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Nahost-Liveblog: ++ Fordo laut US-Militär schwer beschädigt ++ | ABC-Z


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Stand: 23.06.2025 09:00 Uhr

Der US-Generalstabschef hat von offenbar schweren Schäden an der Atomanlage Fordo gesprochen, nicht von einer völligen Zerstörung wie Präsident Trump. Irans Außenminister trifft heute in Moskau den Präsident Putin.

Laut der SPD-Vize-Fraktionschefin Siemtje Möller ist es “kein gutes Zeichen”, dass der iranische Außenminister in Moskau “statt im direkten Gespräch mit den USA” erwartet wird. Das sagte die Politikerin der Nachrichtenagentur Reuters. “Wenn es die Bereitschaft zu Gesprächen von US-Präsident Trump wirklich gibt, sollten diese unbedingt geführt werden”, hieß es weiter. Nur durch Verhandlungen lasse sich Möllers Worten nach die Gewalt stoppen und ein Weg zu Stabilität und Frieden eröffnen. Möller forderte, dass Europa und Deutschland ihr diplomatisches Gewicht einbringen und auf weitere Gespräche dringen müssten.

Der Iran hat den USA erneut mit Vergeltung gedroht. Nach den feindlichen Aktionen der USA habe sich der Umfang legitimer Ziele für die iranischen Streitkräfte erweitert, sagte ein Sprecher des Zentralkommandos der iranischen Armee in einer Videoaufzeichnung, auf die sich die Nachrichtenagentur Reuters bezieht. Die USA müssten mit schwerwiegenden Konsequenzen für ihre Handlungen rechnen. An US-Präsident Donald Trump gerichtet ergänzte er auf Englisch: “Mister Trump, der Spieler, Sie mögen diesen Krieg beginnen, aber wir werden ihn beenden.”

Der ehemalige Vorsitzende der Münchner Sicherheitskonferenz, Christoph Heusgen, hat im gemeinsamen Morgenmagazin von ARD und ZDF für eine diplomatische Lösung im Konflikt zwischen dem Iran und Israel geworben. “Militärisch ist das nicht lösbar”, sagte Heusgen.

Mit Blick auf Russlands Rolle in dem Konflikt äußerte er wenig Hoffnung. “Putin hat ein großes Interesse, wieder mit den USA ins Geschäft zu kommen.” Deshalb könne der Iran vom heutigen Treffen von Außenminister Araghtschi mit Putin nichts erwarten.

Der CSU-Vorsitzende Markus Söder hat im gemeinsamen Morgenmagazin von ARD und ZDF den US-Angriff auf den Iran gelobt: “Ich glaube, das war eine richtige Entscheidung”, sagte Söder. Deutschland sollte in dieser Konfliktsituation an der Seite der USA stehen.

Söder betonte, dass man Amerika lange aufgefordert habe, ihre Ordnungsrolle in der Welt wieder wahrzunehmen. Das habe das Land jetzt getan. Europa habe aktuell “wenig zu melden”.

China hat den US-Angriff auf die Atomanlagen im Iran verurteilt. Die Angriffe verletzten die Ziele und Prinzipien der UN-Charta. Außerdem verstießen sie gegen das Völkerrecht, hieß in einer Mitteilung des Außenministeriums.

Am Rande der Sondersitzung des UN-Sicherheitsrats in New York sagte Chinas UN-Botschafter Fu Cong dem chinesischen Staatsfernsehen, Peking sei sehr besorgt über eine mögliche Eskalation. Die überwältigende Mehrheit der internationalen Gemeinschaft sei der Meinung, dass ein sofortiger Waffenstillstand und der Schutz der Zivilbevölkerung nötig seien.

Vor dem US-Angriff auf die Atomanlagen im Iran hat das Land offenbar Schutzmaßnahmen vorgenommen. Eine Analyse von Satellitenfotos der in Washington ansässigen Einrichtung für die Nichtverbreitung von Kernwaffen zeigt, dass an mehreren Standorten Tunnel zugeschüttet wurden.

Die Satellitenbilder zeigen Lastwagen, die am Freitag Erde in die Tunnel der Anlage in Isfahan kippten, wie das Institute for Science and International Security mitteilte. Dies könnte dazu gedient haben, die Anlage vor den Angriffen zu schützen.

