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Neue Bestattungsform in Eurasburg: Auf einer Wiese unter Bäumen ruhen – Bad Tölz-Wolfratshausen | ABC-Z

Die Bestattungskultur verändert sich grundlegend. Während Erdgräber kaum noch gefragt sind, bevorzugt die Mehrheit inzwischen Urnenbeisetzungen. Insbesondere weil letztere Form als pflegeleicht und kostengünstiger gilt. Dafür könnte nun bald Gut Waltersteig bei Herrnhausen in der Kommune Eurasburg eine naturnahe und in die Landschaft integrierte Möglichkeit bieten: Auf 6,5 Hektar freier Fläche westlich der Gutsgebäude plant die Eigentümerfamilie von Poschinger eine Friedwiese für Urnengräber.

Dafür muss die Gemeinde Eurasburg den Flächennutzungsplan ändern und einen Bebaungsplan aufstellen. Lediglich mögliche Verkehrsprobleme und eine fehlende Einbeziehung der Herrnhauser Bevölkerung hielten den Gemeinderat in der Dezembersitzung am Dienstagabend davon ab, das sofort einzuleiten. Besonders Alexander Sebald (Herrnhauser Liste) trat für mehr Transparenz ein.

„Die Sorge, dass Herrnhausen nicht mehr so ruhig und idyllisch ist, treibt die Leute um“, sagte der zweite Bürgermeister. „Ich glaube, es braucht eine zweite Runde, um die Bürger in Herrnhausen mit ins Boot zu holen.“ Das soll aus seiner Sicht eine Informationsveranstaltung der Eigentümer leisten, bevor sich der Gemeinderat Anfang 2026 noch einmal mit dem Flächennutzungs- sowie dem Bebauungsplan auseinandersetzt.

Das Bestattungswesen ist eine staatshoheitliche Aufgabe, weswegen die Kommune Träger des Naturfriedhofs werden muss. Darunter fällt etwa, die Grabstätten zu verwalten oder zu prüfen, dass Beerdigungsvorschriften eingehalten werden. Laut der Eigentümerfamilie Poschinger soll eine noch zu gründende Ruhe Oasen GmbH den Naturfriedhof betreiben, das Projekt umsetzen, organisieren und betreuen. Das beinhaltet auch, sämtliche Investitions- und laufenden Kosten im Betrieb zu tragen. „Die Gemeinde wird nicht finanziell belastet“, heißt es im Antrag.

Die Urnen sollen sich unter heimischen und symbolischen Bäumen gruppieren

Die Eigentümerfamilie möchte das Vorhaben gerne von 2026 an vorantreiben. Damit könnten die ersten Bestattungen in zwei bis drei Jahren stattfinden, je nachdem, wie lange die Verfahren zur Änderung des Flächennutzungsplans sowie für den Bebauungsplan dauern. Auf 6,5 Hektar Fläche wollen die Betreiber auf klassische Grabsteine verzichten. Die freie Wiese soll naturnah bleiben, weswegen nur Urnen aus verrottbaren Materialien erlaubt sind. Das Konzept sieht zudem vor, dass sich Einzel- oder Partnergräber kreisförmig um heimische und symbolische Bäume gruppieren. Gedacht ist etwa an Obstgehölze, Linden, Eichen, Kastanien oder Gingkos, die im Abstand von etwa zehn mal zehn Metern gepflanzt werden. Pro Baum lassen sich demnach circa zwölf bis 24 Urnengräber anlegen.

Die Ruhewiese soll allen Konfessionen, aber auch Menschen unabhängig von einer Religionszugehörigkeit offenstehen. Für Vorhaben soll ein neuer Weg mit daran angeordneten Parkplätzen ausgebaut werden. Das soll einen sicheren Zugang zur Friedwiese, aber auch für Gäste von Veranstaltungen auf Gut Waltersteig wie dem Christkindlmarkt gewährleisten.

Ein sogenannter „Raum der Begegnung“ soll Platz für kleine Trauerfeiern, Gespräche, Erinnerungsmomente und gemeinschaftliche Veranstaltungen bieten. Dafür wollen die Betreiber die Scheune mit der alten Traktorgarage im bestehenden Gebäudeensemble schlicht und würdevoll umbauen lassen. Ein städtebaulicher Vertrag zwischen der Kommune Eurasburg und den Betreibern soll die Modalitäten des Projekts regeln.

Die Waldruh Dietramszell bietet im Landkreis bereits naturnahe Bestattungen

Im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen existiert mit der Waldruh Dietramszell erst eine derartige naturnahe Bestattungsmöglichkeit in vergleichbaren Dimensionen wie die in der Kommune Eurasburg geplante. In der Nähe des Klosters Dietramszell können sich Menschen im Mischwald der Familie von Schilcher seit dem Jahr 2020 unter extra ausgezeichneten Ruhebäumen bestatten lassen. Plaketten mit Namen und Lebensdaten an den Stämmen markieren den Bestattungsplatz für die Urne.

Laut Tenor aus dem Eurasburger Gemeinderat ließen sich auch Einwohner der Kommune in Dietramszell bestatten. Die Friedwiese böte denjenigen, die an naturnahen Beisetzungen interessiert seien, die Möglichkeit, sich wohnortnah beerdigen zu lassen.

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