Nach Drogenbeichte – Prinz Filiberto plant kurioses Comeback | ABC-Z

Berlin. Emanuele Filiberto ist Italiens berüchtigter Königsenkel. Nach seinem Absturz versucht er nun mit, aus seinen Wurzeln Profit zu schlagen.
Schloss, See, Berge, Bäume – und das alles in Farben getaucht, die man nur aus Fantasyfilmen kennt: Es sind die ersten Impressionen von „The RoyaLand“, einem Adligen-Videospiel für Leute mit royalem Tick. Der Mann, der hinter dem königlichen Spaß steht, ist eine äußerst schillernde Figur: Emanuele Filiberto von Savoyen (52), ältester Enkel des letzten italienischen Königs Umberto II. „Früher ein Mann mit Kreischfaktor“, so Adelsexperte Jürgen Worlitz.
„Heute verkörpert er eher den gestandenen charismatischen Mann im besten Alter mit goldener Vision, der alles machen kann, aber nichts machen muss.“, so Jürgen Worlitz gegenüber dieser Redaktion. In seinen jungen Jahren aber sei Emanuele Filiberto immer ein Typ gewesen, der wie ein „Mix aus Film- und Popstar“ wirkte, so Worlitz. „Volles Haar, Drei-Tage-Bart und ein umwerfendes Lächeln! Dazu von höchstem Adel.“ Und so ließ sich der Sohn von Viktor Emanuel von Savoyen und Marina Ricolfi Doria auch gern mal „Prinz von Venedig“ und „Prinz des Piemont“ nennen.
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Italien: Enkel des letzten Königs holte sich den Sieg bei TV-Tanzshow
Als eben dieser, nämlich „Prince of Venice“, vermarktete er sich zum Beispiel 2016 seine Foodtruck-Idee und wurde zum Pasta-Prinzen von Los Angeles. „Ich wollte einen italienischen Gourmet-Foodtruck mit frischer Pasta und authentischen Rezepten sowie entsprechend hochwertigen Zutaten schaffen.“ Der Businessplan des Nudel-Kings klang wohl vor allem dank seines Namens so gewinnbringend. Der Rest war ja wohl nicht die Neuerfindung des Rades: „Das Konzept besteht darin, vor den Augen der Kunden eine Auswahl frischer Pasta zuzubereiten und diese mit unglaublichen handgemachten Saucen zu servieren.“
Emanuele Filiberto musste trotz allem Saus und Braus sehen, wo er bleibt. Denn Könige waren ja längst in Italien abserviert. Im Juni 1946 wurde die Monarchie abgeschafft und der König in die Flucht geschlagen. Erst Enkel Emanuele Filiberto hatte Glück und durfte 2002 wieder in Italien einreisen. Und dann wurde er doch noch zum König Italiens – wenn auch nur auf dem Parkett. 2019 war es, als Emanuele Filiberto Millionen mit seinem Hüftschwung beim „Cha-Cha“ begeisterte und die TV-Tanz-Show „Strictly Come Dancing“ mit Bravour gewann.
Neues Projekt für Möchtegern-Prinz: Filiberto entwickelt Royal-Videospiel
Das alles ist auch schon lange her. Doch nun hat Emanuele Filiberto eine neue Idee, die ihn wieder ins Scheinwerferlicht rücken soll. Sein neues Baby ist kein Nudel-Auto, sondern ein Videospiel namens „RoyaLand“. Er ist es nicht allein, der royale Strippen zieht. Sieben andere abgedankte Königsfamilien sind mit im Boot. Mit ihm am Strang ziehen die abgesetzten Monarchien aus Albanien, Bulgarien, Frankreich, Jugoslawien, der russischen Familie Romanow, der deutschen Dynastie Mecklenburg sowie den regierenden Monarchen von Lesotho im südlichen Afrika.
Mit Rhythmusgefühl: Emanuele Filiberto von Savoyen und Tanzpartnerin Natalia Titova beim Finale der Tanzshow „Strictly Come Dancing’“, 2019 in Rom.
© Getty Images | Elisabetta Villa
Beworben wird es mit großen wie leeren Worten: „RoyaLand ermöglicht es den Spielern, auf innovative, spielerische Weise mit Königsfamilien zu interagieren. So entsteht ein aktives, gemeinschaftliches Erlebnis statt eines passiven“, heißt es im Werbelatein auf der Website. Es ist viel von Fantasy und KI die Rede. Und Emanuele Filiberto meldet sich in einer kurzen Videobotschaft selbst zu Wort. Er beschwört das Projekt mit so pathetischer Miene, dass man unweigerlich denkt, er erschafft gerade die Welt neu. Das Unternehmen Neosperience produziert das bunte Treiben. Erste Download-Möglichkeiten sollen schon bald verlost werden.
