Nackenschmerzen einrenken: Warum Offenheit bei Schmerzen wichtig ist |ABC-Z

Die Diagnose
Ein junger Mann will sich einrenken lassen. Da stellt sein Arzt Fragen – und ist alarmiert
Ein Sportler geht mit Nackenschmerzen zum Arzt. Dass er beim Abtasten bestimmter Wirbelkörper über Beschwerden klagt, lässt den Arzt aufhorchen.
Der junge Mann wirkte unbekümmert, als er meine Praxis aufsuchte. Er wolle sich nur schnell einrenken lassen, sagte er, seit einem Fußballspiel vor zwei Wochen habe er Schmerzen im Nacken. lVor mir saß ein durchtrainierter Freizeitsportler, der mehrfach die Woche im Verein Fußball spielte. Er reagierte freundlich auf meine Fragen, antwortete allerdings etwas zurückhaltend. Es war ihm anzumerken, dass er die Sache schnell hinter sich bringen wollte.
Auf den ersten Blick sprach nichts dagegen, die mögliche Gelenkblockade an der Halswirbelsäule zu lösen. Danach würde sich auch die Nackenmuskulatur mit einer Wärmebehandlung wieder entspannen.
Als ich den Patienten untersuchte, fiel mir aber auf, dass er den Kopf schlecht drehen konnte: nach rechts nur 50 Grad, nach links sogar nur 30. Auch konnte er den Kopf kaum nach vorn beugen. Insgesamt stand die ganze Halswirbelsäule schief, wie es bei einer Skoliose der Fall sein kann. Oder nach einer Verletzung.
Als ich am Rücken die einzelnen Wirbelkörper abtastete, klagte der Patient an den Wirbelbögen des siebten Halswirbels und des ersten Brustwirbels über Schmerzen. Das ließ mich aufhorchen, denn der junge Sportler war bestimmt eher geneigt, Beschwerden etwas herunterzuspielen.
Erschienen in stern 23/2024