Neuer Küchenchef in bekanntem Restaurant in München: Er will nach den Sternen greifen | ABC-Z
München – “Wäre mein Bruder Elektriker geworden, wäre ich jetzt auch Elektriker”, sagt Felix Adebahr. Aber sein Bruder Lukas wurde Koch. Und er selbst hat letzte Woche seine Stelle als Küchenchef im Restaurant Mural angetreten. Er folgt auf Joshua Leise, der dort einen Michelin-Stern erkocht hat.
Felix Adebahr: Münchens neuer Stern am Gastro-Himmel
30 Jahre ist Felix Adebahr jung. Im Gespräch merkt man das nicht. Bedacht wählt er seine Worte, und mit jedem Satz wird klarer: Dieser Mensch hat sich seit seiner Kindheit an der Familie orientiert, war aber trotzdem immer zielstrebig, hat aus jeder Erfahrung gelernt und weiß heute genau, was er will: Nach den (Michelin-) Sternen greifen, und trotzdem seine Kinder aufwachsen sehen. Ungewöhnlich für einen Mann.
Adebahr ist verheiratet und hat zwei Söhne. Sein Bruder Lukas kocht heute im 1804 Restaurant in der Hirschau, ausgezeichnet mit einem Grünen Michelin-Stern für besonders nachhaltige Gastronomie. Einen Teil ihres kulinarischen Weges sind die Brüder gemeinsam gegangen.
Michelin-Ambitionen und Work-Life-Balance: Adebahrs Erfolgsrezept
Felix Adebahr absolviert seine Kochlehre im Bistro Windrose im Lehel. Dort war er von Anfang an in alle Prozesse der Küche involviert. “Das ist nicht selbstverständlich”, betont er. Er ist jung, will danach erst einmal das Nachtleben kennenlernen und heuert im Schumann’s an. “Die Küche dort ist sehr frei, da konnte ich mich selbst entdecken.”
Von dort aus geht er zusammen mit seinem Bruder ins Tantris. “Die Tage dort waren lang”, erinnert er sich, “es war ein Kampf. Aber wichtig!” Von Hans Haas habe er dessen ganz eigene Art des Tellers kennengelernt, die Fokussierung aufs Produkt und auf die Qualität.
Adebahr schmeckt seine Gerichte gerne mit Spirituosen ab. Deshalb zieht es ihn zurück ins Schumann’s – da sitzt er immerhin an der Quelle. Anschließend übernehmen die Brüder gemeinsam die Küche im Herzog, “das war eine tolle Zeit”, sagt Adebahr.
Zeitweise Trockenbauer, dann ein Michelin-Stern im Green Beetle
Dann suchen die Sterneköche Bobby Bräuer und Tohru Nakamura jeweils einen Koch. Felix ist Fan der klassischen Küche und geht zu Bräuer ins Esszimmer in der BMW-Welt, sein Bruder zu Nakamura. Dann kam Corona. Adebahr wurschtelt sich irgendwie durch, zeitweise arbeitet er sogar für eine Trockenbau-Firma.
“Bobby Bräuer hatte gesehen, dass ich Gemüse-affin bin”, so Adebahr. Er schlägt ihn für Käfers erstes rein vegetarisches Restaurant Green Beetle vor. Mit seinen Überraschungsmenüs lockt er dort ein immer jüngeres Publikum an und erkocht wie sein Bruder einen Grünen Michelin-Stern.
In dieser stressigen Zeit kommt sein erster Sohn auf die Welt. Beim zweiten Kind will er es anders machen, zu Hause sein, und zieht den Schlussstrich. Er nimmt sich nur noch kleinere Projekte vor.
“Druck ist hoch”: Sein Vorgänger im Mural hinterlässt einen Michelin-Stern
Im Mural beginnt jetzt ein neues Kapitel. Sein Vorgänger hinterlässt ihm ein nachhaltiges und regionales Konzept – und einen Michelin-Stern. “Der Druck ist hoch”, gibt Adebahr zu, “aber auch eine Herausforderung, und das ist gut.” Auch Fisch und Fleisch stehen auf der Speisekarte. “Das habe ich vermisst”, sagt Adebahr, “aber auch hier im Mural wird mein Fokus das Gemüse sein”. Jetzt in der kalten Jahreszeit ist da viel Kreativität gefragt. Ochsenschwanz mit Chicorée gibt es gerade, und Zander mit Blutwurst.
Adebahr weiß, dass die Konkurrenz unter den Sterne-Restaurants groß ist. Vielen Münchnern ist die gehobene Küche zu teuer geworden. Er möchte ihnen trotzdem zeigen, was er kann, und hat knapp kalkuliert. Zusammen mit seinem Team kocht er vier Tage in der Woche ein Menü, entweder vegetarisch oder mit Fisch und Fleisch. Vier Gänge kosten 125 Euro. Auf Wunsch können einzelne Gänge dazubestellt werden. Ein geradliniges Konzept, mitten im bunten Street-Art-Museum.
Mural, Hotterstraße 12, muralrestaurant.de