Es wird auch vermutet, dass der Iran auch Tunnel in seiner unterirdischen Anreicherungsanlage Fordo zugeschüttet hat. “Zum jetzigen Zeitpunkt ist niemand, auch nicht die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA), in der Lage, die unterirdischen Schäden in Fordo zu beurteilen”, erklärte jedoch IAEA-Chef Rafael Grossi.

Israel setzt seine Luftangriffe im Iran fort. Die Luftwaffe greife derzeit militärische Infrastrukturanlagen im iranischen Kermanschah an, teilte die Armee mit.

Kampfflugzeuge hatten am Vorabend laut Armee bereits militärische Ziele wie Raketenabschussvorrichtungen, Militärsatelliten und Radaranlagen attackiert. Irans Staatsfernsehen meldete Explosionen im Osten der Hauptstadt Teheran. Iran griff daraufhin in der Nacht erneut Israel an, laut örtlichen Berichten aber nur mit einer Rakete. Sie sei abgefangen worden, Verletzte gab es nicht.

Im Iran ist ein Häftling wegen des Vorwurfs der Zusammenarbeit mit dem israelischen Geheimdienst Mossad hingerichtet worden, wie die Nachrichtenagentur Tasnim meldet. Der Mann sei Ende 2023 wegen Spionagevorwürfen und Zusammenarbeit mit dem Mossad festgenommen worden. Tasnim zufolge war er “Leiter eines Cyber-Teams mit Verbindungen zum Mossad” gewesen.

Die australische Regierung begrüßt den US-amerikanischen Angriff auf drei Atomanlagen im Iran. “Wir unterstützen Maßnahmen, die den Iran daran hindern, eine Atomwaffe zu bekommen, und genau darum geht es hier”, sagte Australiens Außenministerin Penny Wong.

Ihre Äußerungen in einer Sendung des Fernsehsenders Channel Nine News waren deutlicher als eine Erklärung, die ihre Regierung unmittelbar nach den Angriffen am Wochenende abgegeben hatte. Darin hatte sich die australische Regierung zunächst neutral gegenüber den Angriffen geäußert. “Letztendlich wollen wir Deeskalation und Diplomatie”, sagte Wong dazu.

Die Außenministerin wollte sich zunächst nicht dazu äußern, ob die Vereinigten Staaten australische Satellitenkommunikation oder Signalaufklärung eingesetzt haben. Beide Länder sind Mitglieder der Five-Eyes-Partnerschaft zum Austausch von Informationen. Wong sagte jedoch, die USA hätten deutlich gemacht, dass es sich um einen einmaligen Angriff handele.

Nordkoreas Außenministerium hat den US-Angriff gegen den Iran als schwere Verletzung der Sicherheitsinteressen und territorialen Rechte eines souveränen Staates stark verurteilt. Dies berichtete die staatliche Nachrichtenagentur KCNA unter Berufung auf eine Erklärung des Ministeriums.

Die USA und Israel seien die Schuldigen an den gegenwärtigen Spannungen im Nahen Osten, die aus Jerusalems “unaufhörlichen Kriegszügen und territorialer Expansion” resultierten, die vom Westen akzeptiert und gefördert würden, so das Ministerium weiter. Die internationale Gemeinschaft solle die konfrontativen Handlungen der USA und Israels einstimmig verurteilen und ablehnen.

Der Iran und Nordkorea pflegen freundschaftliche Beziehungen und stehen seit Jahrzehnten im Verdacht, militärisch zusammenzuarbeiten, unter anderem bei der Entwicklung ballistischer Raketen.

Laut US-Generalstabschef Dan Caine prüfen die USA noch, wie groß die Schäden an den iranischen Atomanlagen sind. Erste Einschätzungen deuteten darauf hin, dass die Stätten in Fordo extrem schwer beschädigt wurden, sagte Caine vor Reportern. Er lehnte es aber ab, darüber zu spekulieren, ob nukleare Einrichtungen intakt geblieben sind. Der oberste Militär der USA widersprach damit indirekt Präsident Donald Trump, der kurz nach den Angriffen von einer völligen Zerstörung gesprochen hatte.

Auf seiner Plattform Truth Social verteidigte Trump seine Wortwahl. Wie Satellitenbilder zeigten, seien alle Atomanlagen im Iran “monumental” beschädigt worden. Die Formulierung der vollständigen Zerstörung sei zutreffend, behauptete Trump.

