Nette Idee, katastrophal umgesetzt: BVB-Plan scheitert bei Barca | ABC-Z

Barcelona. Das Halbfinale kann sich Borussia Dortmund nach der 0:4-Pleite in Barcelona wohl abschminken. Die Gründe für die Hinspiel-Packung.
Aus den Boxen dröhnte ein viertes Mal Technomusik, an der weißen Fassade des Olympiastadions flackerten blau-rote Lichter. Lamine Yamal und Raphinha sprangen Brust an Brust, Robert Lewandowski kam noch dazu.
Bei der großen Champions-League-Party des FC Barcelona, die mit dem Jubel über Yamals Tor zum 4:0 (1:0)-Endstand seinen Höhepunkt fand, waren die Profis von Borussia Dortmund nur Statisten. Im ersten Duell in Katalonien trafen für Raphinha (25.), Lewandowski (48./66.) und Yamal (77.) für die Zauber-Mannschaft von Trainer Hansi Flick. Im Viertelfinal-Rückspiel am kommenden Dienstag im Westfalenstadion braucht der BVB das größte Europapokal-Wunder der Klub-Historie, um im Wettbewerb zu bleiben. Erstmal aber gastiert er am Samstag in der Bundesliga bei Bayern München (18.30 Uhr/Sky).
BVB gegen Barcelona: Drei Änderungen in der Startelf
Flicks Gegenüber Niko Kovac hatte am Dienstagabend sinngemäß gesagt: Geheimniskrämerei, die brauche es vor dem Duell mit Barca ja eigentlich nicht, denn beide Klubs hätten in den vergangenen Tagen dutzende Stunden Videomaterial gesichtet, wüsste genau, wie der jeweils andere spiele. Doch der 53-Jährige hatte ein paar Überraschungen parat, als 24 Stunden später die Aufstellungsbögen erschienen.
Drei Wechsel nahm Kovac im Vergleich zum 4:1-Sieg am vergangenen Samstag in Freiburg vor. Für den gesperrten Pascal Groß, Daniel Svensson und den aufstrebenden Maximilian Beier standen Felix Nmecha, der kriselnde Jamie Gittens und Serhou Guirassy in der Startelf. Besonders Hereinnahme des formschwachen Gittens‘ verwunderte. Mit den personellen Veränderungen ging auch ein Systemwechsel von der erfolgreichen Fünfer-Formation zu Viererkette einher. „Wenn wir uns mit fünf hinten aufstellen, besteht die Gefahr, dass wir hinten reingedrängt werden“, erklärte Kovac seine Idee. Die Angriffe der Offensive um Altmeister Robert Lewandowski sollten weiter vorne gestoppt werden. „Mit Gittens und Adeyemi haben wir eine hohe Geschwindigkeit auf dem Platz, der Erfolg liegt hinter der Kette.“ So, glaubten die Dortmunder, ist Barcelona verwundbar.
BVB hat sich bei Barcelona Chancen ausgerechnet
„Wir haben eine sehr große Chance“, sagte Sport-Geschäftsführer Lars Ricken. Und zwar an historischer Stätte. Da das altehrwürdige Camp Nou renoviert wird, trägt Barca die Heimspiele im Olympiastadion aus, oben auf dem Hausberg Montjuic, wo Dieter Baumann, Heike Henkel und Heike Drechsler 1992 für die frisch vereinte Bundesrepublik Gold holten.
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Lang ist es her. Nur Lewandowski und Landsmann Wojciech Szczesny waren von den 22 Profis auf dem Rasen damals schon auf der Welt. Lamine Yamal etwa, Barcelona Edel-Talent, wurde 15 Jahre später geboren. Er brauchte am Mittwochabend aber nur ein paar Minuten, um mal wieder zu demonstrieren, dass er der neue Hingucker in der Arena ist. Der Angreifer war nur von Dortmunds Torwart Gregor Kobel (5.) zu stoppen, schoss direkt im Anschluss noch einmal knapp vorbei. Nur bei Kobels toller Tat gegen Lewandowski war Yamal in der Anfangsphase mal nicht beteiligt.
BVB im Pech: Rückstand nach einer Standardsituation
Der BVB wackelte in neuer Formation, ließ immer wieder Lücken, schwamm regelrecht, aber nicht um olympische Medaillen. 25 Minuten brauchten die Schwarz-Gelben, bis sie Barcas Offensivwellen besser kontrollieren konnten, waren etwas geordneter. Und daher ganz bitter aus: Dass Raphinha seine Mannschaft ausgerechnet nach Standardsituation in Führung brachte (25.), bei der die BVB-Spieler immer einen Schritt zu spät dran waren.
Dortmund allerdings schockierte der Rückstand nicht, stattdessen wurden der BVB etwas besser nach vorne. Die größte Möglichkeit hatte Guirassy, der das Zuspiel von Carney Chukwuemeka nicht kontrollieren konnte und aus elf Metern über den Ball trat (36.). Vier Minuten später schoss Chukwuemeka, im Laufe der ersten Halbzeit zum Aktivposten geworden, den am Boden liegenden Cubarsi an. In der Nachspielzeit knallte Guirassy den Ball ins Außennetz. Kovac hatte recht: Barca ist verwundbar.
BVB zerfällt in seine Einzelteile
Aber eben nicht über 90 Minuten, wenn man so verteidigt wie der BVB nach der Pause. Yamal bekam zu viel Platz von Ramy Bensebaini, flankte auf Raphinha, den Ryerson nicht bedrängte. Und in der Mitte verlor Waldemar Anton seinen Gegenspieler Lewandowski aus den Augen. Der Pole köpfte zum 2:0 ein (47.), die Partie war gelaufen.
Denn dieser Rückstand beschäftigte den BVB länger, das spürte man. Er hatte trotz der Einwechslung von Beier nichts mehr hinzuzusetzen. Als die Kräfte schwanden, schlug Barcelona noch mal eiskalt zu. Lewandowski wuchtete den Ball nach Zuspiel von Fermin zum 3:0 ins Netz. Der BVB zerfiel in seine Einzelteile. Und Yamal machte kurz danach den Deckel drauf.