Nach Rot für Yardimci: Källman schießt Hannover 96 zum Sieg bei Eintracht Braunschweig | ABC-Z

Stand: 27.10.2025 07:30 Uhr
Hannover 96 hat am Sonntag ein hitziges Niedersachsenderby bei Eintracht Braunschweig verdient mit 3:0 (2:0) gewonnen. Die “Roten” bleiben damit in der 2. Liga oben dran. Der BTSV, dem Stürmer Erencan Yardimci mit seinem Platzverweis einen Bärendienst erwies, hingegen hängt weiter in der unteren Tabellenhälfte fest.
Es war der erste Sieg Hannovers in Braunschweig seit Februar 2021. Damals hatten die “Roten” die Partie nach einem Rückstand gedreht (2:1). Eine derartige Kraftanstrengung mussten sie am Sonntag im Eintracht-Stadion nicht wiederholen, weil sich Stürmer Yardimci bereits früh im Spiel einen für die Gastgeber fatalen Aussetzer leistete und wegen einer Tätlichkeit mit Rot vom Platz flog (20.).
Für Sven Köhler, der sein Team bis zu der Situation gut in der Partie gesehen hatte, war es “die spielentscheidende Szene” der 183. Auflage des Niedersachsenderbys. In Unterzahl, so der Eintracht-Kapitän, “haben wir alles probiert”. Sein Coach Heiner Backhaus nannte neben dem Platzverweis auch die aus seiner Sicht mangelhafte “Boxverteidigung” als “Knackpunkt”.
“Das wird teuer für ihn. Das war ein Bärendienst. Durch so einen Platzverweis ist die Statik des Spiels für uns komplett verändert.”
Eintracht-Trainer Heiner Backhaus
Mit Blick auf die Aktion Yardimcis, der Gegenspieler Boris Tomiak würgte, sagte der Coach: “Das ist mit nichts zu entschuldigen. Das hat im Fußball nichts zu suchen.” Zudem kündigte Backhaus eine Geldstrafe für den 23-Jährigen an: “Das wird teuer für ihn. Durch so einen Platzverweis ist die Statik des Spiels für uns komplett verändert.”
Denn mit einem Mann mehr hatten die Gäste in der Folge relativ leichtes Spiel: Benjamin Källman mit einem Doppelschlag (32. und 36.) vor und Daisuke Yokota (61.) nach der Pause schossen den letztlich ungefährdeten Erfolg für 96 heraus. Doppeltorschütze Källman war nach der Partie sehr “happy mit der Leistung”. Insbesondere lobte der Finne “die Art und Weise, wie wir gespielt haben”.
96-Trainer Titz lobt sein Team: “Sehr kontrolliert und souverän”
Das unterstrich auch Trainer Christian Titz, dem imponierte, “dass wir von Beginn an sehr kontrolliert und souverän gespielt und fast nichts zugelassen haben”. Ausschlaggebend sei gewesen, dass sein Team auch in Überzahl an den vorher besprochenen Prinzipien – “hohes Pressing” sowie “Ballkontrolle” – festgehalten habe.
Da beide Clubs bereits aus dem DFB-Pokal ausgeschieden sind, geht es für sie erst am kommenden Wochenende in der Liga weiter: 96 ist am Freitag zum Top-Spiel in Elversberg zu Gast (18.30 Uhr, im NDR Livecenter), der BTSV am Sonnabend beim 1. FC Nürnberg gefordert (13 Uhr, ebenfalls im NDR Livecenter).
Hektischer Start: Pyro-Unterbrechung und Yardimci-Rot
Zu Beginn war das Verhältnis aus Spielfluss und Spielunterbrechung in Braunschweig sehr ungleich verteilt. Schiedsrichter Robert Hartmann (Wangen im Allgäu) musste die Partie nach drei Minuten für rund fünf Minuten unterbrechen. Die Gäste-Fans hatten in ihrem Block kräftig Pyrotechnik abgebrannt, dunkler Rauch zog durch das Stadion an der Hamburger Straße.
Danach näherten sich beide Mannschaften den Grundzügen eines Fußballspiels an – zunächst allerdings eher über den kämpferischen Aspekt des Sports. Hannover besann sich als erstes Team dann auch auf fußballerische Akzente und kam beinahe zum 1:0. Eintracht-Keeper Ron-Thorben Hoffmann parierte den Kopfball von Tomiak allerdings gut (17.).
