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NBA-Champion: Isaiah Hartenstein ist der Anti-Nowitzki | ABC-Z

Stand: 23.06.2025 11:20 Uhr

Isaiah Hartenstein hat als zweiter Deutscher nach Dirk Nowitzki den Titel in der NBA gewonnen. Das eint die beiden, ihr Weg unterscheidet sie jedoch gänzlich.

14 Jahre war es her, dass Dirk Nowitzki mit den Dallas Mavericks eine unglaubliche Geschichte geschrieben hatte, als Isaiah Hartenstein beim 103:91 seiner Oklahoma City Thunder im Spiel 7 gegen die Indiana Pacers als zweiter Deutscher den NBA-Titel gewann. “Dirkules” führte damals die “Mavs”, ein Team mit vielen Veteranen und ihm als großem Star gegen die hoch favorisierten Miami Heat um LeBron James zur Meisterschaft. Nowitzki und Hartenstein stehen nun gemeinsam in den deutschen Basketball-Geschichtsbüchern, ihr Weg dorthin war aber grundlegend unterschiedlich.

Der verwurzelte Nowitzki und der reisende Hartenstein

Nowitzki war bei seinem Titelgewinn 32 Jahre alt und nahm mit Dallas einen langen Anlauf bis zur Krönung am 12. Juni 2011, eine Woche vor seinem Geburtstag. Das “German Wunderkind” hat in seiner Karriere nur bei zwei Klubs gespielt, er wurde von der DJK Würzburg in die NBA gedraftet und fand sofort in Dallas sein Glück, das ihn im Trade von den Milwaukee Bucks (drafteten Nowitzki an Position neun) erhielt. 20 Jahre blieb er bei den Texanern und wurde zu einem der besten NBA-Spieler der Geschichte.

Dirk Nowitzki wird 2011 mit den Dallas Mavericks NBA-Champion

Als solcher wird Hartenstein aller Voraussicht nach nie gelten. Aber der Center hat nun ohnehin schon viel mehr erreicht, als es sein Karriereweg hätte vermuten lassen. In der NBA sind die Oklahoma City Thunder bereits sein sechster Klub, seitdem ihn 2018 die Houston Rockets in die Liga holten – das hatte sich Hartenstein (im 2017er-Draft von Houston als 43. ausgewählt) durch ein Jahr im Farm Team des Klubs verdienen müssen. Davor hatte er in Litauen gespielt, nachdem er seine Anfänge als Basketball-Profi in Deutschland hatte.

Hartenstein und das perfekte Timing

Hartenstein brauchte wie Nowitzki Geduld, aber nicht Geduld, um die letzte Stufe zu erklimmen, sondern um überhaupt erstmal sich selbst und den richtigen Ort zu finden. Bei den New York Knicks gelang dem heute 27-Jährigen dann vorletzte Saison der Durchbruch – es war zugleich der perfekte Zeitpunkt für ihn. Denn Hartenstein hatte sein bestes Jahr in seinem letzten Vertragsjahr und war plötzlich eine Option für die ganz großen Teams.

Oklahoma erhielt den Zugriff, ein Zweijahresvertrag mit einer Option über ein weiteres Jahr (muss vom Klub gezogen werden) und insgesamt garantierten 58,5 Millionen Dollar in zwei Spielzeiten waren eine überzeugende Sache. Die andere war, dass schon vor einem Jahr absehbar war, dass die Thunder einer der Topkandidaten auf den Titel werden würden. Das blutjunge Team war damals schon in der regulären Saison die Nummer eins im Westen, die fehlende Erfahrung machte sich dann aber in den Playoffs bemerkbar.

Isaiah Hartenstein im Kampf um den Ball

Ein Spieler wie Hartenstein hat “OKC” gefehlt. Der 2,13-Meter-Mann ist ein klassischer Arbeiter, ein Rollenspieler, wie ihn erfolgreiche Teams in der NBA unbedingt brauchen. Er erfüllt seine Rolle außergewöhnlich gut, weil er außergewöhnlich gut umgeben ist von weiteren Spielern, die in den jeweils geforderten Bereichen stark sind. Und die angeführt werden vom MVP Shai Gilgeous-Alexander. In diesem Umfeld ist Hartenstein aufgeblüht.

Was in Dallas die Nowitzki-Statue, ist bei “OKC” das Team-Interview

Nowitzki war dagegen der große Star der Mavericks. Die Frage, wer den nächsten Wurf bekommen sollte, stellte sich zu seiner Zeit nicht, weil nur er der “Go-to-guy” war. Meist stemmte sich der Power Forward rückwärts in seinen Gegenspieler, sprang irgendwann ab, hielt seinen Gegner durch seine Größe (ebenfalls 2,13 Meter) und ein angewinkeltes Knie auf Distanz und versenkte den Ball im Korb. Mit 31.560 Punkten ist Nowitzki die Nummer sechs der NBA-Geschichte – Hartenstein kommt bisher auf 2.584 Zähler in sieben Jahren.

Nowitzki hat in Dallas eine Statue bekommen, sie zeigt ihn bei seinem “Signature Move”, dem “One-Legged Fadeaway“, dem Wurf, der unblockbar war. Hartenstein ist in Oklahoma dagegen einer von vielen, was aber genau das Erfolgsrezept ist, das ihm und seinem Team nun diesen Titel ermöglicht hat. Ein Beispiel: Ein Interview mit einem einzelnen Thunder-Spieler ist nach Spielen nicht möglich, nahezu das gesamte Team versammelt sich dann immer um den Befragten. Das Signal ist klar: Der Star ist die Mannschaft.

Hartenstein bedankt sich bei Nowitzki

Nowitzki würde dem zwar widersprechen, wenn man behauptet, damals wäre das anders gewesen bei Dallas – aber die gute Mannschaft brauchte eben die Extraklasse ihres Topscorers. Und genau der war auch der Anlass für Hartenstein, immer daran zu glauben, dass trotz des steinigen Weges alles machbar ist. “Dirk zu sehen und dass es möglich war, gab auch Selbstbewusstsein, dass ich das auch schaffen kann. Danke Dirk“, sagte der Neu-Champion.

Nowitzki war für deutsche Basketballer das Vorbild, spätestens jetzt dürfte auch Hartenstein eins werden. Und zwar das der Spieler, die es nicht ganz so leicht haben, die sich mit ihren Ellenbogen durchsetzen und viele Schmerzen hinnehmen müssen. “Dirk hat so viel für den deutschen Basketball gemacht und jetzt mit ihm in einem Satz zu sein, das ist schon etwas Besonderes”, sagte Hartenstein. Er ist der Anti-Nowitzki.

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