Neuer Zentral-Airport bis 2032: Tusk entschlackt Flughafen-Pläne der PiS für Warschau | ABC-Z
Neuer Zentral-Airport bis 2032
Tusk entschlackt Flughafen-Pläne der PiS für Warschau
26.06.2024, 17:07 Uhr
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Polen wagt das Abenteuer eines neuen Zentralflughafens nahe Warschau. Schon in acht Jahren soll der Bau abgeschlossen sein. Bis dahin werden 30 Milliarden Euro verbaut. Der Plan stammt noch von der PiS-Regierung, ist nun aber an die Realität angepasst, wie Regierungschef Tusk erklärt.
Polen will einen neuen Zentralflughafen in der Nähe von Warschau bauen. Der Flughafen soll 2032 in Betrieb gehen und werde für bis zu 34 Millionen Passagiere jährlich ausgelegt sein, sagte Regierungschef Donald Tusk in Warschau. Die Kosten für den Flughafen und den Ausbau der Infrastruktur werden auf 30 Milliarden Euro geschätzt. Geplant ist außerdem eine Expansion der polnischen Fluggesellschaft Lot.
Der Bau eines “Zentralen Transportdrehkreuzes” (CPK) gehörte zu den umstrittenen Prestigeprojekten der mittlerweile abgewählten nationalkonservativen PiS-Regierung, die das Land von 2015 bis 2023 regierte. Die seit Dezember amtierende liberalkonservative Regierung von Tusk hält zwar am Bau des Großflughafens fest, will das Projekt aber nach Aussage von Tusk deutlich modifizieren und an die Bedürfnisse des Landes anpassen. “Letztendlich muss das jemand bauen, aber es muss auf realistischen Annahmen basieren”, sagte Tusk.
Nach den ursprünglichen Plänen der PiS-Regierung sollte der neue Großflughafen in Baranow 60 Kilometer westlich von Warschau nicht nur den bisherigen Airport der Hauptstadt ersetzen, sondern auch ein neues Luftdrehkreuz für Mittel- und Osteuropa darstellen. Von 100 Millionen Passagieren jährlich schwärmte der damalige Ministerpräsident Mateusz Morawiecki. Kritiker warnten, dass diese Erwartungen unrealistisch seien. Zum Vergleich: Der BER in Berlin verzeichnete im vergangenen Jahr 23 Millionen Passagiere, in Frankfurt am Main waren es 59,4 Millionen.
Von “politischer Propaganda und Ideologie” abkoppeln
Der Chopin-Flughafen Warschau wurde 1934 eröffnet und 2001 nach dem polnischen Komponisten Frédéric Chopin benannt. Der Flughafen bietet nach eigenen Angaben Verbindungen zu 7 polnischen und 112 internationalen Zielen an. Für das vergangene Jahr weist das polnische Statistikamt knapp 18,5 Millionen Passagiere aus.
Doch nicht nur die Corona-Pandemie, auch Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine haben die Realität in Polen und der Region verändert. Der Bau, den die PiS bis 2027 abschließen wollte, hat noch nicht begonnen. Tusk betonte nun, Polen brauche zwar einen modernen Flughafen für die Zukunft, er wolle das Projekt aber abkoppeln von “politischer Propaganda und Ideologie”. Dazu gehört auch, dass die Regierung das Vorhaben ihrer Vorgänger begräbt, in Baranow neben dem Flughafen einen zentralen Eisenbahnknotenpunkt zu errichten, der durch neue Linien, sogenannte Speichen, mit allen Landesteilen verbunden werden sollte. Man arbeite stattdessen daran, die polnischen Städte durch Ausbau der bestehenden Trassen für Hochgeschwindigkeitszüge besser miteinander zu verbinden, sagte Tusk.
Im Zusammenhang mit dem Bau des neuen Zentralflughafens soll die polnische Fluggesellschaft Lot expandieren. Laut Tusk soll sie “nicht ganz so groß wie Lufthansa, aber doch von ähnlicher Größe” werden. Bis 2032 soll der Flugzeugpark auf 135 Maschinen verdoppelt werden. Geplant ist, dass die Lot rund 60 Prozent der Verbindungen von dem neuen Großflughafen aus bestreiten soll.