere Niederlagen wahrscheinlicher macht – aber die Chance erhöht, dass sich Edwards, Booker, Obst, Voigtmann und Co. erholen und nicht mit vollends leerem Tank in die Zielgerade biegen.

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