Kanu-Bundestrainer über Dopingfall Martin Hiller: “Es ist nicht nur für den KC Potsdam schlecht, sondern für den ganzen Kanusport” | ABC-Z

Kanu-Bundestrainer über Dopingfall Martin Hiller
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“Es ist nicht nur für den KC Potsdam schlecht, sondern für den ganzen Kanusport”
Viele Jahre betreute Bundestrainer Arndt Hanisch den Potsdamer Kanuten Martin Hiller. Auch er zeigt sich vom Doping-Vergehen seines Ex-Schützlings schockiert. Nun erklärt er, warum der Fall nicht früher veröffentlicht wurde und welche Folgen er hat.
rbb: Wie waren Ihre ersten Gedanken, als Sie vom Fall Martin Hiller erfahren haben?
Arndt Hanisch: Martin Hiller hat mich angerufen und mir mitgeteilt, dass er unter Untersuchung steht. Das war der erste Kontakt zu dieser Thematik. Weder ich noch der Deutsche Kanu-Verband wollen mit so etwas zu tun haben. Das ist ein No-Go für uns. Deshalb habe ich es natürlich überhaupt nicht gut aufgefasst. Martin muss jetzt schauen, wie er mit der Sache umgeht.
Der KC Potsdam hatte noch nie zuvor einen Dopingfall. Was bedeutet das nun für den Verein?
Wir sind eine kleine Kanufamilie. Von daher ist es egal, ob es nun der KC Potsdam oder irgendein anderer Verein in Deutschland ist. Es ist immer schlecht, nicht nur für den KC Potsdam, sondern für den ganzen Kanusport. Das ist nicht das, was wir nach außen darstellen wollen. Wir müssen jetzt erstmal abwarten, was passiert.
Können Sie noch einmal erklären, warum der Fall nicht vom Verein nicht öffentlich gemacht wurde? Der Name Martin Hiller ist einfach irgendwann still und heimlich von der Homepage verschwunden.
Das mit der Homepage hat mich geärgert. Das ist eine Verpflichtung, die von der Nada (Nationale Anti-Doping Agentur, Anm. d. Red.) kommt. Der zeitliche Ablauf war eigentlich ziemlich simpel: Anfang Dezember wurden wir über die Untersuchung informiert. Noch am selben Tag haben wir eigentlich den gesamten Prozess in die Hände der NADA gegeben und kein Einfluss mehr auf das Geschehen gehabt. Wir durften es also nicht veröffentlichen. Das stand auch nochmal ganz klar in dem Schreiben der Nada und die Antidoping-Regularien des Deutschen Kanu-Verbandes sagen dasselbe. Die Nada muss den Fall veröffentlichen, vorher dürfen wir nichts tun. Und deshalb haben wir auch nichts getan und uns strikt an das Protokoll gehalten.
Die NADA führt Datenschutz als Begründung für die Nichtveröffentlichung des Falls an. Können Sie das nachvollziehen?
Ich persönlich fände es besser, wenn man die Namen bekanntgegeben würde. Aber die Gesetzgebung ist halt eine andere. Wir haben das immer verurteilt. Ich möchte damit nichts zu tun haben. Wenn man einmal den Schritt gegangen ist, nicht-erlaubte Substanzen zu nehmen, gehört man für mich nicht mehr in den Sport. Deshalb stehe ich auch nicht dahinter.
Wie hat der Kader auf die Nachricht reagiert? Vermutlich wussten es die Athleten bereits vor der Öffentlichkeit, oder?
Die Sportler haben sich viele Sachen gedacht, weil er nicht mehr zu Lehrgängen eingeladen wurde, hier sofort Hausverbot hatte und strikt sanktioniert wurde. Aber das ist kein Thema gewesen, weil niemand von der Verurteilung gewusst hat. Und jemanden vorzuverurteilen ist ja auch nicht im Sinne des Erfinders.
Wie werden der KC Potsdam und der Olympiastützpunkt nun mit dem Fall umgehen, auch in Bezug auf die anderen Athleten?
Wir unterliegen alle grundsätzlich den Antidoping-Regeln der NADA. Wir werden alle getestet. Die Athleten haben regelmäßige Tests und Antidoping-Schulungen. Und das betrifft auch uns Betreuer. In unseren Verträgen steht drin, dass wir darauf aufpassen müssen. Wir gehen damit jetzt offen um und müssen Prävention betreiben.
Wir wissen aber auch, dass Martin Hiller ein Einzelfall ist. Wir werden in der ganzen Saison so oft getestet, dass es eigentlich gar keine Möglichkeit gibt, so etwas zu nehmen. Warum es in diesem Fall jetzt so passiert ist, weiß ich nicht. Martin hat das auch nie thematisiert. Er hat einen riesigen Fehler in seinem Leben gemacht und diese Sanktionen muss er jetzt aushalten. Es fängt an mit dem Ausschluss aus der Sportfördergruppe und auch die Sporthilfe wird sicherlich Forderungen stellen.
Wir haben hier am Stützpunkt gestern noch einmal alle Trainer über die Sachlage informiert und ihnen erklärt, wie sie sich zu verhalten haben. Auch die Sportler haben wir noch einmal mitgenommen. Dementsprechend wird Martin Hiller ein Einzelfall bleiben.
Vielen Dank für das Gespräch.
Das Interview führte Jakob Rüger. Für diesen Artikel wurde es redaktionell bearbeitet und leicht gekürzt.
Sendung: Der Tag, 27.05.2025, 19:15 Uhr