Neuer geldpolitischer Kurs: China greift erneut der Wirtschaft unter die Arme | ABC-Z
Neuer geldpolitischer Kurs
China greift erneut der Wirtschaft unter die Arme
09.12.2024, 16:02 Uhr
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Die Konjunktur in China lahmt hartnäckig. Die kommunistische Führung greift nun ein. Ein Analyst sieht in den veröffentlichten Verlautbarungen eine aktivere Geldpolitik, Zinssenkungen und den angestrebten Kauf von Vermögenswerten. Neue Probleme für Peking könnten durch den US-Regierungswechsel entstehen.
China ändert angesichts der hartnäckigen Konjunkturflaute erstmals seit 2010 seinen geldpolitischen Kurs. Im kommenden Jahr soll eine “angemessen lockere” Geldpolitik verfolgt werden, wie staatliche Medien unter Berufung auf eine Politbüro-Sitzung berichteten. Seit 2010 wurde von der Zentralbank eine als “umsichtig” bezeichnete Geldpolitik verfolgt, nachdem 2008 als Reaktion auf die globale Finanzkrise und deren Folgen für die Realwirtschaft ein “angemessen lockerer” Kurs ausgerufen worden war.
Den Angaben zufolge sollen zudem auch eine aktivere Fiskalpolitik umgesetzt und “unkonventionelle” Anpassungen verstärkt werden, wie etwa die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua schrieb. Demnach soll der Konsum “energisch” angekurbelt und die Binnennachfrage “in alle Richtungen” ausgeweitet werden. Der Immobilien- und der Aktienmarkt sollen ebenfalls stabilisiert werden, fügte das Politbüro hinzu – ohne jedoch Einzelheiten zu nennen.
“Wir glauben, dass dies auf starke fiskalische Anreize, große Zinssenkungen und den Kauf von Vermögenswerten im Jahr 2025 hindeutet”, sagte der China-Analyst der ANZ-Bank, Xing Zhaopeng. An den Finanzmärkten kam die Aussicht auf Konjunkturhilfen gut an.
Die Äußerungen stammen aus einem offiziellen Bericht über eine Sitzung des Politbüros der Kommunistischen Partei vor der jährlichen Zentralen Wirtschaftskonferenz Ende dieser Woche. Auf ihr werden traditionell die wichtigsten Ziele und politischen Absichten für das kommende Jahr festgelegt.
Wachstumsziel in Gefahr
2025 sollen sich die Behörden an den Grundsatz halten, “den Fortschritt zu verfolgen und gleichzeitig die Stabilität zu erhalten”. “Eine proaktivere Fiskalpolitik und eine angemessen lockere Geldpolitik sollten umgesetzt werden, um das politische Instrumentarium zu verbessern und zu verfeinern und außergewöhnliche antizyklische Anpassungen zu verstärken”, hieß es.
Die Volksrepublik kämpft mit einer Konjunkturkrise. Die Behörden in China haben bereits Gegenmaßnahmen beschlossen. Die Zentralbank kündigte im November unter anderem ihre aggressivste geldpolitische Lockerung seit der Corona-Pandemie an, senkte die Zinssätze und pumpte eine Billion Yuan (131 Milliarden Euro) in das Finanzsystem. Das Wachstumsziel von fünf Prozent könnte Ökonomen zufolge in diesem Jahr gerade noch erreicht werden. 2025 dürfte das aber schwerer erreichbar sein – vor allem nach dem Wahlsieg von Donald Trump. Der designierte US-Präsident droht mit hohen Zöllen auf chinesische Produkte, was den Exportweltmeister belasten dürfte. Die chinesische Industrie verkauft jährlich Waren im Wert von mehr als 400 Milliarden Dollar in die USA.
Die Volksrepublik ringt zudem mit einer Immobilienkrise. Die Einnahmen der Kommunalverwaltungen – die viele Jahre ihre Grundstücke teuer verkaufen konnten – sind eingebrochen. Zugleich bedeutet das Überangebot an Wohnraum, dass dieser Bereich wohl auf viele Jahre hinaus nicht mehr zum Motor der chinesischen Konjunktur werden dürfte.