“Zu diesem Zeitpunkt ist niemand – auch nicht die IAEA – in der Lage, unterirdische Schäden an Fordo zu bewerten”, sagte dagegen der Chef der Internationalen Atomenergieagentur IAEA, Rafael Grossi, bei einer Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats. An der Anlage seien Krater zu sehen. In Isfahan seien anscheinend Tunneleingänge, die zur Lagerung von angereichertem Material benutzt worden seien, getroffen worden. In Natans sei eine Kraftstoffanreicherungsanlage getroffen worden. Laut dem Iran gebe es außerhalb der drei Anlagen keinerlei Strahlungsanstieg, berichtete Grossi.

Inmitten der eskalierenden Lage im Nahen Osten kommen am Vormittag die Außenminister der EU in Brüssel zusammen. Das Treffen hat durch die US-Angriffe auf den Iran am Wochenende neue Brisanz bekommen, der Krieg zwischen Israel und dem Iran sowie allgemein die Lage im Nahen Osten standen aber ohnehin auf der Tagesordnung. Zudem soll es um den Ukraine-Krieg und das 18. EU-Sanktionspaket gegen Russland gehen.

UN-Generalsekretär António Guterres hat bei einer Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats zum Krieg gegen den Iran vor einem “Zyklus der Zerstörung” gewarnt. Die US-Angriffe auf iranische Atomanlagen markierten eine “gefährliche Wende” in der Region, sagte Guterres in New York. Russland, China und Pakistan forderten unterdessen in einem Resolutionsentwurf eine “sofortige Waffenruhe” im Iran. Er habe “wiederholt jede militärische Eskalation im Nahen Osten verurteilt”, sagte Guterres. “Die Menschen in der Region können keinen weiteren Zyklus der Zerstörung ertragen. Und trotzdem laufen wir Gefahr, in einen ausweglosen Zyklus von Vergeltung nach Vergeltung zu geraten”, sagte er.

Bei den iranischen Angriffen auf Israel sind nach israelischen Angaben bislang 24 Menschen getötet worden. Weitere 1.272 Menschen seien seit Beginn des Einsatzes “Rising Lion” (“sich erhebender Löwe”) vor mehr als einer Woche bei iranischen Angriffen auf Israel verletzt worden, teilte das Büro von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu am Sonntag mit. 14 der Verletzten seien “in ernstem Zustand”.

Im Iran wurden nach iranischen Angaben bei israelischen Luftangriffen mehr als 400 Menschen getötet und 3.056 weitere verletzt. Die meisten von ihnen seien Zivilisten, wie das Gesundheitsministerium mitteilte. Die Nichtregierungsorganisation Human Rights Activists News Agency (HRANA) mit Sitz in den USA bezifferte die Zahl der bei den israelischen Angriffen Getöteten hingegen mit mindestens 657 und die der Verletzten mit 2.000, darunter Zivilisten und Angehörige des Militärs.

Die jeweiligen Zahlen können nicht unabhängig überprüft werden.

Vor dem Hintergrund des US-Eingreifens in den Krieg zwischen dem Iran und Israel trifft der iranische Außenminister Abbas Araghtschi in Moskau den russischen Präsidenten Wladimir Putin zu Gesprächen. Der iranische Chefdiplomat will mit Putin “ernsthafte Rücksprache” halten. Demnach plante Moskau, gemeinsam mit Peking eine Resolution zur Beendigung der Gefechte im UN-Sicherheitsrat einzubringen. Araghtschi will nun mit Putin über das weitere Vorgehen sprechen.

Die israelischen Streitkräfte haben nach eigenen Angaben am Sonntag militärische Ziele im Iran angegriffen. Etwa 20 Kampfjets der israelischen Luftwaffe hätten “nachrichtendienstlich gestützte Angriffe mit über 30 Geschossen auf militärische Ziele im Iran ausgeführt”, teilte die israelische Armee im Onlinedienst Telegram mit. Die Angriffe richteten sich demnach gegen “Infrastrukturen für die Lagerung und den Abschuss von Raketen” sowie gegen “militärische Satelliten und Radaranlagen”.

Der Iran setzte seine Raketenangriffe nach Angaben des israelischen Militärs ebenfalls fort. Nach vorläufiger Einschätzung der israelischen Streitkräfte wurde diesmal eine ballistische Rakete aus dem Iran abgefeuert, wie die “Times of Israel” berichtete. Sie sei abgefangen worden, Berichte über Verletzte gab es nicht. Die Angaben können nicht unabhängig überprüft werden.

