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Nahost: Israel rächt sich – Politik | ABC-Z

Mit einem schweren Luftangriff auf Beirut hat Israel Vergeltung für den Tod von zwölf Kindern geübt, die bei einem Raketenangriff aus Libanon ums Leben gekommen sind. Israel macht die libanesische Hisbollah-Miliz für diesen Angriff vom Samstag auf ein Dorf auf den israelisch besetzten Golanhöhen verantwortlich. Nach israelischen Angaben galt das Bombardement der libanesischen Hauptstadt am Dienstagabend dem Hisbollah-Kommandeur, der diesen Angriff befohlen haben soll.

Fuad Shukr soll einer der wichtigsten Führer der Hisbollah sein. Laut der Times of Israel ist er verantwortlich für die Raketenstreitkräfte der Terrorgruppe und damit für deren präziseste und gefährlichste Waffen. Angeblich war er im Jahr 1998 auch mitverantwortlich für einen verheerenden Bombenanschlag auf US-Truppen in Beirut. Am Dienstagabend wurden aber erst wenige Details des Angriffs auf Beirut bekannt. Laut CNN wurde er mit einer Drohne ausgeführt. Sie habe drei Raketen abgefeuert.

Ob der hochrangige Kommandeur Shukr am Ort des Einschlags war und getötet oder verletzt wurde, war zunächst unklar. Die israelische Armee meldete im Laufe des Abends seinen Tod, eine Bestätigung seitens der Hisbollah gab es zunächst jedoch nicht. Libanesische Sicherheitskreise meldeten laut Reuters, Shukr habe überlebt. Saudische Medien hingegen berichteten, Shukr sei getötet worden. Sein Leichnam sei in eine Beiruter Klinik gebracht worden, die von der Hisbollah abgeriegelt wurde. Die Schiitenmiliz selbst sprach nur von „Schäden“ im südlichen Stadtteil Haret Hreik, einer Hochburg der Schiitenmiliz. Anderen Berichten zufolge wurde aber mindestens eine Frau bei dem Angriff getötet. 

Vorgabe aus Washington

Die Hisbollah hatte nach dem Angriff auf das Drusen-Dorf Madschal Schams auf dem von Israel annektierten Golan am Samstag jede Verantwortung bestritten. Sie habe zwar eine israelische Militärbasis in der Umgebung mit Raketen beschossen, nicht aber das Dorf. Der Sprengkörper hatte einen Sportplatz voller fußballspielender Kinder und Jugendlicher getroffen. Israel hingegen zeigte sich sicher, dass die Hisbollah die Faqar-1-Rakete abgeschossen hatte. Trümmer einer solchen Waffe seien am Explosionsort gefunden worden. Nur die Hisbollah habe diese großkalibrige Kurzstreckenrakete aus iranischer Produktion im Arsenal. 

 Der israelische Vergeltungsschlag war nach dem Luftangriff auf das Drusendorf bereits erwartet worden. Premierminister Benjamin Netanjahu, der einen Besuch in Washington vorzeitig abgebrochen hatte und am späten Sonntagnachmittag nach Jerusalem zurückgekehrt war, hatte noch am selben Abend Vergeltung angekündigt. Die Nachrichtenagentur Reuters hatte danach unter Berufung auf Mitglieder der israelischen Führung berichtet, dass man zwar einen harten Gegenschlag plane, aber den Ausbruch eines größeren Kriegs mit der Hisbollah unbedingt vermeiden wolle. 

Diese Vorgabe dürfte auch Washington Netanjahu auferlegt haben. Die Hisbollah ist der Verbündete Irans, der palästinensischen Hamas, der jemenitischen Huthis und anderer islamistischer Milizen in der Region. Die USA und die europäischen Regierungen warnen seit Langem, dass ein offener Krieg zwischen Israel und der Hisbollah einen großen Regionalkrieg in Nahost auslösen könnte. Medienberichten zufolge hatte Jerusalem die US-Regierung vorab über die geplante Militäraktion in Beirut informiert.

Mit einem Gegenschlag der Hisbollah ist zu rechnen

Da die Vergeltung Israels damit seit Sonntag absehbar war, dürften sich die meisten hochrangigen Führer und Kommandeure der Hisbollah in Sicherheit gebracht haben. Die Terrororganisation selbst hatte am Dienstag erklärt, sie habe ihre Raketen mit großer Reichweite vorsorglich verlegt und so in Sicherheit gebracht. Diese Raketen sind die stärksten Waffen der Hisbollah, da sie angeblich fast jeden Punkt in Israel erreichen können. Wäre wirklich Fuad Shukr als Verantwortlicher für diese Waffen und für den Angriff auf Madschal Schams getroffen worden, wäre dies ein klarer Erfolg für Israel.

Umso weniger ist zu erwarten, dass die Hisbollah nun nicht ebenso drastisch reagiert. Mit dem israelischen Angriff auf Beirut geht die durch den Hamas-Terrorüberfall auf den Süden Israels am 7. Oktober ausgelöste Krise ohnehin in die nächste Runde. Ein Gegenschlag der Hisbollah gegen israelisches Gebiet ist absehbar.

Israel war direkt nach dem 7. Oktober in den palästinensischen Gazastreifen am Mittelmeer einmarschiert. Der Krieg dauert seitdem an. Die Hisbollah hatte Israel ab dem 8. Oktober immer wieder mit Raketen und Drohnen angegriffen und dies eine Unterstützung der Hamas genannt. Sie werde den Beschuss erst beenden, wenn der Gaza-Krieg ende und die israelische Armee den Küstenstreifen verlasse. Damit ist vorerst nicht zu rechnen: Nach wie vor befinden sich Dutzende der am 7. Oktober entführten israelischen Geiseln in der Hand der Hamas, die militärisch nach wie vor kampffähig zu sein scheint trotz des seit neun Monaten von Israel mit großer Härte geführten Kriegs.

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