Natur-Phänomen: Warum in Bad Reichenhall auf Starkregen oft Erdbeben folgen – Bayern | ABC-Z
Von all dem Schnee, der während der heftigen und in den östlichen Nachbarländern großflächig verheerenden Niederschläge vor eineinhalb Wochen gefallen war, ist am Hochstaufen nicht mehr viel zu sehen – schon gar nicht auf der Südseite von Bad Reichenhall aus. Auch die Saalach, die unten durch die Kurstadt fließt, hat sich wieder einigermaßen eingepegelt. Auf den Geräten des Seismologen zittern die Unwetter allerdings noch nach. Seit Tagen kommt es am Fuß des Hochstaufen zu kleinen, ohne Instrumente meist nicht wahrnehmbaren Erdbeben. Am Sonntagabend jedoch ist die Bewegung in einem ihrer Hausberge auch für die Reichenhaller wieder einmal spürbar geworden.
Ein Beben der Magnitude von 2,1 verzeichnet die Tabelle des Erdbebendienstes Bayern, der von Forschern der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität betrieben wird. Ab der Stärke zwei gelten Beben als spürbar, und die Erschütterung vom Sonntag fand prompt einen Widerhall in den sozialen Medien, wo mehrere Menschen aus Reichenhall und dem nahen Piding von kleineren Erschütterungen und wackelnden Wänden berichteten.
Solche Berichte gab es in der Gegend auch schon lange vor Facebook. Seit Jahrhunderten sind solche Beben verzeichnet. Die ganz große Eruption ist bisher ausgeblieben – und nach allem, was die Forscher annehmen, wird es auch in Zukunft nicht dazu kommen. Denn die Fachleute führen die Erdbeben am Hochstaufen nicht auf vulkanische Phänomene oder auf die Verschiebung von Kontinentalplatten zurück, sondern sehen sie als Folge stärkerer Niederschläge an.
Der Regen wirkt im Fels wie ein Schmiermittel
Demnach sickert das Wasser durch die ausgeprägten Klüfte im karstigen Fels des Gebirgsstocks in tiefere Schichten hinunter. Dort wirkt es als eine Art Schmierstoff. Spannungen im Fels, wie sie am Hochstaufen ebenfalls besonders ausgeprägt sind, können sich lösen und lassen die Instrumente ausschlagen, mit denen die Seismologen den Hochstaufen und seine Umgebung bestückt haben.
Erdbebenbeobachter hatten angesichts der damaligen Unwetterprognosen regelrecht auf die üblichen Erschütterungen im Berg gewartet – und wegen der erwarteten Regenmengen auch schon spürbare Beben für möglich gehalten. Und so, wie es in der Folge tatsächlich zu dem Starkregen am oberbayerischen Alpenrand gekommen ist, hat sich nun auch die Erwartung eines spürbaren Bebens bestätigt.
Auf den Karten des Erdbebendienstes gibt es nirgendwo in Bayern auch nur annähernd eine solche Häufung von Einträgen wie am Hochstaufen bei Bad Reichenhall – auch nicht in den Bergen, wo es im Wesentlichen nur das Estergebirge bei Garmisch-Partenkirchen auf eine Handvoll Einträge bringt. Weiter südlich in Tirol werden die registrierten Erdbeben wieder merklich mehr. Auch dort treten sie bei Weitem nicht so häufig auf wie am Hochstaufen, hin und wieder werden sie aber auch im bayerischen Alpenvorland spürbar.