New Orleans & Las Vegas – steckt der IS hinter den tödlichen Vorfällen? | ABC-Z
Washington. In den USA raste Mann in eine Menschenmenge, ein Truck ging in Flammen auf. Behörden untersuchen einen möglichen Zusammenhang der Taten.
Für Donald Trumps künftigen Chef-Koordinator für Grenzsicherung und Abschiebungen illegaler Einwanderer, Tom Homan, war die Sache schnell klar. Es waren „Selbstmordmissionen“ zweier US-Bürger, die mit dem radikal-islamistischen Terrornetzwerk in Verbindung gestanden hätten: die Amokfahrt von New Orleans, die bisher 15 Todesopfer und über 30 Verletzte forderte, und der spektakuläre Brand eines Tesla-Cybertrucks vor einem Trump-Hotel in Las Vegas, bei dem der Fahrer starb.
Hauptstadt Inside von Jörg Quoos, Chefredakteur der FUNKE Zentralredaktion
Hinter den Kulissen der Politik – meinungsstark, exklusiv, relevant.
Belege für seine These hat der „Grenz-Zar“ bisher nicht geliefert. Tatsache ist aber, dass die Behörden einen möglichen Zusammenhang der Taten untersuchen, die im Abstand von wenigen Stunden den Jahresbeginn in den USA verschattet haben. Was wir wissen:
Warum wird eine etwaige Verbindung von New Orleans und Las Vegas untersucht?
Wenige Stunden nach dem Anschlag in Louisiana geriet ein Cybertruck vor den gläsernen Eingangstüren des Trump International Hotel in Las Vegas in Brand. Dabei wurden eine Person getötet – und bis zur Unkenntlichkeit verbrannt – sowie sieben weitere Menschen verletzt. Wie der örtliche Sheriff mitteilte, waren sowohl der Pick-up-Truck in New Orleans wie das futuristisch anmutende Gefährt aus der Auto-Manufaktur von Trump-Berater Elon Musk über die Smartphone-App „Turo” gemietet worden; der erste Wagen in Houston/Texas, der zweite im US-Bundesstaat Colorado. Bei „Turo“ handelt es sich um eine Art Airbnb für Autobesitzer, die ihre Gefährte gegen Entgelt vermieten. Der Anbieter hat nach eigenen Angaben 3,5 Millionen Kunden.
Auch interessant
Erste US-Medien berichteten am Donnerstagmorgen unter Berufung auf Sicherheitskreise, dass es sich beim Cybertruck-Fahrer um den Militärveteranen Matthew L. aus Colorado gehandelt habe. Der 37-jährige ehemalige Elite-Soldat habe das Fahrzeug, das mit Mörsern im Feuerwerksstil, Camping-Benzin und Kanistern beladen war, vor den Eingangsbereich des Trump-Hotels gefahren und in Flammen aufgehen lassen. Das FBI führte in einem zu L. gehörenden Haus in Colorado Springs unter strengen Sicherheitsvorkehrungen eine Razzia durch. Bisher nicht offiziell bestätigt: L. und Shamsud-Din J. (42), der mutmaßliche Attentäter von New Orleans, sollen zeitweilig auf derselben Militärbasis gedient haben, wie ein lokaler TV-Sender in Denver, Colorado berichtet. Anders als Tom Homan sieht der Sheriff von Las Vegas, Kevin McMahill, dagegen bisher keine Verbindung des Tesla-Fahrers zum Islamischen Staat.
Warum wird in New Orleans überhaupt eine Verbindung zum radikal-islamischen IS gezogen?
Weil der Täter an der Anhängerkupplung seines weißen Pick-up-Trucks vom Typ Ford F-150 eine IS-Fahne transportierte und nach Angaben von US-Präsident Joe Biden kurz vor dem Attentat in Internet-Videos erklärt haben soll, töten zu wollen und vom IS inspiriert worden zu sein. J. raste am Neujahrsmorgen gegen 3 Uhr mit seinem gemieteten Truck über die von Partygängern bevölkerte Amüsiermeile Bourbon Street und tötete mindestens 15 Menschen. Über 30 weitere Personen wurden teils schwer verletzt. Bei einem Feuergefecht mit der Polizei am Tatort wurde der schwer bewaffnete Mann erschossen.
Warum vermutet das FBI, dass der 42-Jährige Hilfe hatte?
Die Ermittler fanden mehrere improvisierte Sprengkörper. Zwei selbstgebaute, mit Nägeln gefüllte Bomben waren in blauen Kühlboxen versteckt. Die Vorrichtungen waren für eine Fernzündung verkabelt. Eine entsprechende Fernsteuerung wurde im Truck von J. entdeckt, wie aus Polizeikreisen verlautete. Außerdem zeigen Videos von Überwachungskameras im Umfeld der Bourbon Street drei Männer und eine Frau beim Platzieren mindestens eines Sprengkörpers. Ihre Identität ist bisher ungeklärt.
Warum war die Bourbon Street in der Neujahrsnacht nicht massiv abgesperrt?
Seit November ersetzt die Stadtverwaltung schrittweise alte Poller, die Fahrzeuge fernhalten können, durch moderne, flexibel versetzbare Absperrungen aus Stahl. Bis zur Fertigstellung in wenigen Wochen sollten geparkte Polizeiautos, mobile Barrieren und vermehrte Polizeipatrouillen für die Sicherheit der Partygäste sorgen, die regelmäßig bis zum Morgengrauen auf der Bourbon Street feiern. Attentäter J. hatte darum leichtes Spiel, als er mit seinem Truck, wie Videos belegen, erst ein Polizeiauto umfuhr, dann extrem beschleunigte und auf der Party-Meile in die Menge raste. Die besagten Nachrüstungen zielen nach Angaben von Polizei und Bürgermeisterin LaToya Cantrell auf mehr Sicherheit beim Endspiel um die US-Football-Meisterschaft (Super Bowl) am 9. Februar und die traditionelle Karnevals-Phase (Mardi Gras), wenn mehrere hunderttausend Besucher in der Südstaaten-Metropole erwartet werden und das bekannte French Quarter besuchen. Hier hatte es in der Vergangenheit mehrfach Zwischenfälle mit Autos gegeben, die in Menschenmengen gefahren waren.
Was ist zur Stunde noch offen und ungeklärt?
J. soll per Video seine Tötungsabsicht und ideologische Nähe zu IS bekundet haben – was er genau gesagt hat, ob er ein Manifest hinterließ und wo sich der in jungen Jahren zum Islam konvertierte Armee-Veteran radikalisierte, ist noch völlig ungeklärt. Ebenfalls unbekannt ist, wie und seit wann der 42-jährige Computer-Fachmann, gebürtiger Texaner, das Attentat geplant hatte; und ob er Helfershelfer beim Bau von sichergestellten Sprengkörpern hatte. Auch über den Zustand der Verletzten ist offiziell nichts bekannt. Ärzte schlossen nicht aus, dass die Todesziffer noch weiter ansteigt.