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Neuer Report: „Erschütternde Bilanz“ für Tesla – das sind die Gewinner und Verlierer beim TÜV | ABC-Z

Der TÜV-Report zeigt, welche Modelle besonders oft durch die Kontroll-Prüfung fallen. E-Autos offenbaren dabei ein großes Problem. Zum ersten Mal in diesem Jahr auf der Liste: ein bestimmtes Modell von Tesla.

Es ist ein Termin, der auch gestandenen Autofahrern Prüfungsangst verursachen kann: die Hauptuntersuchung für ihr Fahrzeug, etwa beim TÜV oder beim Konkurrenten Dekra. Tatsächlich ist die Sorge nicht unbegründet. Der aktuelle TÜV-Report zeigt, dass die Durchfallquote weiter steigt.

Jedes fünfte Fahrzeug bestand die Prüfung innerhalb von zwölf Monaten nicht, 12.000 wurden sofort stillgelegt. Besonders häufig hatten Halter eines Tesla schon nach wenigen Jahren Ärger. Auch Marken wie Dacia schneiden weiter schwach ab. Generell trifft es besonders oft ältere Fahrzeuge. Elektroautos haben dagegen kein höheres Risiko für Mängel.

„Eigentlich gibt es viele Fortschritte. Rost ist beispielsweise kaum noch ein Thema“, sagte Joachim Bühler, Geschäftsführer des TÜV-Verbands. „Wir haben aber einen Trend, der die Fortschritte auffrisst: das Fahrzeugalter.“ Die Flotte auf deutschen Straßen wird immer älter. Denn angesichts steigender Preise und der Unsicherheit beim Umstieg auf die Elektroantriebe behalten die Deutschen ihre Autos länger. Dazu kommt: Aktuelle Youngtimer entstammen einer Zeit mit sehr hoher Auto-Qualität und sind entsprechend langlebig. Gut 27 Prozent der Autos sind älter als 15 Jahre.

Trotz des technischen Fortschritts sinkt daher die Mängelquote nicht – im Gegenteil steigt sie leicht an.

In Deutschland müssen Autos alle zwei Jahre zur Kontrolle. Für die Prüfer und die Werkstätten ist das ein gutes Geschäft. Bereits die Kontrolle schlägt im Schnitt nach Angaben des TÜV-Verbands mit 150 bis 160 Euro zu Buche. Die Behebung der festgestellten Mängel kann schnell ein Vielfaches kosten. Und das, obwohl die Auswirkungen der bereits 1951 eingeführten Prüfpflicht unklar sind.

Wenige Effekte der Prüfungen

In den USA etwa zeigt sich in der Statistik, dass es zwischen Bundesstaaten mit und ohne Prüfpflicht nur geringe Unterschiede beim Unfallgeschehen gibt. Die staatlichen US-Rechnungsprüfer GAO versuchten bereits vor zehn Jahren vergeblich, den Effekt zu beziffern: „Die vom GAO geprüften Studien und die Analyse der staatlichen Daten durch das GAO untersuchten die Auswirkungen von Inspektionsprogrammen auf die Unfallzahlen im Zusammenhang mit Fahrzeugkomponentenausfällen, konnten jedoch keinen eindeutigen Einfluss nachweisen“, heißt es in ihrem Bericht.

Eine spanische Übersichtsstudie über sechs systematische Untersuchungen in verschiedenen Ländern zeigt ebenfalls, dass im Schnitt nur ein geringer Effekt durch regelmäßige Prüfungen erzielt wurde. Andere Maßnahmen haben deutlich höhere Effekte. Daher sind die regelmäßigen Tests nicht unumstritten. Es gibt etwa das Argument, das Geld für die Prüfungen sei besser in Kaufanreize für neue Fahrzeuge angelegt, um das Durchschnittsalter der Fahrzeuge auf der Straße zu senken.

TÜV-Chef Bühler mahnte eine neue Untersuchung zur Wirksamkeit der Untersuchungen an: „Auch wir wollen wissen, wie sich die Fehlerquote auf schwere Unfälle auswirkt.“ Offenbar hofft er auf Rückenwind für einen Vorstoß der EU-Kommission, europaweit für Fahrzeuge ab zehn Jahren Laufzeit sogar jährliche Prüfungen vorzuschreiben. Die EU-Behörde schätzt, so zwischen 2026 und 2050 rund 7000 Todesfälle und 65.000 schwere Verletzungen vermeiden zu können.

„Insbesondere die Kombination aus menschlichem und technischem Versagen ist relevant“, sagte Bühler. Zum Beispiel könnten abgenutzte Stoßdämpfer den Bremsweg um fünf Meter verlängern. In die Statistik gehen solche Unfälle oft nur als menschlicher Fehler ein.

Daher will Bühler den Umfang der Prüfung weiter ausbauen. Der TÜV solle Zugriff auf digitale Daten des Fahrzeugs erhalten und so auch Assistenzsysteme und Batteriezustand prüfen können. Er hoffe, dass sich durch einen einfachen Zugriff auf solche Daten der Preis der Hauptuntersuchung nicht erhöhe.

