Nationalpark Berchtesgaden in Bayern: Es droht ein weiterer Felssturz – Bayern | ABC-Z

Im Nationalpark Berchtesgaden droht laut einem Geologen ein weiterer Felssturz. 20 Wanderer waren dort am Dienstag nach einem Felssturz gerettet worden, ein Mann wurde von einem Stein leicht verletzt. Der Geologe Stefan Kellerbauer habe den Bereich im hinteren Wimbachtal kurz vor dem Trischübelpass in Augenschein genommen, erklärte ein Sprecher des Nationalparks. Demnach bestehe im Bereich des Felssturzes weiterhin Lebensgefahr, die Sperrung des verschütteten Steiges sei deshalb unausweichlich.
Etwa 4000 Kubikmeter Fels seien am Dienstag abgebrochen. Doch es gebe an der Ausbruchstelle noch ein „labiles Volumen von mindestens der gleichen Größe, eventuell sogar mehr“, so Geologe Kellerbauer. Zudem gebe es eine sichtbare, offene Spalte in der Felswand, aus der bereits Material ausgetreten sei.
Eine 20-köpfige Wandergruppe war nach dem Felssturz, der ihnen den Weg abgeschnitten hatte, am Dienstag mit einem Polizeihelikopter aus dem Gefahrenbereich gebracht worden. Laut Bayerischem Roten Kreuz (BRK) waren dort 18 Erwachsene, ein Jugendlicher und ein Kind unterwegs. Ein 46-Jähriger aus Hessen war von einem abprallenden Stein am Fußgelenk getroffen worden.
:Wanderer ignoriert Warnschild − und muss für seine Rettung zahlen
14 225 Euro soll ein Tourist für seine Rettung vom Berg in den Dolomiten zahlen. Zuvor hatte er Gefahrenwarnungen missachtet. Kein Einzelfall, berichtet die Bergrettung. Die Wanderer in den Alpen werden immer leichtsinniger.
Der Bereich des Felssturzes befindet sich dem Nationalpark-Sprecher zufolge in einer sogenannten geologischen Störungszone, die über viele Kilometer in den nördlichen Kalkalpen verfolgbar ist: die Torrener Joch-Zone. Diese setze sich bis nach Österreich ins Lammertal fort. Das dortige Gestein sei durch tektonische Vorgänge stärker zerbrochen als im Umfeld, was das Auftreten von Felsstürzen begünstige. Nun soll noch ein Gutachten erstellt werden, was mehrere Wochen dauern dürfte. Bis dahin bleiben die Wege Nr. 411 und 421 im hinteren Wimbachtal gesperrt.Der Revierleiter des Nationalparks, Martin Weckel, bat darum, die Sperrung ernst zu nehmen: „Niemand weiß, wann weiteres loses Gestein abgeht. Das kann jederzeit der Fall sein.“ Der Weg sei auf einer Länge von rund 100 Metern komplett verschüttet und auch im weiteren Umgriff der Sturzrinne bestehe akute Steinschlaggefahr.
Das spröde Kalkgestein in der Region hatte auch früher schon zu Felsstürzen geführt. Erst im vergangenen Jahr waren laut Nationalparkverwaltung Felsmassen ins Tal gedonnert. Einen wesentlich größeren Felssturz, bei dem sich etwa 200 000 Kubikmeter gelöst hatten, gab es demnach im September 1999.