Nur drei Minuten später stand der 96-Verteidiger erneut im Blickpunkt: Im Nachgang eines Fouls von Hannovers Hayate Matsuda an Braunschweigs Florian Flick gerieten Tomiak und “Löwen”-Stürmer Yardimci gut zehn Meter vom Ort des Fouls entfernt heftig aneinander. Der Braunschweiger griff dem Abwehrspieler mit beiden Händen an den Hals und würgte ihn. Klare Tätlichkeit – Rot (20.). Der bereits fünfte Platzverweis für die Eintracht im zehnten Ligaspiel.
Källman-Doppelpack für Hannover
Die Partie war in der Folge ziemlich aufgeheizt, Referee Hartmann hatte alle Hände voll zu tun und musste fleißig Gelbe Karten verteilen. An Spielfluss war so über viele Minuten nicht zu denken. Mit dem ersten gelungenen Angriff der Partie aber gingen die Gäste in Führung. Und an der hatte Rechtsaußen Mustapha Bundu einen sehr großen Anteil. Der Nationalspieler aus Sierra Leone setzte sich auf der rechten Seite mit einem starken Solo gleich gegen drei Braunschweiger durch und spielte dann sensationell flach in die Mitte, wo Källman im Rutschen den Ball ins Tor bugsierte (32.).
So gut Bundu es gemacht hatte, so wenig bissig hatten die “Löwen” aber auch verteidigt. Und das setzte sich nur vier Minuten später fort. Husseyn Chakroun zog von der linken Seite mit besseren Braunschweiger Begleitschutz in die Mitte und fackelte nicht lang. Sein Schuss wurde von Eintracht-Kapitän Sven Köhler abgefälscht, in der Mitte reagierte Källman erneut schneller als sein Gegenspieler und brachte den Ball gedankenschnell auf das Tor. BTSV-Keeper Hoffmann kam zwar noch ran, konnte den Einschlag aber nicht verhindern (36.).
Dritter Treffer des 96-Stürmers zählt nicht
In der Folge rettete der 26-Jährige stark gegen die Fernschüsse von Enzo Leopold (38.) sowie Chakroun (39.) und verhinderte so einen noch höheren Pausen-Rückstand seines Teams. Kurz nach Wiederbeginn wäre es dann beinahe zum dritten Treffer Källmans gekommen. Der Finne setzte sich robust durch und schob an Hoffmann vorbei ein, stand aber zuvor im Abseits (47.).
Die Gastgeber ließen sich keineswegs hängen. Das Team von Trainer Backhaus lief nach Kräften die Räume zu, schaffte es gegen die aufmerksam verteidigenden Hannoveraner allerdings kaum einmal, selbst offensive Akzente zu setzen. Der eingewechselte Levente Szabo hatte in der 64. Minute die größte Chance der “Löwen”, als er erst einen Ball stark mit der Hacke auf das Tor brachte – 96-Keeper Nahuel Noll reagierte überragend – und den Nachschuss aus fünf Metern dann kläglich neben das Tor setzte.
Yokota macht alles klar – und provoziert eine Rudelbildung
Es wäre aber ohnehin nur noch Ergebniskosmetik gewesen, da die Gäste die Partie drei Minuten zuvor endgültig entschieden hatten. Und das 3:0 resultierte aus einer Co-Produktion zweier Einwechselspieler: Kolja Oudenne flankte von der linken Seite auf Yokota, der den Ball am rechten Pfosten technisch stark volley nahm und in die Maschen jagte.
So überragend der Japaner den Treffer erzielt hatte, so unsportlich verhielt er sich kurz vor dem Ende, als er Gegenspieler Fabio Di Michele Sanchez gleich in mehreren Szenen provozierte. Die Folge: Zum Abschluss eines ohnehin hitzigen Derbys gab es auch noch eine kurze Rudelbildung.
Polizei meldet “wenige Zwischenfälle”
Die Polizei war mit dem Verlauf des Derbys insgesamt zufrieden. Wie die Polizeidirektion Braunschweig sowie die Bundespolizeiinspektion Hannover mitteilten, sei der Tag “trotz weniger Zwischenfälle insgesamt ruhig” verlaufen.
10. Spieltag, 26.10.2025 13:30 Uhr
R.-T. Hoffmann – Ehlers, Köhler (72. F. Kaufmann), L. Breunig (46. Szabó) – Aydin, Marie (72. S. Sané), Flick, Di Michele Sanchez – C. Conteh (59. Gómez), Tempelmann (46. Heußer) – Yardimci
0
Noll – Ghita, Tomiak, Nawrocki (58. Blank) – Matsuda (46. Oudenne), Leopold, Aseko Nkili (58. Roggow), Neubauer – Bundu (45.+4 Yokota), Chakroun (72. Rochelt) – Källman
3
Tore
- 0:1 Källman (32.)
- 0:2 Källman (36.)
- 0:3 Yokota (61.)























