NFL in Berlin: Hauptstadt im Ausnahmezustand – Sport | ABC-Z

70 000 Football-Verrückte im Olympiastadion, die Stars der Indianapolis Colts lernen Deutsch (zumindest die korrekte Aussprache von „Brezel“, „Sauerkraut“ und „Schnitzel“) – und selbst den Döner gibt’s im NFL-Style. Mit dem „Mini-Super-Bowl“ in Berlin baut die US-Profiliga ihre Expansionsstrategie weiter aus – und verwandelt dazu die deutsche Hauptstadt für ein Wochenende ins Mekka der ur-amerikanischsten aller Sportarten.
Damit auch niemand das bevorstehende Match gegen die Atlanta Falcons am Sonntag (15.30 Uhr, RTL und Dazn) übersehen kann, wurde bereits am Mittwoch am S-Bahnhof Savignyplatz ein 1000 Quadratmeter großes Wandgemälde enthüllt, eines der größten der Stadt. Darauf zu sehen sind der Berliner Bär in Football-Montur und Björn Werner, der in Berlin geborene ehemalige Colts-Profi. Nach den NFL-Partien in München und Frankfurt gastiert die Liga erstmals für ein Saisonspiel in Berlin – wohin es nach Werners Ansicht angesichts seiner Dimension auch gehöre.
Deutschland sei „momentan der größte Wachstumsmarkt außerhalb der USA“, sagte der 35-Jährige im Gespräch mit dem Sport-Informationsdienst, das liege „auch an der wirtschaftlichen Stärke bzw. Kaufkraft der Fans“. Die Begeisterung für Football hierzulande gehe „auch an den Amerikanern nicht vorbei“. Auch in London und São Paulo gastierte die NFL zuletzt, ein Auftritt im Santiago Bernabeu in Madrid steht unmittelbar bevor.
Die NFL-Rückkehr nach Berlin, wo von 1990 bis 1994 bereits Vorbereitungsspiele stattgefunden hatten, ist nach Aussage von Alexander Steinforth, General Manager der NFL Deutschland, ein Zuschauermagnet. Auch wenn es aktuell noch Tickets für zwischen 250 und 375 Euro zu kaufen gibt, soll das Olympiastadion am Sonntag ausverkauft sein. Entsprechend groß fahren die Organisatoren auf. In der Halbzeit tritt der Rapper The Kid Laroi auf, die deutsche Nationalhymne wird vor dem Spiel vom Berliner Quartett German Gents gesungen, ehe die US-Künstlerin Norma Jean Martine „The Star-Spangled Banner“ darbietet.In der ganzen Stadt ist derweil kein Vorbeikommen an der NFL: Alle elf Teams mit Marketingrechten für Deutschland werden über die Stadt verteilt Events in Kneipen und Restaurants veranstalten. Herzstück ist die sogenannte NFL-Experience am Brandenburger Tor, wo unter anderem ein Flag-Football-Feld auf die Fans wartet.
Es geht aber auch kurioser. Die Tampa Bay Buccaneers etwa übernehmen ein Döner-Restaurant in Mitte und verkaufen dort den „Döner Kebuc“, einen Mix aus Döner und Cuban Sandwich. Auch ein Spätkauf inklusive Live-DJ soll in NFL-Optik entstehen. Im Stadion wird derweil vieles anders im Vergleich zu den Fußballspielen von Hertha BSC. Vor allem die Mannschaftskabinen wurden umfassend umgebaut, damit 56 statt der im Fußball üblichen 23 Sportler Platz finden. Wände wurden eingerissen, die Türen für die Football-Riesen verbreitert. Insgesamt wurden 30Duschen, zehn Waschbecken, elf Toiletten und 18 Urinale neu errichtet.
Sportlich liegt die Favoritenrolle klar bei den Colts um Quarterback Daniel Jones, denen gerade mit Cornerback Sauce Gardner von den New York Jets noch ein Transfercoup gelang. Mit sieben Siegen und zwei Niederlagen sind sie überraschend eines der besten Teams der Liga. „Das hätte keiner kommen sehen können. Nicht einmal die Spieler selbst haben damit gerechnet“, sagte Werner.





















