Neureuthers bester Freund schmilzt davon – was er dagegen tun will | ABC-Z

“Wusstest du, dass global 88 Prozent der klimabedingten Krankheitslast Kinder unter fünf Jahren betrifft und gar 99 Prozent (!!!) aller Kinder von mindestens einer Klimafolge betroffen sind?”, schreibt Felix Neureuther gleich zu Beginn seines neuen Buches „Gesunde Erde. Gesunde Kinder. Nur so überleben wir“. Die Botschaft darin lautet: Wir leben gemeinsam auf diesem Planeten und können gemeinsam für eine gesunde Erde sorgen. Alle zusammen, aber auch jeder für sich.
Am Dienstagabend hat der ehemalige Skirennfahrer in einer Gesprächsrunde mit Alexandra Achenbach, Biologin, Autorin und Bloggerin, sowie mit Florian Kreuzpointner, Experte in Sachen Gesundheitsförderung und Prävention bei Kindern und Jugendlichen, diesen Appell verdeutlicht.
Im historischen Café Luitpold über Natur und Klimawandel sprechen
Die Sprecher sitzen gemeinsam mit Moderator Simon Biallowons vom Herder-Verlag auf dem Podium unter Palmen. Im historischen Café Luitpold in der Brienner Straße 11, wo sich einst Künstler und Kreative seit 1888 trafen. Die Künstlergruppe „Der Blaue Reiter“ soll dort gegründet worden sein, Loriot war Stammgast. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Kaffeehaus zerstört, später wieder aufgebaut. Heute finden in dem Café politische und kulturelle Diskussionen statt, die Reihe wurde „Salon Luitpold“ betitelt.
Neureuther ist an diesem Dienstagabend als Salongast auf der Bühne, weil ihm das Thema seines neuen Buches wichtig ist. Als ehemaliger Profiskisportler hat er eine besondere Bindung zur Natur und zu den Bergen. „Ich habe hautnah miterlebt, was mit der Natur passiert und welchen Einfluss der Klimawandel auf die Natur hat“, erklärt er seine Initiative.

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Am eindrücklichsten sehe man die Erderwärmung an der Gletscherschmelze. Eine globale Erderwärmung von einem Grad, das sei für den Einzelnen kaum spürbar. „Aber wenn du siehst, wie dein bester Freund davon schmilzt, dann merkt man, dass da etwas dran ist.“ „Wir (er meint seine Familie, d. Red.) waren viele Jahre in Zermatt im Sommer“, führt er später im Gespräch mit der AZ aus. „Wenn man sieht, wie der Gletscher jedes Jahr weniger wird, macht man sich Gedanken, wie das in 30, 40 Jahren ist.“
Die gewaltigen Eismassen dienen demnach eigentlich als gigantische Wasserspeicher. Menschen im Tal seien auf sie angewiesen, weiß der Autor, der mit seiner Familie in Garmisch lebt.

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Vierfach-Papa Neureuther hat schon viele Initiativen für Kinder gegründet
Ihm liegen das Wohl von Kindern und der Umweltschutz am Herzen. Der Vierfach-Papa hat deshalb in der Vergangenheit mehrere Initiativen für Kinder gegründet, darunter „Beweg dich schlau“. 2024 hat er gemeinsam mit seinem Vater Christian Neureuther das Umweltschutzprogramm „Naturhelden“ ins Leben gerufen. Auch die Initiative „Gesunde Erde. Gesunde Kinder“ ist entstanden und mit ihr das jetzt erschienene Buch.

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Darin beschreibt er, welche Werte ihm seine Eltern in der Kindheit mit auf den Lebensweg gegeben haben. Auch berichtet Neureuther von seinen eigenen Eindrücken, gibt Handlungsempfehlungen für den Alltag. Auch Expertengespräche hat er zum Thema geführt, ebenso wie Gespräche mit Kindern und Jugendlichen.
Ein Gefühl von Selbstwirksamkeit ist wichtig
Biologin Achenbach, die auch für ihren Blog „livelifegreen.de“ bekannt ist, sagt, dass ein Gefühl von Selbstwirksamkeit wichtig sei. Das große Ganze, die Erfahrung des Klimawandels, das könne bei einer einzelnen Person ein Ohnmachtsgefühl auslösen. Es sei wichtig, selbst aktiv zu werden, die eigene Stimme zu erheben, auf Abgeordnete in der Politik zuzugehen, ins Gespräch zu kommen.
Denn die Fakten, betonen die Redner, sind bekannt. Studien hätten die Auswirkungen und die Gefahren des Klimawandels ausreichend belegt. Achenbach zitiert als Beispiel Schätzungen des Robert-Koch-Instituts, wonach es 2023 und 2024 je rund 3000 hitzebedingte Sterbefälle in Deutschland gegeben hat.
“Klimaschutz ist Gesundheitsschutz”
Dennoch würden viele Menschen, so Neureuther, den Klimawandel und seine verheerenden Auswirkungen nach wie vor unterschätzen. „Wenn ich den Klimawandel generell nicht ernst nehme, wie soll ich dann seine Folgen speziell für Kinder ernst nehmen?“, fragt er. Unsere Kinder könnten nur dann geschützt werden, wenn die Erde geschützt wird. Klimaschutz bedeute Gesundheitsschutz und fange bei unseren Kindern an.
“Ich bin weder Klimakleber noch FFF-Typ”
Auch an die Politik haben die Sprecher eine klare Botschaft: Das Bildungssystem an Schulen gehöre reformiert. Als Vorbild nennt Neureuther das Schulsystem in Norwegen. Dort werde die Gesundheit von Kindern schon in der Schule gestärkt, Unterricht finde dort viel in der Natur statt. Er wünscht sich, dass auch an deutschen Schulen stärker die Kreativität von Kindern gefördert wird und Fächer wie Sport, Musik, Kunst und Werken einen höheren Stellenwert bekommen.
Es geht Neureuther nicht darum, die Bevölkerung mit erhobenem Zeigefinger zu ermahnen. „Ich bin auch kein Gutmensch, mache auch nicht alles perfekt.“ Zur AZ sagt er: „Ich fahre Auto, genauso Ski.“ Es gehe darum, ein Bewusstsein für eine gesunde Erde zu schaffen, zu bilden, wachzurütteln. „Ich bin überhaupt kein Klimakleber und auch kein Fridays-for-Future-Typ“, antwortet er auf die Frage, ob er mit seinen Kindern künftig auch mal auf eine Klimademonstration gehen wird.
Doch zum gesunden Menschenverstand gehöre auch, Müll nicht in den Bergen liegen zu lassen. Und diese vermeintlich kleinen Dinge im Alltag könne man auch schon den Kindern vermitteln. Neureuther selbst habe eine PV-Anlage auf seinem „fast komplett autarken“ Haus in Garmisch. Es liege an jedem Einzelnen, etwas für die eigene Gesundheit und die Gesundheit des Planeten zu tun.
„Gesunde Erde. Gesunde Kinder. Nur so überleben wir“, Felix Neureuther, Florian Kreuzpointner, Simon Biallowons, Verlag Herder, 192 Seiten, 22 Euro.