Wirtschaft

Neubau von Frankfurter Unibibliothek in weiter Ferne | ABC-Z

Es soll der krönende Abschluss eines Großprojekts werden, das vor einem Vierteljahrhundert mit dem Umbau des historischen IG-Farben-Hauses begonnen hatte: Mit einem Neubau der Zentralbibliothek würde die Entwicklung des Westend-Campus der Frankfurter Universität ihren geplanten Endpunkt erreichen. Doch ob es dazu kommt, ist fraglicher denn je. Äußerungen aus Stadt- und Landespolitik lassen daran zweifeln, dass die alte Bockenheimer Unibibliothek in absehbarer Zeit aufgegeben wird und im Westend ein modernes Medienzentrum mit vielen Lernplätzen für Studenten entsteht.

Schon 2021 hatten sich Stadt Frankfurt und Land Hessen auf einen Grundstückstausch geeinigt. Die Stadt soll vom Land ein Areal im Westend für den Neubau ei­nes Gymnasiums und einer Grundschule bekommen. Im Gegenzug soll das Land ein heute für mehrere Schulen genutztes Grundstück im Norden des Westend-Campus für den Bibliotheksneubau erhalten. Die damaligen Akteure, Wissenschafts­ministerin Angela Dorn (Die Grünen) und der Frankfurter Baudezernent Jan Schneider (CDU), sind längst nicht mehr im Amt, und der Vertrag ist immer noch nicht un­terschrieben. Zuletzt sprach der jetzige Wissenschaftsminister Timon Gremmels (SPD) im Juli in der Antwort auf eine Anfrage des Frankfurter Landtagsabgeord­neten Yanki Pürsün (FDP) von „weiterem Klärungsbedarf“.

„Nach jetzigen Stand bleibt Bibliothek, wo sie ist“

Details nannte er nicht, aber möglicherweise geht es um die künftige Nutzung des heute städtischen Grundstücks an der Miquelallee. Bisher war geplant, dort den Neubau der Unibibliothek zu errichten. Das Land hatte dafür schon 105 Millionen Euro zugesichert, die aus dem Verkauf des alten Polizeipräsidiums in Frankfurt stammen. Doch kurz vor Weihnachten sagte der Frankfurter Planungsdezernent Marcus Gwechenberger (SPD) im Stadtpar­lament: „Nach jetzigem Stand bleibt die Unibibliothek, wo sie ist.“

Das Universitätspräsidium will dies auf Nachfrage nicht bestätigen. „Überlegungen zur wirtschaftlichsten und nachhaltigsten Lösung für die Bibliothek der Universität sind nicht abgeschlossen“, teilt der Sprecher der Hochschule mit. Fest stehe allerdings, dass die 105 Millionen Euro für einen Neubau der Zentralbibliothek nicht ausreichen würden.

Universität hofft weiterhin auf Flächentausch

Im Übrigen ist noch nicht einmal klar, ob und wann dieser Betrag zur Verfügung stünde: Die Summe gehört zu jenen Rücklagen der hessischen Hochschulen, die das Land zwecks Konsolidierung des Etats für 2025 auflösen will. Insgesamt geht es dabei um 475 Millionen Euro. Laut Goethe-Uni will sich das hessische Wissenschaftsministerium „dafür einsetzen“, dass die 105 Millionen Euro „zukünftig“ wieder der Hochschule zur Verfügung stehen – wann das der Fall sein könnte, wird nicht gesagt. Unabhängig davon sei der Uni­versität weiterhin sehr am Tausch der Flächen gelegen, um den Campus weiterentwickeln zu können.

Die Erkenntnis, das sich der Bibliotheksbau nicht allein mit dem Verkaufserlös des alten Polizeipräsidiums bezahlen lässt, „fließt in die Überlegungen zur Weiterentwicklung des Campus ein“, so der Uni-Sprecher. Schon 2018 hatte die damalige Uni-Präsidentin Birgitta Wolff die zu erwartenden Kosten auf 170 Millionen Eu­ro geschätzt; inzwischen dürften sie noch einmal deutlich gestiegen sein. Wolff brachte damals die Möglichkeit ins Gespräch, dass private Förderer das Projekt mitfinanzieren könnten. Seitdem hat man von dieser Idee nichts mehr gehört.

Ohnehin ist offen, was nach einem Umzug der Unibibliothek mit dem 1965 errichteten und unter Denkmalschutz stehenden Gebäude in Bockenheim passieren soll. Saniert werden müsste das Ge­bäude laut Universität auf jeden Fall.

Vor einigen Jahren gab es Pläne, auf dem Grundstück den Neubau der Hochschule für Musik und darstellende Kunst zu errichten, doch diese Überlegungen wurden verworfen. Im Bebauungsplan ist an der Südostecke des Bibliotheksgebäudes ein bis zu 50 Meter hohes Hochhaus vorgesehen – ebenso wie ein Stück weiter nördlich auf dem ebenfalls landeseigenen Grundstück der früheren Dondorf-Druckerei.

Gwechenberger sagte kürzlich bei einer Veranstaltung der Industrie- und Handelskammer, dass dieses Baurecht das Land in die Lage versetze, Erlöse zu erzielen, die in die Entwicklung des in Bockenheim geplanten Kulturcampus investiert werden könnten.

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