Sicher ist: Durch die Hauptuntersuchungen gibt es einen guten statistischen Überblick über die Mängel der Autos auf deutschen Straßen. Die meisten Beanstandungen sind allerdings eher gering: Meist geht es um die Beleuchtung oder Ölverlust. Allerdings sind bei rund drei Prozent der Fahrzeuge auch die Bremsscheiben fehlerhaft.

Zwischen Elektroautos und Verbrennern gibt es dabei Unterschiede im Fehlerbild. E-Autos leiden häufiger an Mängeln bei der Bremse und bei der Radaufhängung. Paradoxerweise liegen die Bremsprobleme daran, dass E-Autos weniger oft aktiv gebremst werden müssen, da die Energierückgewinnung das Auto ohnehin abbremst. Doch regelmäßiges Bremsen pflegt die Bremsanlage. Die höhere Fahrdynamik der E-Autos belastet zudem die Aufhängung, die bei einigen Modellen offenbar nicht entsprechend ausgelegt ist.

Tesla-Qualität steigt

Insgesamt wertet der TÜV für seinen Report 216 Modelle in sechs Altersklassen aus. Dabei zeigt sich, wer die Hauptuntersuchung besonders fürchten muss. Das sind vor allem Tesla-Fahrer – womöglich auch deshalb, weil der Elektroauto-Hersteller, anders als die meisten anderen Autobauer, darauf verzichtet, seine Kunden zu regelmäßigen Inspektionen aufzufordern. Daher werden Mängel womöglich erst beim TÜV auffällig, die ansonsten bereits in der Vertragswerkstatt entdeckt worden wären.

Die Zeitschrift „Autobild“, bei dem TÜV-Report Partner der Prüfer, schreibt beim Tesla Model Y von einer „erschütternden Bilanz“. Das Auto aus dem Werk im brandenburgischen Grünheide taucht in diesem Jahr erstmals in der Statistik auf, weil Autos erst drei Jahre nach der Erstzulassung zum TÜV müssen. Die häufigsten Mängel sind die vordere Beleuchtung, die Bremsscheiben und die Achsaufhängungen. Dazu kommen häufig ausgeschlagene Trag- und Führungsgelenke am Fahrwerk. „Die Verarbeitung des Y ist besser als die früherer Tesla-Modelle, erreicht aber nicht das Niveau deutscher Mitbewerber“, schließen die Experten. Seit diesem Jahr ist eine überarbeitete Version auf dem Markt. Zugleich fällt Tesla mit einer hohen Laufleistung auf. Das sei aber keine Erklärung für die vielen Mängel, sagte Bühler.

Im Vorjahr lag das Tesla Model 3 auf dem letzten Platz, diesmal auf dem drittletzten. Vorletzter ist der Ford Mondeo. Zum Gesamtsieger kürte der TÜV den Mazda 2, der bei der ersten Hauptuntersuchung am seltensten auffällig wird – einen Kleinwagen. „Das zeigt, dass Sicherheit keine Frage des Geldbeutels ist“, sagte Bühler.

Detail-Ergebnisse

Mängelquoten

Die Ergebnisse im Überblick der Mängelquoten nach Altersklassen – jeweils bester und schlechtester:

2- bis 3-Jährige

  • Sieger: Mazda 2 – 2,9%
  • Verlierer: Tesla Model Y – 17,3%
  • Schnitt: 6,5%

4- bis 5-Jährige

  • Sieger: VW Golf Sportsvan – 4%
    VW T-Roc – 4%
  • Verlierer: BMW 5er/6er – 21,5%
  • Schnitt: 10%

6- bis 7-Jährige

  • Sieger: VW T-Roc – 6,7%
  • Verlierer: Dacia Duster – 23,5%
  • Schnitt: 13,6%

8- bis 9-Jährige

  • Sieger: Mazda CX-3 – 9,7%
  • Verlierer: BMW 5er/6er – 29,9%
  • Schnitt: 18,3%

10- bis 11-Jährige

  • Sieger: Mercedes B-Klasse 13,9%
  • Verlierer: Dacia Duster 34,2%
  • Schnitt: 22,9%

12- bis 13-Jährige

  • Sieger: VW Touareg 17,9%
  • Verlierer: Renault Clio 40,4%
  • Schnitt: 28,4%

Zudem wurde erstmals ermittelt, welche Automarken die beste Langzeitqualität bei sicherheitsrelevanten Mängeln aufweisen. Dabei gingen die Ergebnisse der fünften Hauptuntersuchung eines Autos in die Statistik ein – also nach rund elf Jahren.

Sieger Langzeitqualität

  • 1. Mercedes Mängelquote: 18,5% Laufleistung 149.000 Kilometer
  • 2. Audi 19,2% 150.000 Kilometer
  • 3. Toyota 22,0% 136.000 Kilometer
  • 4. VW 22,4% 140.000 Kilometer
  • 5. Skoda 23,0% 136.000 Kilometer
  • 6. Opel 23,1% 120.000 Kilometer
  • 7. Mazda 23,3% 120.000 Kilometer
  • 8. Seat 24,2% 145.000 Kilometer
  • 9. Peugeot 24,7% 114.000 Kilometer
  • 10. BMW 25,1% 155.000 Kilometer
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