Nahost-Liveblog: ++ Berichte über viele Tote im Gazastreifen ++ | ABC-Z

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Medienberichten zufolge sind bei israelischen Angriffen im Gazastreifen erneut viele Menschen getötet worden. Gutachter des Bundestags sehen “erhebliche Zweifel” an der Rechtmäßigkeit der Angriffe Israels und der USA auf den Iran.
Die wichtigsten Entwicklungen:
Die Schweizer Botschaft in Teheran, welche auch die Interessen der USA im Iran vertritt, ist nach rund zwei Wochen Schließung wieder geöffnet worden. Das Schweizer Außenministerium erklärte, dass Botschafterin Nadine Olivieri Lozano zusammen mit einem kleinen Team am Vortag über Aserbaidschan auf dem Landweg in die iranische Hauptstadt zurückgekehrt sei. Die Botschaft war am 20. Juni “aufgrund der instabilen Lage” im Iran “temporär geschlossen” worden und soll nun ihren Betrieb “schrittweise” wieder aufnehmen.
Israels Sicherheitskabinett hat Medienberichten zufolge einer Ausweitung der Hilfslieferungen für den nördlichen Gazastreifen zugestimmt. Das berichten die israelischen Meidne Haaretz sowie Times of Israel. Verantwortlich für die Umsetzung dieses Plans sollen demnach internationale Hilfsorganisationen sein.
Kritik kam vom rechtsextremen Finanzminister Bezalel Smotrich. Er sprach von einer “Fehlentscheidung”. Die Hilfe, die “auf die alte und schlechte Art” geliefert werde, werde auch die Hamas erreichen, schrieb er auf der Plattform X.
Bei israelischen Luftangriffen wurden nach Angaben von Krankenhausmitarbeitern mindestens 33 Palästinenser im Gazastreifen getötet worden. Das berichtet die Nachrichtenagentur AP.
In Gaza-Stadt seien zwei Häuser getroffen worden, dabei seien 20 Menschen getötet und 25 verletzt worden, zitierte AP den Direktor des Shifa-Krankenhauses, Mohammed Abu Selmia. Im südlichen Gazastreifen wurden 13 Palästinenser bei Angriffen in Muwasi getötet, einem Gebiet am Mittelmeer, in dem viele Vertriebene in Zelten leben, wie Beamte des Nasser-Krankenhauses im Stadtteil Khan Younis gegenüber AP erklärten.
Das israelische Militär gab demnach keinen unmittelbaren Kommentar zu den einzelnen Angriffen ab, erklärte aber, dass es in den letzten 24 Stunden 130 Ziele im gesamten Gazastreifen angegriffen habe.
Bei israelischen Luftangriffen hat es im Gazastreifen palästinensischen Angaben zufolge erneut viele Tote gegeben. In der Stadt Gaza seien mindestens zehn Menschen ums Leben gekommen, als bei einem Angriff das Haus einer Familie getroffen worden sei, meldete die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa unter Berufung auf medizinische Kreise.
In dem Gebäude seien Vertriebene untergebracht gewesen, hieß es weiter. Laut dem Bericht wurden auch mehrere Menschen verletzt sowie unter Trümmern verschüttet. Wafa meldete seit dem Morgen insgesamt mindestens 17 Tote bei israelischen Luftangriffen im Gazastreifen.
Nach den Angriffen radikaler israelischer Siedler auf Mitarbeiter der Deutschen Welle (DW) im Westjordanland nimmt die Kritik zu. Der deutsche Botschafter in Israel, Steffen Seibert, schrieb auf X, die Berichte über gewalttätige Siedlerangriffe auf internationale Journalisten seien äußerst beunruhigend: “Die Pressefreiheit und die Sicherheit von Journalisten müssen gewährleistet sein. Angesichts der zunehmenden extremistischen Siedlergewalt ist ihre Arbeit unerlässlich.”
Am Freitag waren eine Korrespondentin des DW-Büros Jerusalem und ihr Kameramann bei dem Dorf Sindschil nördlich von Ramallah von israelischen Siedlern mit Steinen beworfen und verfolgt worden.
