Netanjahu ordnet neue Angriffe im Gazastreifen an | ABC-Z

Die israelische Armee fliegt wieder Luftangriffe im Gazastreifen – das hatte Premier Netanjahu kurz zuvor angeordnet. Die Spannungen hatten zuletzt zugenommen, auch wegen der verzögerten Übergabe toter Geiseln.
Die israelische Luftwaffe hat wieder intensive Angriffe im Gazastreifen gestartet. Es seien Ziele in der Stadt Gaza sowie an anderen Orten in dem Küstenstreifen beschossen worden, berichteten israelische Medien.
Zuvor hatte der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu der militant-islamistischen Hamas Verstöße gegen die Waffenruhe im Gazastreifen vorgeworfen und neue Angriffe angeordnet. Die Armee sei angewiesen worden, umgehend “intensive” Angriffe im Gazastreifen auszuführen, teilte sein Büro mit.
Bei einem Angriff in Chan Junis wurden nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Zivilschutzes fünf Menschen getötet. Ein Sprecher sagte, darunter seien auch Kinder. Ein Fahrzeug sei gezielt angegriffen worden. Auch in der Stadt Gaza wurden demnach zwei Menschen getötet und vier verletzt. Es sei ein Wohnhaus im Viertel al-Sabra getroffen worden, hieß es.
Feuergefecht trotz Waffenruhe
Nach Angaben des israelischen Verteidigungsministers Israel Katz handelt es sich bei den Angriffen um eine Reaktion auf eine Attacke der Terrororganisation Hamas gegen israelische Soldaten sowie auf die Verzögerung bei der vereinbarten Übergabe getöteter Geiseln.
Der israelische TV-Sender N12 berichtete, bewaffnete Palästinenser hätten Soldaten in Rafah angegriffen, unter anderem mit einer Panzerabwehrrakete. Auch ein Scharfschütze sei beteiligt gewesen. Die Hamas teilte später mit, sie sei nicht für den Angriff auf die Soldaten verantwortlich.
Nach Angaben palästinensischer Augenzeugen kam es nach der Attacke zu Artilleriebeschuss mehrerer Gebiete im Bereich von Rafah. Alle Angaben können derzeit nicht unabhängig überprüft werden.
Hamas verschiebt Übergabe toter Geisel
Der bewaffnete Arm der Hamas teilte nach Netanjahus Anordnung mit, die für heute geplante Übergabe sterblicher Überreste einer Geisel werde verschoben. Zur Begründung erklärte die Terrorgruppe, Israel habe gegen die Waffenruhe verstoßen. Bei Suchaktionen in einem Tunnel im Süden des Gazastreifens sei zuvor eine Leiche gefunden worden. Neue Angriffe Israels würden die Sucharbeiten behindern und die Rückgabe verzögern.
Empörung um Rückgabe von Leichnam
Wegen der verzögerten Rückgabe toter Geiseln an Israel hatten die Spannungen zuletzt zugenommen. So übergab die Hamas am Montagabend sterbliche Überreste eines Mannes, der laut Netanjahu schon beigesetzt wurde.
Auf israelischer Seite war zunächst der Eindruck entstanden, gemäß der Waffenruhevereinbarung sei die 16. getötete Geisel übergeben worden. Nach der Identifizierung durch die Gerichtsmedizin stellte sich jedoch heraus, dass es sich um weitere sterbliche Überreste von Ofir Tsarfati handelte – dessen Leichnam vor zwei Jahren von der israelischen Armee im Gazastreifen teilweise geborgen und nach Israel gebracht worden war.
Netanjahu hatte den Vorgang als einen “eindeutigen Verstoß” gegen die getroffene Waffenruhe-Vereinbarung bezeichnet. Die Regierung werde sich mit den Spitzen der Sicherheitsbehörden treffen, “um Israels Schritte als Reaktion auf die Verstöße zu besprechen”, hatte es weiter geheißen.
Waffenruhe seit 10. Oktober
Das Forum der Geisel-Familien forderte die israelische Regierung auf, “entschlossen” gegen die Hamas vorzugehen. “Angesichts des schweren Verstoßes der Hamas gegen die Vereinbarung gestern Abend (…) kann und darf die israelische Regierung dies nicht ignorieren und muss entschlossen gegen diese Verstöße vorgehen”, erklärte das Forum.
Am 10. Oktober war die maßgeblich von den USA vermittelte Waffenruhe in Kraft getreten. Von Beginn an gab es aber immer wieder tödliche Zwischenfälle. Die Übergabe aller in den Gazastreifen verschleppten Geiseln – auch der sterblichen Überreste der toten Geiseln – an Israel ist Teil der Vereinbarung.





