Dem „Telegraph“ sagte Emanuele Filiberto im Dezember 2024: „Es ist nicht nur ein komplexes Spiel, bei dem die Spieler ihr eigenes Land besitzen müssen, sondern auch ihre Macht, ihren Reichtum und ihr Territorium vergrößern und in der Hierarchie des Adels aufsteigen müssen, um König oder Königin von RoyaLand zu werden und diesen Titel zu behalten.“
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Wenn also schon im echten Leben kein König, dann kann man sich ja einfach einen Titel ausdenken. Sei es drum. An Ideen hat es Emanuele Filiberto, der seit mehr als zwanzig Jahren mit der französischen Schauspielerin Clotilde Courau verheiratet ist und zwei Töchter hat, nie gefehlt. Er hat im Werbefernsehen mitgemacht, hat Mode entworfen, Bücher geschrieben, sogar in die Politik wollte er ziehen: Nach der Corona-Pandemie stellte er sein Projekt „Più Italia“ in einem Online-Webinar vor. In einem Land, „das in zu viel Bürokratie verstrickt ist“, wolle er mithilfe seiner Plattform dagegen vorgehen.
Royal breitete Probleme im Fernsehen aus – Drogen und Nasentumor
„Immer zog es ihn ins Schweinwerferlicht“, so Worlizt. „Ob er in TV-Talks eine Drogenbeichte ablieferte oder ohne Scheu eigene gesundheitliche Probleme auspackte, wie ein Tumor im Nasenbereich.“ Ende 2011 fanden Ärzte in Genf das Geschwür in der Nase des Royals. Damals wurden ihm dreiviertel des Knorpels und ein Teil des Knochens weggenommen.

Emanuele Filiberto von Savoyen gründete eine virtuelle politische Plattform mit dem Namen PIÙ Italia.
© picture alliance / abaca | Piovanotto Marco/ABACA
Filiberto weiß, dass Fans und Folllower liebend gern von Schicksalsschlägen hören. Kein Leben ohne Traumata. „Die schlimmsten Spuren in seinem Leben dürften für ihn die verstörenden Szenen gewesen sein, als sein Vater in Handschellen in den Gerichtssaal getrieben wurde, wo er sich wegen Korruption und Ausbeutung von Prostituierten verantworten musste“, so Adelsexperte Worlitz.
Selbsternannter Prinz überraschte mit Drogen-Geständnis
Filiberto habe gewusst, dass der gute Ruf seiner Familie für lange Zeit vollends zerstört war. „Für ihn möglicherweise der Wendepunkt und die Einsicht, mit Rücksicht auf seine Lieben, Drogen abzuschwören und Steuerdelikte zu vermeiden, in die er während seiner politischen Aktivitäten hineingeschliddert war“, so der Adelsexperte. Im italienischen Fernsehen sagte Emanuele Filiberto 2009, er habe in der Vergangenheit Rauschgift genommen, und einige seiner besten Freunde seien an Drogen gestorben. Vor dem Abgleiten in die Sucht habe ihn letztlich „großer Respekt vor meiner Familie“ gerettet.
Filiberto konzentriere sich mittlerweile stärker auf die Zukunft, so Worlitz. Und das sind seine Töchter Vittoria und Luisa. Vor allem Vittoria habe er im Blick, wenn es darauf ankomme, das imaginäre Zepter weiterzureichen. „Schon jetzt darf sich die 21-jährige Influencerin mit seinem Segen als moderne, internetaffine Anwärterin auf einen virtuellen Thron fühlen. Kein schlechter Schachzug, denn so bleiben er und sie noch lange für ihre royalen Fans interessant.“
Aber: Filiberto, so ist zu lesen, verweist darauf, dass es bei seinem neusten Vorhaben „RoyaLand“ weder um die Legitimierung des Namens Savoyen noch um die Förderung etwaiger Bestrebungen zur Wiederherstellung der Monarchie gehe. „Das ist kein Spiel, das mich zurückbringen wird“, sagte er dem „Telegraph“. „Es geht darum, einer jungen Generation Geschichte, Kultur und Werte weiterzugeben.“ Ein Adelsspiel als Moralpredigt? Welche Werte er wohl meint? Uns fällt da ja vor allem die Moral von Serien à la Bridgerton ein.