Nicht nur Dunkelflaute schuld?: Strompreis explodiert: Netzagentur prüft Missbrauch | ABC-Z
Nicht nur Dunkelflaute schuld?
Strompreis explodiert: Netzagentur prüft Missbrauch
13.12.2024, 18:47 Uhr
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Nachdem der Preis für Strom an der Energiebörse FEX plötzlich in die Höhe schoss, ist die Aufregung groß. Kritiker erneuerbarer Energie machen schnell in der “Dunkelflaute” den Schuldigen aus. Die Bundesnetzagentur folgt einem Bericht zufolge einer weiteren Spur: Sie prüft, ob Missbrauch im Spiel war.
Nach dem massiven Preisanstieg an der Strombörse geht die Bundesnetzagentur Hinweisen auf missbräuchliches Verhalten nach. Entsprechende Hinweise prüfe man, sagte Behördenchef Klaus Müller der “Süddeutschen Zeitung”. “Wenn es Anhaltspunkte dafür geben sollte, würden wir weitere Ermittlungen einleiten.”
Unter anderem wegen einer sogenannten Dunkelflaute waren die Preise in den vergangenen Tagen emporgeschnellt, am Donnerstag erreichten sie in der Spitze 936 Euro je Megawattstunde. Grund war vor allem die sehr geringe Einspeisung von Windstrom. Von einer Dunkelflaute ist die Rede, wenn kaum Wind und Sonne vorhanden sind und die Energieerzeugung aus erneuerbaren Quellen sehr gering ist. “Wenig Wind & hoher Verbrauch kamen zusammen”, erklärte das Bundeswirtschaftsministerium entsprechend auch den hohen Preis. Zum Vergleich: Im Tagesdurchschnitt kostete eine Megawattstunde am Donnerstag 395 Euro. Am windreichen 6. Dezember lag der Preis dagegen im Schnitt nur bei 86 Euro.
Viele konventionelle Kraftwerke produzieren nichts
Auch der Thinktank Agora Energiewende verweist auf ein ungewöhnliches Geschehen am Markt: So hätten am Donnerstag Kohle- und Gaskraftwerke, die mehr als acht Gigawatt Kapazität haben, keinen Strom erzeugt – obwohl sie laut Daten der Strombörse EEX eigentlich verfügbar waren, sagt Philipp Godron, Programmleiter Strom bei Agora. “Und obwohl sich die Erzeugung zu diesen Hochpreiszeiten sehr gelohnt hätte.” Über die Gründe wolle man nicht spekulieren.
Energie-Experte Bruno Burger schreibt in einem Beitrag auf X sogar von 11 Gigawatt Leistung, die in Kohle- und Gaskraftwerken an Kapazität vorhanden sind, am Donnerstag aber auf null sanken. Er listet die Kraftwerke, ihre Kapazität und den tatsächlich erzeugten Strom auf. Mögliche Gründe für die sogenannte Nichtverfügbarkeit können in seinen Augen Wartungen und Reparaturen sowie Defekte sein.
Kaum Auswirkungen für Endverbraucher
Für die Stromversorgung im Land habe aber zu keinem Zeitpunkt Gefahr bestanden, sagte Müller. Die Frage nach drohenden Blackouts könne er “glasklar mit Nein beantworten”. Auf solche Situationen sei das Monitoring der Behörde geeicht. Erstens werde geprüft, ob Strom über alle Grenzkupplungspunkte fließt, also die technische Netzstruktur funktioniert, sagt Müller. Und zweitens, ob die Versorgung gelingt, also auch über Importe. “Aber natürlich nehmen wir die Ereignisse sehr ernst”, sagte Müller.
Zeitweise sehr hohe Stundenpreise an der Strombörse haben laut Energiemarktexperte Mirko Schlossarczyk so gut wie keine Auswirkungen auf Endverbraucher. Stromversorger würden ihren Strom in der Regel zu großen Anteilen über Langfristverträge beziehen, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. “Das heißt, die beschaffen deutlich früher und auch nicht auf Stundenbasis, sondern auf Monats- oder Quartalsbasis.” Einzelne Extremstunden fielen da nicht ins Gewicht für Endverbraucher.
Relevanz haben solche hohen Preise laut Schlossarczyk nur für Verbraucher, die einen flexiblen Tarif haben, der an den Börsenstrompreis gekoppelt ist. “Das sind aber ganz, ganz wenige Verbraucher in Deutschland.” Relevanter könnten solche hohen Preise nach Angaben des Experten aber für die Industrie werden. “Es gibt einige Industrieunternehmen, die ihren Restbedarf sehr, sehr kurzfristig beschaffen.”