Nach der Papstwahl im Vatikan: Wieder kein Italiener | ABC-Z

Wieder also kein Italiener. Doch die Medien des Landes trösten sich damit, dass der Neue, der aus Chicago stammt, wenigstens italienische Wurzeln habe – auch wenn er selbst bloß den französischen Vater, die spanische Mutter erwähnte.
Leo XIV. – diesen Papstnamen wählte Prevost – dürfte diese Frage gerade jetzt nicht weiter beschäftigen. Der Mann hat genug zu tun. Am Abend nach der Wahl stand erst einmal das gemeinsame Abendessen mit seinen Kardinalskollegen an, und am Freitagmorgen feierte Leo mit dem kompletten Kardinalskollegium inklusive den nicht wahlberechtigten über 80-Jährigen eine erste Messe in der Sixtinischen Kapelle. Am Sonntag dann wird er das Mariengebet „Regina Caeli“ von der Benediktionsloggia des Petersdoms sprechen.
Dann dürften sich wieder Tausende Menschen auf dem Petersplatz versammeln, ebenso wie bei der voraussichtlich nächste Woche stattfindenden Inthronisationsmesse, bei der Leo ganz offiziell als Nachfolger Petri eingesetzt wird. Dass er sich auch als Nachfolger seines Vorgängers Franziskus versteht, hatte Prevost schon in seiner Rede unmittelbar nach der Wahl deutlich gemacht: Nur ihn erwähnte er, nicht aber etwa dessen Vorgänger Ratzinger oder Wojtyla.
Dennoch dürfte sich unter Leo XIV. einiges ändern gegenüber Franziskus. Wenigstens ein wenig Glamour ist zurück: Als er sich den Gläubigen präsentierte, trug er wieder den roten Schulterumhang ebenso wie den prächtig mit den Petrusschlüsseln bestickten Schal, auf die Bergoglio verzichtet hatte, und anstatt des simplen silbernen trug er ein goldenes Kreuz am Hals.
Auch die Ära der eher bescheidenen Motorisierung dürfte jetzt enden. Während Franziskus sich im FIAT 500L kutschieren ließ, kam schon am ersten Abend der Amtszeit Leos ein ordentlicher VW-SUV zum Einsatz.
Mit dem fuhr er in sein bisheriges römisches Domizil: Als Kurienkardinal hatte er im Palazzo del Sant’Uffizio gleich neben dem Petersdom seine Wohnstätte. Seine Ankunft dort, die Begrüßung durch eine Gruppe Gläubiger, wurde sofort von einem der Anwesenden per Handy verewigt. Ein Mädchen hält ihm ein Buch hin, bittet um ein Autogramm, und Leo gibt zurück, „die alte Unterschrift“ gelte ja nun nicht mehr, um sogleich kokett zu fragen, „welchen Tag haben wir heute?“, ach ja, der 8. Mai, ach ja, der Tag der Papstwahl.
Nicht nur der Papst findet sich anscheinend in der Welt der Sozialen Medien gut zurecht, auch der Vatikan ist ganz offiziell mit Video-Posts dabei. Kaum war Prevost gewählt, bekam er in der Sixtinischen Kapelle kräftigen Applaus der Kardinäle, und – früher undenkbar – ein Kameramann filmte die Szene, ebenso wie das stille und einsame Gebet, zu dem sich der frisch Gewählte gleich darauf in einer Nachbarkapelle zurückzog.