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Volleyball-Länderspiel in München: Festakt gegen den Weltmeister – Sport | ABC-Z

Außergewöhnliches geschah am Sonntagnachmittag im Münchner BMW Park. 6575 Zuschauer waren da, die Halle: seit Monaten ausverkauft. Aber nicht, wie üblich, um die Basketballer des FC Bayern München anzufeuern, sondern wegen eines Volleyballspiels. Auch nicht, um den Volleyball-Erstligisten Herrsching zu unterstützen – dessen Saison ist längst beendet. Und die WWK Volleys waren bislang seit ihrem Umzug vom Ammersee in die Großstadt im Jahr 2021 weit davon entfernt, für ein ausverkauftes Haus im Münchner Westpark zu sorgen. Nein, es stand ein Volleyball-Länderspiel auf dem Programm: Deutschland, der Olympiafünfte von Paris, gegen Italien, den Weltmeister und Europameisterschafts-Zweiten.

Ein Volleyball-Länderspiel im BMW Park, das gab es seit fast 30 Jahren nicht mehr. 1998, damals hieß die Arena noch Rudi-Sedlmayer-Halle, bezwang die DVV-Auswahl im Rahmen einer Länderspielreihe Japan mit 3:0 – laut Chronik des Bayerischen Volleyball-Verbandes (BVV) vor 800 Zuschauern. Davor wurde sie im Volleyball noch für internationale Spiele des TSV 1860 München genutzt. Duelle mit Italien, eine der weltweiten Spitzennationen in diesem Sport, haben ohnehin Seltenheitswert. 1990 gab es für das vereinte deutsche Team in Berlin das erste Aufeinandertreffen, viele weitere gab es nicht mehr.

Das Spiel am Sonntag, das auch im Zeichen des 50-jährigen Bestehens des BVV in diesem Jahr stand und das die Deutschen mit 2:3 (19:25, 22:25, 25:20, 25:20, 7:15) verloren, hatte sportlich eine eher untergeordnete Bedeutung. Es diente den Teams als Standortbestimmung und Vorbereitung auf die bevorstehende Nations League und die Weltmeisterschaft auf den Philippinen im September. Daher standen auch eher die Akteure aus der zweiten Reihe im Kader beider Konkurrenten. Georg Grozer und Co. gönnen sich im nacholympischen Jahr gerade eine Pause. Auch Bundestrainer Michal Winiarski – der zuletzt mit seinem polnischen Klub Zawiercie das Champions-League-Finale 2:3 gegen Perugia verlor – fehlte in München. Herrschings Coach Thomas Ranner, zugleich Co-Trainer im DVV-Team, übernahm. Kurios: Der zumeist junge Ersatz im deutschen Team kam in München zusammen auf kaum mehr Länderspiele als ihr zweiter Co-Trainer Jochen Schöps, der 2014 mit den Deutschen WM-Bronze gewann.

Entsprechend nervös starteten die Deutschen, sie lagen 1:7 im ersten Satz zurück, erste Jubelstürme ernteten sie im stimmungsvollen Rund aber nach einer spektakulären Abwehraktion samt Punktgewinn zum 5:10. Der erste Satz ging dennoch klar an Italien, im zweiten hielten die Deutschen bis zum 18:18 hervorragend mit, gerieten dann aber auch aufgrund der Aufschlag- und Angriffswucht Italiens knapp ins Hintertreffen. Danach entwickelte sich ein höchst unterhaltsames Duell, und die Deutschen, die sich zuletzt im Leistungszentrum Kienbaum vorbereitet hatten, kamen tatsächlich zurück. Es ging in den fünften Satz, den Italien souverän gewann.

Aber viel wichtiger war für diesen Sport, dass er auf Nationalmannschafts-Ebene mal wieder in München vorbeischaute, samt Volleyball-Fun-Park und buntem Rahmenprogramm vor der Halle, das aber zum Teil vom Regen gestört wurde. Für die Geschwindigkeits-Messung und einen Auftritt der Sitzvolleyball-Nationalmannschaft war es dann doch zu nass. Drinnen reichten sich viele Ehemalige die Hand, wie die langjährigen Nationalspieler Michael Dornheim und Gudrun Burschik (früher Witte), auch der aktuelle DVV-Präsident Markus Dieckmann wollte sich diese Feierstunde nicht entgehen lassen. Marcus Böhme wurde nach 296 Länderspielen in der DVV-Auswahl verabschiedet.

Auch für die Mannschaft, die auf dem Feld stand, war der Rahmen würdig: Vor allem für Zuspieler Eric Burggräf und Diagonalspieler Filip John, die beide zuletzt noch bei Herrsching unter Vertrag standen, den Klub aber nun verlassen; für Libero Leonard Graven, den Dachauer, der bis 2024 in Herrsching spielte, aber nun in Friedrichshafen Bälle abwehrt; für die früheren Herrschinger Daniel Malescha und Tim Peter; und für Zuspieler Tobias Hosch, der dem Vernehmen nach kommende Saison in Herrsching die Fäden ziehen wird. „Familie, Freunde, alle sind da – und der BMW Park ist ausverkauft, das kennt man sonst nur vom Basketball. Dass Volleyball so viel Aufmerksamkeit bekommt, freut uns enorm“, sagte Graven schon vor der Partie. Und der Interims-Cheftrainer Ranner frohlockte: „Die Kulisse ist toll und der Gegner super. Ich kenne die Arena ja gut – aber mit dem Adler auf der Brust dort zu stehen, ist noch mal ein ganz anderes Gefühl.“

Und das Gefühl trog nicht, bei einem Volleyballfest, das München in dieser Form seit Jahrzehnten nicht gesehen hatte.

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