Nachruf auf Berti Well, den Kultur-Wirt von der Weilachmühle – Dachau | ABC-Z
Berti Well war eine Institution im Landkreis und weit darüber hinaus. In den 1980er-Jahren brachte er als Erster große Kleinkunst ins Dachauer Land. Am vergangenen Freitag ist der ehemalige Lehrer, Musiker und Gastwirt aus Thalhausen überraschend gestorben.
Geboren wurde Albert „Berti“ Well am 1. September 1944 in Sielenbach. Die Familie wuchs und wuchs. Schließlich bevölkerten 15 Geschwister unter der Obhut von „Mutti“ Traudl und Vater Hermann, von Beruf Lehrer und Chorleiter, das Haus in Günzlhofen. Musik war essenziell für die Familie und verband sie über alle Schwierigkeiten hinweg. Die mittlerweile schon fast legendäre Biermösl Blosn und die Wellküren machten die Großfamilie bekannt. Die Bühne dafür lieferte ihnen ihr Bruder Berti Well.
Er übernahm 1981 den historischen Gasthof Rothenfußer (heute „Freudenhaus“) in Kleinberghofen. Gerhard Polt trat hier erstmals im Landkreis auf, Dieter Hildebrandt ebenso, Claudia Schlenger und Hanns Meilhamer, besser bekannt als „Herbert & Schnipsi“ sowie etliche andere starteten hier ihre Karriere. Die damals noch junge „Biermösl Blosn“ spielte, was die Instrumente hergaben, die späteren „Wellküren“ kochten und bedienten die stetig wachsende Gästeschar. Offizielle Pächterin war Mutter Traudl, denn Berti, Lehrer im Staatsdienst, durfte – von Rechts wegen – kein Gasthaus betreiben.
Die Musik war sein Lebensinhalt
1984 kaufte er die heruntergekommene Weilachmühle in Thalhausen bei Altomünster. Er richtete das Anwesen aus dem 18. Jahrhundert nach historischem Vorbild wieder her und eröffnete 1986 die Gastwirtschaft nebst Tanzboden und Bühne. 25 Jahre lang waren die Weilachmühle und die Musik Berti Wells Lebensinhalt. Der Gasthof war gesellschaftlicher Mittelpunkt des Dorfes, Auftrittsort und Treffpunkt der diversen Familien-Ensembles sowie von Volksmusik-, Kabarett- und Kleinkunst-Größen.
Doch Berti Well zog 2011 endgültig den Schlussstrich unter das Kapitel Weilachmühle. Weil niemand aus der Familie das Gasthaus übernehmen wollte, verkaufte er das Ensemble und zog mit seinen Eseln, Ziegen, Pfauen, Hunden und Hühnern nach Ungarn. Dort hatte er nahe Pécs, inmitten von Thermalquellen und weiten Landschaften, ein kleines Gehöft aufgebaut. Doch das Projekt war nicht von Erfolg gekrönt, nach kurzer Zeit kehrte er zurück, nur um ein paar Jahre später wieder zu gehen – und war doch nie ganz fort.
Nun ist Berti Well endgültig gegangen. Doch sein guter Geist bleibt: in der Weilachmühle, bei seiner Familie und bei all seinen Freunden.