FC Bayern München: Jetzt geht das Elend wieder von vorne los | ABC-Z

Jetzt werden sie sogar schon beim Zuschauen Meister. Weil der Konkurrent Bayer Leverkusen am Sonntagabend in Freiburg nur 2:2 spielte, steht die 34. Meisterschaft des FC Bayern nun auch rechnerisch fest. Und Fußballfreunde müssen sich wie im Computerspiel vorkommen. “Ah shit, here we go again”, sagt der Hauptdarsteller des populären Adventures Grand Theft Auto zum Einstieg, als er sich erneut Gangstern ausgesetzt sieht. Mist, jetzt geht das schon wieder los!
Vor einem Jahr war im deutschen Fußball etwas zu Ende gegangen, von dem man hoffte, es würde nie wieder kommen: eine ewig lange Meisterserie des FC Bayern. Im Vorjahr unterbrach Leverkusen diese elfjährige Alleinherrschaft.
Jetzt ist Bayern wieder Meister und manche beginnen zu ahnen, dass 2024 die Ausnahme war und nun eine neue, ähnlich lange Serie begonnen hat. Noch ist das eine Dystopie – dass sie eintritt, ist aber gar nicht so unwahrscheinlich.
Elf Mal in Folge, das war für ein Land wie Deutschland eine Blamage. So etwas ist nicht mal im Ministaat Luxemburg passiert, und das hat nicht mal der Stasi-Apparatschik Erich Mielke mit dem BFC Dynamo hinbekommen. Längere Meisterserien gab es sonst nur in Gibraltar, Lettland, Bulgarien oder Vanuatu in der Südsee.
Kurz bevor die Bundesliga einen neuen Monotonieweltrekord anstreben konnte, kam Xabi Alonso. 2024 ließ er als Erster seit Jürgen Klopp im Jahr 2012 die Bayern in der Abschlusstabelle hinter sich. Es war ein kleines Wunder, dass er mit diesem Leverkusener Kader das Double holte. Da waren vor ihm Trainer mit besseren Voraussetzungen gescheitert.
Wo ist der nächste Alonso?
Leverkusen kam der historische Verdienst, die Bayern abzulösen, dank der Exzellenz seines Trainers zu. Die konnte er entwickeln, weil er erstens bereits als Spieler Weltklasse war. Und zweitens nicht sofort nach seiner Karriere auf die Bank eines Erstligisten wechselte, sondern vier Lehrjahre hinter sich brachte. Er wird wohl gehen und der Liga die Frage hinterlassen: Wo ist der nächste Alonso?
Natürlich kann man nicht völlig ausschließen, dass der bald auftaucht. Man kann auch nicht absehen, was in fünf, geschweigen denn zehn Jahren sein wird. Aber momentan deutet nichts darauf hin, dass einer der potenziellen Konkurrenten der Bayern auf absehbare Zeit einen Weg an ihnen vorbei findet. Nirgendwo scheint etwas Kraftvolles zu entstehen.
Bayer 04 Leverkusen wird wohl nicht nur seinen Trainer verlieren, sondern ebenso die beiden einzigen Spitzenkicker Florian Wirtz und Jonathan Tah. Schon in dieser Saison war die Werkself in der entscheidenden Phase kein Spitzenteam mehr, weil Wirtz verletzt war. Dem Verein fällt es noch schwerer als vor zwei, drei Jahrzehnten, die Besten zu halten.
Borussia Dortmund, Meister 2011 und 2012, ist zwar neben Bayern der einzig konkurrenzfähige Bundesligist in der Champions League, und ein Happy End mit Niko Kovač in der Bundesliga scheint möglich. Allerdings ist der Kader über die Jahre schwächer geworden. Der Verein tut sich traditionell schwer mit seiner Defensive. Und wenn er mal einen guten Verteidiger hat, wie Waldemar Anton, wird der lange übersehen. Noch dazu weiß man nicht, wozu Lars Ricken fähig ist. Konstant gute Leistung ist vom BVB nicht zu erwarten.
Die ambitionierten Leipziger, Pokalsieger 2022 und 2023, scheitern seit Jahren daran, ihre Premierensaison nach dem Aufstieg 2016 zu toppen. Um den Meistertitel haben sie nie gekämpft. Inzwischen tritt Red Bull nicht mal mehr auf der Stelle. Der größte Erfolg der Vereinsgeschichte war die Verpflichtung Jürgen Klopps. Doch der Trainer, der mit seiner emotionalen Art so erfolgreich war, soll ein strategisches Gesamtkonzept für den Sportkonzern entwerfen. Damit hat er noch keine Erfahrung.