Nahost-Liveblog: ++ 600 UN-Lastwagen in Gaza angekommen ++ | ABC-Z

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Die UN haben 600 Lastwagen mit Hilfslieferungen in den Gazastreifen gebracht – und klagen über Behinderungen bei der Verteilung. Bei einem israelischen Luftangriff sollen 14 Menschen ums Leben gekommen sein.
Die wichtigsten Entwicklungen im Überblick
Der israelische Verteidigungsminister Israel Katz hat die Errichtung eines israelischen Staates im besetzten Westjordanland angekündigt. “Wir werden den jüdischen israelischen Staat hier auf diesem Boden errichten”, erklärte Katz bei einem Besuch im Norden des Palästinensergebiets.
Am Donnerstag hatte die israelische Regierung den Bau von 22 neuen Siedlungen im besetzten Westjordanland angekündigt, obwohl dies nach internationalem Recht illegal ist.
Das UN-Flüchtlingshilfswerk für Palästinenser (UNRWA) drängt auf einen sofortigen und ungehinderten Zugang für humanitäre Hilfe in den Gazastreifen. “Im UNRWA-Lager in Amman, nur drei Autostunden von Gaza entfernt, haben wir genug Vorräte, um über 200.000 Menschen einen ganzen Monat lang zu versorgen”, hieß es in einem Beitrag auf der Plattform X.
Die Menschen im Gazastreifen benötigten Hilfe in großem Umfang, weshalb ein ungehinderter Fluss von Hilfsgütern ermöglicht werden müsse. Nach eigenen Angaben hat das Hilfswerk Lebensmittelpakete, medizinische Hilfsgüter, Hygieneartikel und weitere Hilfsgüter auslieferungsbereit in der jordanischen Hauptstadt bereitstehen.
Bei neuen israelischen Luftangriffen sind im Gazastreifen nach palästinensischen Angaben mindestens 14 Menschen getötet worden. Zwölf Leichen, darunter drei tote Frauen, seien vom Ort Dschabalija im Norden des Küstengebiets in das nahegelegene Schifa-Krankenhaus gebracht worden, teilten Mitglieder der Belegschaft der Klinik mit.
Der Palästinensische Rote Halbmond meldete, zwei weitere Leichen sowie neun Verletzte seien in das Al-Kuds-Hospital in der Stadt Gaza gebracht worden. Bei einem der Verletzten handele es sich um einen Arzt, der in dem gleichen Krankenhaus arbeite. Das israelische Militär äußerte sich zunächst nicht.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat ein entschiedeneres Vorgehen gegen Israel gefordert, falls das Land nicht rasch für eine Verbesserung der humanitären Lage im Gazastreifen sorgt. “Wenn es in den nächsten Stunden und Tagen keine Antwort gibt, die den Anforderungen der humanitären Situation entspricht, muss die kollektive Position natürlich verschärft werden”, sagte Macron bei einem Besuch in Singapur. Alles hänge von den Entscheidungen der israelischen Regierung ab.
Die Vereinten Nationen haben knapp 600 Lastwagenlieferungen durch den israelischen Grenzposten Kerem Schalom in den Gazastreifen gebracht. Die Verteilung an Bedürftige sei aber kaum möglich, sagte der Sprecher des UN-Nothilfebüros in Genf, Jens Laerke.
Die vom israelischen Militär zugewiesenen Straßen seien teils zu gefährlich und überfüllt. Manchmal würden Fahrgenehmigungen kurzfristig annulliert. Auf den Lastwagen befinden sich unter anderem Mehl und Spezialnahrung für unterernährte Kinder.
Bei den wenigen Mitteln, die verteilt werden konnten, hätten sich Trauben verzweifelter Menschen auf die Ladungen gestürzt, sagte Laerke. Das sei verständlich bei Leuten, die ihre Familien ernähren wollten.
Die Hamas prüft den US-Vorschlag für ein Waffenstillstandsabkommen im Gazastreifen noch. Man habe die israelische Antwort erhalten und prüfe diese derzeit eingehend, sagte der Sprecher der Organisation, Basem Naim, zu Reuters. Die Antwort erfülle aber keine der “gerechten und legitimen Forderungen” der Palästinenser.
Nach UN-Einschätzung sind mittlerweile alle Bewohner des Palästinensergebiets von einer Hungersnot bedroht. Der Gazastreifen sei das einzige “fest umrissene Land oder Territorium auf der Welt, in der die gesamte Bevölkerung von Hunger bedroht ist”, sagte der Sprecher des UN-Büros für humanitäre Angelegenheiten (Ocha), Jens Laerke, in Genf. Der Gazastreifen sei damit “der Ort mit dem größten Hunger auf der Welt”.
In die diplomatischen Bemühungen zur Beendigung des Gaza-Krieges kommt Bewegung: Die US-Regierung bestätigte Medienberichte, dass Israel dem jüngsten US-Vorschlag für eine Waffenruhe im Gazastreifen zugestimmt habe. Die Verhandlungen würden noch andauern, erklärte die Sprecherin des Weißen Hauses, Karoline Leavitt, in Washington. Die radikal-islamische Hamas will nach eigenen Angaben bis Samstag entscheiden, ob sie dem Vorschlag zugestimmt.
