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Neues Schuljahr in Brandenburg: Minister wehrt sich gegen Vorwürfe | ABC-Z

Neues Schuljahr in Brandenburg

Minister wehrt sich gegen Vorwurf des Kahlschlags im Bildungsbereich


Mi 03.09.25 | 18:44 Uhr | Von Annette Kufner

Bild: dpa/Gollnow

Am Montag beginnt in Brandenburg das neue Schuljahr. Bildungsminister Freiberg hat in Potsdam vorgestellt, wie er den Unterricht absichern will. Die finanzielle Situation sei herausfordernd, sagt er – und wehrt sich gegen Kritik. Von Annette Kufner

Der Brandenburger Bildungsminister wirkt energisch bei der Pressekonferenz zum Schuljahresauftakt am Mittwoch. Die Proteste der vergangenen Monate scheinen Spuren hinterlassen zu haben bei Steffen Freiberg. Auch er scheint nicht zufrieden mit den Änderungen, die ab der kommenden Woche auf die Schulen zukommen. Die Kritik, die seit Wochen auf ihn niederhagelt, will er so aber nicht stehenlassen: “Was alles gesagt und geschrieben wurde – ‘Kahlschlag’, ‘Chaos’, ‘Fiasko’ – all das trifft nicht zu”, sagt der SPD-Politiker.

Klar ist aber: Brandenburgs Schulen müssen ab Montag mit 345 Vollzeitstellen weniger auskommen, auch wenn insgesamt sogar mehr Geld in den Bildungsbereich fließt. Außerdem sollen Lehrerinnen und Lehrer ab dem zweiten Halbjahr eine Unterrichtsstunde pro Woche mehr unterrichten. Die Pläne haben bei Schulpersonal, Eltern und Verbänden heftigen Protest ausgelöst. Ihre Sorge: Mehr Unterrichtsausfall, mehr Druck auf das Lehrpersonal, weniger Zeit für die Kinder und Jugendlichen.

“Die Unterrichtsversorgung an den öffentlichen Schulen des Landes bleibt unangetastet”, entgegnet Freiberg – zumindest der Pflichtunterricht. Davon zu unterscheiden seien die Zusatzangebote – etwa Arbeitsgemeinschaften, Förderunterricht oder gemeinsames Lernen, so der Minister. Diese Angebote würden “moderat reduziert”. Im Ergebnis verliere keine Schule mehr als neun Prozent der Gesamtzuweisung an Lehrerwochenstunden. Im Landesdurchschnitt seien es 2,5 Prozent.

Nicht genug neue Lehrer, viele Seiteneinsteiger

Die Lehrer sollen im Gegenzug für die Extra-Stunde in anderen Bereichen entlastet werden – etwa durch weniger schriftliche Bewertungen und weniger verpflichtende Elterngespräche. Ohnehin betreffe das nicht alle Lehrer. Lehrkräfte an besonders belasteten Schulen – etwa Förderschulen – müssten die zusätzliche Unterrichtsstunde nicht ableisten.

Man habe die Sorgen der Menschen ernst genommen und Lösungen gefunden, heißt es aus dem Ministerium. Lehrerverbände sehen das kritisch. Die bisher geplanten Entlastungen würden nicht ausreichen.

Brandenburg startet erneut mit zu wenigen Lehrern in das neue Schuljahr. Rund 255 Vollzeitstellen sind demnach noch unbesetzt. Bis zum Stichtag am 18. August sind laut Ministerium knapp 800 Lehrkräfte unbefristet neu eingestellt worden – fast die Hälfte von ihnen sind Seiteneinsteiger. Fast 750 Verträge seien außerdem entfristet worden. Dazu seien mehr als 1.140 Lehrkräfte befristet eingestellt worden, mehr als die Hälfte von ihnen sind Seiteneinsteiger.

Die Situation sei damit besser als im Vorjahr, betont Bildungsminister Freiberg.

Opposition: “Minister betreibt Schönfärberei”

Kritik kommt von der Opposition. Der Minister betreibe Schönfärberei, sagte Brandenburgs CDU-Fraktionschef Jan Redmann am Mittwoch dem rbb. “Das neue Schuljahr ist nur auf dem Papier abgesichert. Wir erwarten einen höheren Stundenausfall; wir erwarten eine schlechtere Bildungsqualität in Brandenburg”.

Ähnlich äußerte sich AfD-Bildungspolitiker Dennis Hohloch: “Das neue Schuljahr wird ein Desaster”, sagte er dem rbb. “Wir haben mehr Schüler, weniger Lehrer. Da ist das Fiasko vorprogrammiert.”

Für mehr als 320.000 Schülerinnen und Schüler in Brandenburg beginnt am Montag das neue Schuljahr. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hat angekündigt, direkt nach der Sommerpause eine Verfassungsklage gegen die zusätzliche Unterrichtsstunde einreichen zu wollen.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 03.09.2025, 19:30 Uhr

Beitrag von Annette Kufner


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