Nachruf auf Rudolf Schröck: Der Ninja-Reporter aus München – München | ABC-Z

Es gibt so Menschen, die betreten einen Raum und beherrschen ihn. Ziehen die Blicke auf sich und die Menschen zu sich heran. Stehen sofort im Mittelpunkt.
So einer war Rudolf Schröck nicht. Der langjährige Lokalchef der Abendzeitung war vielmehr ein Meister des unauffälligen Auftritts: Wenn sich bei einer Veranstaltung die Fotografen-Meute auf einen Mehr-oder-weniger-Promi stürzte, dann schlich er unbemerkt hinten vorbei und war plötzlich einfach da – ein Ninja-Reporter.
Diese Unlust am hochgepeitschten Auftritt bedeutete aber nicht, dass Schröck dann schüchtern in der Ecke geblieben wäre. Das Flanieren war seine Sache allerdings auch nicht, und so stand er oft an einem hoffentlich vorhandenen Tresen und schaute sich das Treiben so an. Und wenn er dann den Mund öffnete, kam zweierlei heraus: eine scharfsinnige Analyse dessen, was er gerade sah, verpackt in einen grandiosen trockenen Witz.
Rudolf Schröck kam 1949 in München zur Welt. Er studierte Germanistik und Geschichte in Köln und Bremen und gelangte nach Lehr- und Wanderjahren in allen Gefilden des Journalismus 1988 zur Abendzeitung, wo er schließlich zum Lokalchef avancierte – und das Glück seines Lebens fand: seine Kollegin Ulrike Reisch, mit der er 37 Jahre zusammen war und eine Tochter hatte. Ihr, der Fränkin, wie auch den anderen „Zuagroasten“ in der Redaktion gab er stets eindeutig zu verstehen, dass er ja wohl der Einzige sei, der diese Stadt verstehen konnte.
Dort blieb er bis 2003, und als er gehen musste, war ihm einige Zeit anzumerken, wie sehr ihn das verletzt hatte. Aber er stürzte sich mit Verve in neue Aufgaben, wurde Journalistik-Dozent in München und Hamburg, beriet Redaktionen – und schrieb Bücher, etwa über Willy Brandt und Gloria von Thurn und Taxis. Sein größter Erfolg, der auch international Aufsehen erregte, war ein Buch über Charles Lindbergh – dem amerikanischen Fliegerhelden wies er nach, dass er neben seiner „offiziellen“ Familie vier weitere, geheime unterhielt, eine davon in München.
Das war vielleicht Schröcks typischstes Werk: Die ganze Welt umfassend, aber am Ende doch in München verwurzelt – so wie er. Am Donnerstag ist Rudolf Schröck nach langer Krankheit in seiner Heimatstadt gestorben.