Nach dem US-Angriff auf iranische Atomanlagen hat das US-Außenministerium amerikanische Staatsbürger weltweit zu besonderer Vorsicht aufgerufen. Es bestehe sowohl im Inland als auch im Ausland ein erhöhtes Risiko, heißt es auf der Website der Behörde. Demnach kann es zu Protesten gegen US-Bürger und -Interessen kommen. Reisende wurden aufgefordert, sich vor Auslandsaufenthalten über aktuelle Reisehinweise und mögliche Sicherheitswarnungen zu informieren.

Zuvor hatte bereits das US-Heimatschutzministerium vor einer angespannten Bedrohungslage im eigenen Land gewarnt. Der Konflikt mit Iran erhöhe die Gefahr von Cyberangriffen proiranischer Akteure sowie von gewaltsamen Übergriffen extremistischer Einzeltäter.

Kommerzielle Satellitenbilder der Firma Maxar Technologies deuten laut Experten darauf hin, dass der US-Angriff auf die iranische Atomanlage Fordo die tief vergrabene Anlage und die darin untergebrachten urananreichernden Zentrifugen schwer beschädigt und möglicherweise zerstört haben könnte.

Die Nachrichtenagentur Reuters sprach mit vier Experten, die die Satellitenbilder von Fordo ausgewertet haben, die sechs Löcher in dem Bergkamm zeigen, unter dem sich die Halle mit den Zentrifugen befinden soll. “Ich würde davon ausgehen, dass die Anlage wahrscheinlich zerstört ist”, sagte David Albright, ein ehemaliger UN-Nuklearinspektor, der das Institut für Wissenschaft und internationale Sicherheit leitet.

Die iranische Atomanlage Fordo nach den US-Angriffen.

US-Präsident Donald Trump hat Unterstützung für einen Wechsel der iranischen Führung signalisiert. “Es ist nicht politisch korrekt, den Begriff “Regime Change” zu verwenden”, schrieb der Republikaner auf seiner Plattform Truth Social. “Aber wenn die derzeitige iranische Führung nicht in der Lage ist, den Iran wieder großartig zu machen, warum sollte es dann nicht einen Regime Change geben??? MIGA!!!” Mit dem Kürzel aus vier Buchstaben spielte Trump auf seinen Slogan “Make America Great Again” (“MAGA”) an – hier bezogen auf den Iran. 

Die USA rechtfertigen ihre Angriffe auf iranische Atomanlagen mit der Gefahr einer nuklearen Bewaffnung Teherans. US-Außenminister Marco Rubio hatte in einem Interview des Senders CBS erneut betont, die Angriffe hätten nicht das Ziel gehabt, die iranische Führung zu stürzen. Ähnlich hatten sich zuvor Verteidigungsminister Pete Hegseth und Vizepräsident JD Vance geäußert. Allerdings gibt es in Trumps republikanischer Partei durchaus ein Lager, das seit Langem einen politischen Umsturz in Teheran anstrebt.

Der iranische UN-Botschafter Amir Saeid Iravani hat den den Vereinigten Staaten vorgeworfen, mit ihren Angriffen auf das iranische Atomprogramm die Diplomatie zu zerstören. Das iranische Militär werde über den “Zeitpunkt, die Art und den Umfang einer angemessenen Reaktion entscheiden”, teilte Iravani bei einer Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrates in New York mit. “Wir werden alle notwendigen Maßnahmen ergreifen”, fügte er hinzu.

Bei einem israelischen Angriff im Iran ist nach Angaben iranischer Medien ein Krankenwagen getroffen worden – mindestens drei Menschen wurden demnach getötet. “Der Krankenwagen war auf dem Weg, um Patienten zu transportieren, als er durch einen Drohnenangriff schwer beschädigt wurde”, meldete die Nachrichtenagentur Isna, die sich auf den Gouverneur der betroffenen Region in der zentraliranischen Provinz Isfahan berief. Alle Menschen in dem Krankenwagen, einschließlich des Fahrers, seien getötet worden.

UN-Generalsekretär Guterres hat dazu aufgerufen, die Kämpfe einzustellen und wieder zu verhandeln. Auch die sogenannten E3 Deutschland, Frankreich und Großbritannien appellierten an Teheran.

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