NFL: Hill-Festnahme – Klub spricht von „wahnsinnig und herzzerreißender“ Polizeigewalt | ABC-Z

Die Miami Dolphins haben das Verhalten der Polizeibeamten bei einer kurzzeitigen Festnahme von NFL-Profi Tyreek Hill vor dem Saisonauftaktspiel scharf kritisiert. In einer Stellungnahme heißt es: „Es ist sowohl wahnsinnig als auch herzzerreißend zu sehen, wie genau die Menschen, denen wir vertrauen, dass sie unsere Gemeinschaft schützen, solch unnötige Gewalt anwenden.“ In den Vorfall waren demnach auch noch Hills Teamkollegen Calais Campbell und Jonnu Smith verwickelt.

Smith sagte, dass alle „natürlich die Polizeibrutalität in diesem Land sehen. Und wenn du siehst, dass dein Teamkollege möglicherweise Teil davon ist, tust du alles in deiner Macht Stehende, um ihm zu helfen“. Hill zufolge sei er selbst wegen überhöhter Geschwindigkeit und rücksichtslosen Fahrens angehalten worden.

In einem Video von einer Bodycam eines Polizisten, der bei dem Einsatz dabei war, ist zu sehen, dass zwei Motorradpolizisten Hill verfolgten, nachdem er in seinem McLaren-Sportwagen bei leichtem Verkehr auf der Einfahrt zum Hard Rock Stadium an ihnen vorbeigerast war. Der Wide Receiver der Dolphins war auf dem Weg zum Spiel gegen die Jacksonville Jaguars. Die Polizisten stoppten ihn. Einer der Beamten klopfte an das Fenster des Autos und forderte ihn auf, es herunterzuklappen, was Hill auch tat und ihm seinen Führerschein aushändigte.

„Klopfen Sie nicht so an meine Scheibe“, sagte Hill jedoch wiederholt zu dem Beamten. „Ich muss klopfen, damit Sie wissen, dass ich hier bin“, sagte der Beamte zu Hill, während er wiederholt fragte, warum der Spieler nicht angeschnallt sei. „Geben Sie mir einfach mein Ticket, damit ich gehen kann. Ich werde zu spät kommen. Tun Sie, was Sie tun müssen“, sagte Hill dem Beamten, während er sein dunkel getöntes Fenster wieder hochfuhr. „Lassen Sie das Fenster unten“, sagte der Beamte und klopfte erneut an die Scheibe. Hill ließ das Fenster leicht herunterfahren und sagte: „Sagen Sie mir nicht, was ich tun soll.“ Er schloss das Fenster daraufhin wieder.

Hill feiert Touchdown mit Handschellen-Siegestanz

Er wisse an sich, räumte Hill im Rückblick ein, dass er die Anweisungen befolgen muss, „die in schwarzen Familien seit Generationen weitergegeben werden: Behalten Sie Ihre Hände im Blick, am besten auf dem Lenkrad. Vermeiden Sie jede plötzliche Bewegung. Keine Widerrede mit dem Polizisten. Und vor allem: Befolge die Anweisungen ohne Fehler oder Verzögerung“.

Hill sagte später im Gespräch mit Kaitlan Collins von CNN, er habe sein Fenster allerdings wieder hoch gemacht, weil er befürchtete, unerwünschte Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. „Wenn ich mein Fenster herunterlasse, werden die Leute, die vorbeigehen oder vorbeifahren, bemerken, dass ich es bin“, sagte Hill. „Und sie werden anfangen, Fotos zu machen, und ich wollte überhaupt keine Szene machen. Ich wollte einfach nur den Strafzettel abholen und dann weiterfahren.“

In der Folge öffnet ein weiterer Polizeibeamter vehement die Fahrertür, Hill wird aus dem Wagen gezogen und auf den Boden gepresst. Die Worte „Wenn wir Ihnen sagen, Sie sollen etwas tun, dann tun Sie es“ sind zu hören. Ein Beamter drückt sein Knie in Hills Rücken. Dem 30-Jährigen werden Handschellen angelegt.

Hills Klub Miami Dolphins verurteilte das Vorgehen. „Wir sind stolz darauf, eine starke und positive Beziehung zum Miami-Dade Police Department und anderen Strafverfolgungsbehörden zu haben und erkennen an, dass die überwiegende Mehrheit der Beamten der Gemeinschaft mit größtem Charakter und dem Wunsch dient, alle Bürger zu schützen. Wie jedoch in den veröffentlichten Videos deutlich zu sehen ist, verwechseln einige Beamte ihre Verantwortung und ihr Engagement im Dienst mit fehlgeleiteter Macht“, hieß es in einer Mitteilung des Vereins.

Der NFL-Klub forderte ein schnelles und energisches Vorgehen gegen die Beamten, „die solch ein verabscheuungswürdiges Verhalten an den Tag gelegt haben“ und sicherte den Spielern zu, ihnen zur Seite zu stehen, „während sie daran arbeiten, ihre Plattform zu nutzen, und diese Situation soll einen positiven Einfluss auf unsere Gemeinschaft haben“.

Hill, der beim 20:17 gegen die Jacksonville Jaguars zum Start in die Saison einen Touchdown über 80 Yards erzielt hatte und bei seinem Siegestanz in der Endzone nachahmte, dass ihm Handschellen angelegt wurden, betonte nach der Partie, dass er sich den Beamten gegenüber korrekt verhalten habe: „Ich war nicht respektlos, so hat mich meine Mutter nicht erzogen. Habe nicht geflucht, nichts davon. Wie ich gesagt habe, ich versuche noch immer, das zu verstehen. Es passierte so schnell, dass ich völlig überrascht war.“ Er habe so etwas noch nie gesehen, sagte Hills Manager Drew Rosenhaus bei ESPN. Einer der Beamten wurde zunächst suspendiert.

Die oberste Beamtin des in den Vorfall verwickelten Miami-Dade Police Department, Direktorin Stephanie Daniels, sagte der Zeitung „Miami Herald“ am Montag, dass die Entscheidung, den Beamten zu beurlauben, nach einer Überprüfung der Aufnahmen der Körperkameras getroffen wurde. Die würden normalerweise während einer laufenden Untersuchung nicht veröffentlicht, in diesem Fall jedoch, um das „öffentliche Vertrauen“ zu wahren.

Hills Verkehrskontrolle spiegelt eine landesweite Umfrage der Strafverfolgungsbehörden wider, die zeigt, dass die Androhung oder Anwendung von Gewalt bei dunkelhäutigen Fahrern wahrscheinlicher ist als bei anderen Amerikanern. Für viele macht Hills Begegnung mit der Polizei deutlich, dass vor allem dunkelhäutige Männer unverhältnismäßig oft das Gleiche erleben wie er. Am Sonntag sagten andere dunkelhäutige Dolphins-Spieler, dass sie an die Art von Polizeiverhalten, die Hill erlebt hat, gewöhnt seien. „Ich will nicht sagen, dass es beängstigend war. Es ist etwas, das ich gewohnt bin zu sehen“, sagte Linebacker David Long Jr.

Dolphins-Safety Jevon Holland sagte, es sei „nicht unnatürlich“ zu sehen, wie die Polizei die Verkehrskontrolle auf diese Weise durchführe – einschließlich dessen, was das Filmmaterial zu zeigen schien: Ein Beamter schlug seinen in Handschellen gefesselten Mannschaftskameraden.