Der Deutsche Journalistenverband (DJV) hat den Angriff israelischer Siedler auf Journalistinnen und Journalisten im Westjordanland verurteilt. “Es kann nicht sein, dass radikale Siedler ungestraft Jagd auf Medienschaffende machen. Das darf nicht ohne Folgen bleiben”, erklärte der DJV-Bundesvorsitzende Mika Beuster. Daran ändere auch nichts, dass ein bei dem Vorfall attackiertes Team des Senders Deutsche Welle immerhin unversehrt geblieben sei.
Beuster kritisierte, dass internationale Journalistinnen und Journalisten in der Region ohnehin unter erschwerten Bedingungen arbeiten müssten. Der Überfall im Westjordanland, der sich am Freitag ereignet hatte, zeige, dass viel zu wenig für den Schutz der Kolleginnen und Kollegen getan werde, kritisierte er die israelischen Behörden. Den Angaben des Senders zufolge waren eine Journalistin und ein Kameramann bei Dreharbeiten in dem Dorf Sindschil nördlich von Ramallah von radikalen Siedlern mit großen Steinen beworfen und verfolgt worden. Wie die Deutsche Welle in Bonn mitteilte, konnten die beiden sich unverletzt in Sicherheit bringen; ihr Auto sei aber stark beschädigt worden.
Die Wissenschaftlichen Dienste des Bundestags machen in einem Gutachten “erhebliche Zweifel” an der Rechtmäßigkeit der israelischen und US-amerikanischen Angriffe auf den Iran geltend. Die “ganz überwiegende Zahl der Völkerrechtler” sehe die Kriterien für eine “Selbstverteidigungslage” Israels nach Artikel 51 der Charta der Vereinten Nationen nicht als erfüllt an, heißt es in der 54-seitigen Expertise, die vom Linken-Abgeordneten Ulrich Thoden in Auftrag gegeben wurde und der Nachrichtenagentur dpa vorliegt.
Israel hätte nach Ansicht der Wissenschaftler beweisen müssen, dass der Iran unmittelbar vor dem Bau einer Atomwaffe stand. Außerdem hätte dargelegt werden müssen, dass der Iran die feste Absicht hatte, eine solche Waffe gegen Israel einzusetzen und dass die Militäroperation “Rising Lion” wirklich die letzte Gelegenheit war, den Bau der Atombombe zu verhindern. All dies sei “nach dem nahezu einhelligen Urteil der Völkerrechtslehre” nicht hinreichend geschehen.
Auch das Eingreifen der USA in den Krieg wäre nach Ansicht der Wissenschaftler nur vom Völkerrecht gedeckt, wenn die israelischen Angriffe völkerrechtskonform wären, woran es “erhebliche Zweifel” gebe.
Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu hat die von der islamistischen Hamas geforderten Änderungen am neuen Vorschlag für eine Waffenruhe im Gazastreifen als “inakzeptabel” bezeichnet. Netanjahu ordnete zugleich die Entsendung einer Delegation für indirekte Gespräche mit der Hamas in die katarische Hauptstadt Doha an, wie sein Büro in der Nacht bekanntgab. Das Verhandlungsteam werde heute aufbrechen.
Netanjahu selbst reist derweil zu einem Treffen mit US-Präsident Donald Trump nach Washington. Ein Gespräch zwischen beiden soll am Montag im Weißen Haus stattfinden.
Das israelische Militär hat nach eigenen Angaben eine von der Huthi-Miliz im Jemen auf Israel abgefeuerte Rakete abgefangen. In mehreren Gebieten des Landes seien vorschriftsgemäß die Sirenen aktiviert worden, teilte das Militär mit.
Israel hatte den militanten Huthi mit einer See- und Luftblockade gedroht, falls die mit dem Iran verbündete Gruppe ihre Angriffe auf Israel fortsetzt. Die Huthi erklären, sie handelten aus Solidarität mit den Palästinensern im Gazastreifen.
Israel will laut Premier Netanjahu eine Delegation für indirekte Gespräche mit der Hamas nach Katar schicken. Im Westjordanland sind Mitarbeiter der Deutschen Welle und andere Medienvertreter von israelischen Siedlern attackiert worden.