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Neufahrn: Kitzretter für den „Oscar im Tierschutz“ nominiert – Erding | ABC-Z

An 71 Tagen waren die Neufahrner Rehkitz-Retter in diesem Jahr im Einsatz, bei bis zu 25 Landwirten täglich wurden die Wiesen vor dem Mähen mit Drohnen nach jungen Rehen abgesucht. „Wir konnten sehr viele Kitze vor einem qualvollen Tod schützen“, sagt Martina Zander. Die 59-Jährige gründete im Dezember 2022 den Verein „Wir retten Rehkitze“. Er wurde in diesem Jahr als einziger Verein in Bayern für den Deutschen Tierschutzpreis in der Kategorie Publikumspreis nominiert. Noch bis Mittwoch, 15. Oktober, läuft die Online-Abstimmung.

Martina Zander war schon von Kindheit an tierbegeistert, erzählt sie am Telefon. Vor drei Jahren wollte sie dann aber nicht mehr nur spenden, sondern aktiv werden. Durch Zufall stieß sie auf das Rehkitz-Thema, beschäftigte sich intensiv damit – und fand in der Rehkitz-Rettung eine Lebensaufgabe. „Noch immer sterben deutschlandweit geschätzt jährlich etwa 100 000 Kitze durch Mähwerke. Für mich war es das schönste Gefühl in meinem Leben, als ich das erste gerettete Kitz in meinen Händen hielt“, sagt sie. Es sollte nicht bei einem bleiben.

Inzwischen gehört der Verein zu den am schnellsten wachsenden Rehkitz-Rettungsvereinen in Deutschland. Er zählt etwa 150 Mitglieder, circa 80 engagieren sich aktiv. Neue Helferinnen und Helfer aber werden immer gesucht, betont Zander. Zwar seien diese nur drei Monate im Jahr nach der Setzzeit während der Mahd aktiv, aber diese Zeit sei eine sehr fordernde und auch die Schulung zum Drohnenpiloten oder zur Pilotin sei zeitintensiv. Aktuell sind zwölf Wärmebild-Drohnen im Einsatz, acht gehören dem Verein. Mit ihnen werden im Frühjahr Wildtiere aufgespürt und vor dem Mähtod bewahrt – für die Landwirte ist das übrigens ein kostenfreies Angebot. Früh am Morgen oder am Abend arbeitet das Helferteam in einem Radius von 50 Kilometern rund um Neufahrn daran, die Kitze aus den Wiesen zu bergen.

Kitze dürfen nicht mit bloßen Händen angefasst werden, sonst werden sie von ihren Müttern wegen des Menschengeruchs nicht mehr versorgt und verenden. (Foto: David Slawik)

Früher wurden die Wiesen von Jägern und Jagdhunden abgesucht, berichtet Zander. Das aber war nicht immer erfolgreich, denn Kitze haben keinen oder nur einen schwachen Eigengeruch. „Mit Drohnen mit Wärmebildkameras dagegen werden die im hohen Gras versteckten Jungtiere mit großer Wahrscheinlichkeit gefunden.“ Diese werden dann aus dem Feld getragen und vorübergehend in einen schützenden Korb gelegt. Nach der Mahd findet die Mutter das wieder freigelassene Kitz durch Rufen und sucht ein neues Versteck. Bevor die Tierschützer aber aktiv werden können, muss ihnen der Landwirt dafür einen Auftrag erteilen und der zuständige Jäger sein Okay geben.

Der Druck auf die Landwirte soll größer werden

Die Drohnen seien teuer, zwischen 7500 und 13 000 Euro kostet eine. Auch wegen des Preisgeldes habe man sich um den mit 3000 Euro dotierten Tierschutzpreis beworben, sagt Zander. „Es ging mir aber vor allem darum, mit dem Thema in die Öffentlichkeit zu kommen. Denn noch immer werden tote Tiere unter den Teppich gekehrt, obwohl das unter einer hohen Strafe steht.“ Je bekannter das sei, umso größer der Druck auf die Landwirte, auch wirklich Maßnahmen zur Rehkitz-Rettung zu ergreifen. Als sie vor drei Jahren den Verein ins Leben rief, wurden noch etwa 80 Prozent der Mähflächen nicht abgesucht, heute seien es etwa 50 Prozent. Ihr persönliches Ziel sei, 20 Prozent zu erreichen.

„Wir würden uns natürlich riesig freuen, wenn wir den Oskar im Tierschutz gewinnen würden“, sagt Zander. In die Endrunde der Top Vier habe man es bereits geschafft. „Wir hoffen, dass uns jetzt im Endspurt noch viele Tierfreunde ihre Stimme geben.“ Möglich ist das auf der Website des Deutschen Tierschutzbundes unter www.tierschutzbund.de/ueber-uns/tierschutzpreis.

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