Israels rechtsextremer Sicherheitsminister Itamar Ben-Gvir hat eine Offensive mit “voller Härte” im Gazastreifen gefordert. Es sei an der Zeit, “ohne mit der Wimper zu zucken” voranzugehen, die “Hamas zu zerstören und bis zum letzten Mann zu töten”, teilte Ben-Gvir im Onlinedienst Telegram mit. Israel hatte am Donnerstag nach Angaben des Weißen Hauses einem neuen US-Vorschlag für eine Waffenruhe im Gazastreifen zugestimmt. Die Hamas bestätigte, dass sie den US-Vorschlag prüfe, äußerte sich zunächst jedoch kritisch. Aus Hamas-Kreisen hieß es, der Plan werde als “Rückschritt” gegenüber einem vorherigen US-Vorschlag angesehen, da er keine Verpflichtung zu einem dauerhaften Waffenstillstandsabkommen beinhalte.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat eine härtere Haltung der Europäer gegen Israel gefordert, sollte sich die Situation im Gazastreifen nicht zeitnah bessern. Dies bedeute, “Sanktionen zu verhängen”, sagte Macron während eines Besuchs in Singapur. “Und ja, wir müssen unsere Position verschärfen, weil das heute notwendig ist, aber ich habe noch Hoffnung, dass die israelische Regierung ihre Haltung ändert und dass wir endlich eine humanitäre Lösung finden werden”, sagte der französische Präsident weiter.
Frankreich leitet gemeinsam mit Saudi-Arabien Mitte Juni eine internationale Konferenz zur Zweistaatenlösung. Diese sieht die Schaffung eines eigenständigen palästinensischen Staates neben Israel vor. Ohne klar zu sagen, ob Frankreich dabei einen Palästinenserstaat anerkennen würde, sagte Macron, dass die “Schaffung eines palästinensischen Staates” unter Bedingungen “nicht nur eine moralische Pflicht, sondern eine politische Notwendigkeit” sei.
Die israelische Armee hat die Zivilbevölkerung in mehreren Gebieten im Norden des Gazastreifens zur unverzüglichen Evakuierung aufgerufen. “Terroristische Organisationen führen Sabotageaktivitäten in den Gebieten durch und daher wird die Armee ihre Offensivaktivitäten dort ausweiten, um die Fähigkeiten der terroristischen Organisationen zu zerstören”, schrieb ein Militärsprecher auf der Plattform X. Die Gebiete seien nun “gefährliche Kampfzonen”, hieß es weiter.
Die Menschen sollen sich nach den Worten des Armeesprechers in Richtung Westen begeben. In dem Post waren das vorgesehene Angriffsgebiet sowie die Gegenden, in die sich die Menschen begeben sollen, mit Hilfe einer Grafik gekennzeichnet. Die israelische Armee hat vor knapp zwei Wochen eine neue Großoffensive im Gazastreifen gestartet.
Israel hat einen neuen Vorschlag der US-Regierung nach Angaben des Weißen Hauses bereits angenommen, eine Antwort der Terrororganisation stand in der Nacht hingegen noch aus. Gespräche mit allen Parteien liefen weiter, sagte eine US-Regierungssprecherin. Israelischen Medienberichten zufolge sieht der Vorschlag eine 60-tägige Waffenruhe vor. Des Weiteren sollten zehn im Gazastreifen festgehaltene Geiseln in zwei Schritten binnen einer Woche freigelassen werden. Zudem sollten die Leichen von 18 Verschleppten übergeben werden. Im Gegenzug sollten 125 Palästinenser freikommen, die zu lebenslangen Haftstrafen verurteilt worden waren, sowie 1.111 Bewohner Gazas, die seit dem Terrorüberfall auf Israel am 7. Oktober 2023 festgenommen worden waren. Außerdem sollten die Leichen von 180 Palästinensern übergeben werden.
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu habe den Familien der Geiseln gesagt, dass er dem neuen Vorschlag des US-Sondergesandten Steve Witkoff für eine zeitlich befristete Waffenruhe grundsätzlich zustimme, hieß es in israelischen Medienberichten. Die Hamas neige dazu, den Deal anzunehmen, aber “mit einigen Vorbehalten”, berichtete die Times of Israel unter Berufung auf zwei nicht genannte Quellen. Demnach dürften die Verhandlungen voraussichtlich noch mindestens mehrere Tage andauern.
In den neu errichteten Verteilungszentren der Gaza Humanitarian Foundation (GHF) im Gazastreifen ist bei der Verteilung von Lebensmitteln erneut Chaos ausgebrochen. Ein Video der Nachrichtenagentur AP zeigt einen israelischen Panzer und Rauchbomben, die um ein Verteilungszentrum im Zentrum des Gazastreifens in die Luft geworfen wurden. In der Aufnahme sind Schüsse zu hören. Zeugen berichteten, dass israelische Soldaten das Feuer eröffnet haben sollen, um eine große Menge von Palästinensern zu vertreiben, nachdem das Zentrum am Donnerstag keine Vorräte mehr hatte.
Im Zuge eines Ansturms auf ein UN-Lagerhaus im Gazastreifen sind vier Menschen ums Leben gekommen. Die US-Regierung will einen Entwurf für eine Waffenruhe vorlegen. Israels Außenminister wird nach Berlin kommen