Politik

Humanitäre Katastrophe im Gazastreifen: Tausende demonstrieren in Berlin für Menschen im Gazastreifen | ABC-Z

In der Berliner Innenstadt haben Tausende Menschen gegen den Krieg im Gazastreifen demonstriert. Nach Polizeiangaben versammelten sich vor dem Reichstag mindestens 10.000 Menschen, die Veranstalter sprachen von mehr als 40.000 Demonstrierenden. 

Der Protest unter dem Motto United 4 Gaza begann vor dem Reichstagsgebäude und führte durch das Berliner Regierungsviertel in Richtung Potsdamer Platz. Viele Demonstrierende trugen Kufija, schwenkten palästinensische Fahnen und riefen zur Solidarität mit der Bevölkerung im Gazastreifen auf.

Die Demonstrierenden forderten unter anderem ein Ende der Waffenlieferungen an Israel, internationale juristische Maßnahmen und die Achtung des Völkerrechts. Auf zahlreichen Schildern wurde ein sofortiger Stopp deutscher Unterstützung für das, was sie als Genozid und Apartheid bezeichneten, verlangt. 

Proteste auch in London

Die Berliner Polizei war nach eigenen Angaben mit einem Großaufgebot von mehr als 1.300 Beamten im Einsatz und beobachtete das Geschehen unter anderem per Hubschrauber. Bis zum Abend kam es demnach zu mehreren Verletzten und mehr als 50 Festnahmen. Begründet wurden diese unter anderem mit dem Verdacht auf sogenannte Propagandadelikte, Angriffe auf Einsatzkräfte und der Behinderung von Medienarbeit. 

Die Polizei teilte zudem mit, sie habe in einzelnen Situationen Gewalt anwenden müssen, um Personen festzunehmen und eigene Kräfte zu schützen. Unabhängige Angaben zu den Vorfällen lagen zunächst nicht vor. Bei früheren propalästinensischen Demonstrationen hatten zivilgesellschaftliche Gruppen wiederholt über unverhältnismäßige Polizeigewalt berichtet.

Auch in London gingen Zehntausende auf die Straße. Neben dem Krieg in Gaza kritisierten die Protestierenden auch die jüngsten israelischen Angriffe auf den Iran, die als Bruch des Völkerrechts gelten. Die Polizei sprach von einem friedlichen Verlauf. Im schweizerischen Bern versammelten sich nach Angaben der Organisatoren rund 20.000 Menschen vor dem Parlament und forderten eine Waffenruhe im Gazastreifen.

Der Krieg im Gazastreifen war durch den beispiellosen Großangriff der Terrororganisation Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 ausgelöst worden. Dabei wurden nach israelischen Angaben etwa 1.200 Menschen getötet und 251 weitere als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Nach dem Hamas-Angriff startete Israel einen massiven Militäreinsatz im Gazastreifen.

Humanitäre Katastrophe im Gazastreifen

Die dortige humanitäre Lage ist seit Monaten katastrophal. Israel hatte im März die vollständige Blockade sämtlicher Hilfslieferungen verhängt. Inzwischen wurden die Restriktionen etwas gelockert – Menschenrechtsorganisationen und Expertinnen halten die Maßnahmen aber für unzureichend. 

Lieferungen der Vereinten Nationen werden kaum mehr in das Küstengebiet gelassen, zuständig ist vor allem die von Israel und den USA unterstützte Gaza Humanitarian Foundation (GHF), die an einigen wenigen Verteilzentren Rationen verteilt. Infolge von Unruhen bei der Ausgabe eröffneten das israelische Militär sowie von Israel unterstützte dschihadistische Milizen in den vergangenen Wochen wiederholt das Feuer auf palästinensische Zivilisten. Nach Angaben der palästinensischen Gesundheitsbehörde wurden dadurch bereits Hunderte Menschen getötet. 

Auch der Weg zu den Ausgabestellen ist lebensgefährlich, weil Israel den Beschuss aus der Luft fortsetzt. Mit sogenannten Evakuierungsanordnungen zwingt das israelische Militär Zehntausende zur Flucht in den Süden. Führende Vertreter der israelischen Regierung haben sich wiederholt zu dem Ziel bekannt, den Gazastreifen dauerhaft zu entvölkern. Menschenrechtsorganisationen werfen der Regierung ethnische Säuberungen vor sowie Hunger gezielt als Kriegswaffe einzusetzen. Der Vorwurf eines Völkermords wird derzeit vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag geprüft.

Alle Entwicklungen zum Krieg im Gazastreifen lesen Sie in unserem Liveblog.

Back to top button