Nach dem Paramount-Deal: „South Park“ beleidigt Trump | ABC-Z

Nun, da die amerikanische Medienaufsichtsbehörde FCC tatsächlich die Fusion zwischen dem traditionsreichen Paramount-Konzern und dem Start-up-Filmstudio Skydance durchgewinkt hat, muss man sich noch vergegenwärtigen, wie die ganze korrupte Farce begonnen hatte. Im vergangenen Oktober hatte also Vizepräsidentin Kamala Harris der Sendung „60 Minutes“ ein Interview gegeben, welches, wie das so üblich ist, gekürzt wurde, auch um Passagen, in denen Harris etwas umständlich geantwortet hatte. Was Donald Trumps Lager zum Anlass nahm, dem Sender vorzuwerfen, die Aufnahme wäre bearbeitet worden, um die „dummen Dinge“, die sie gesagt hätte, zu verschweigen.
Nachdem CBS das vollständige Transkript veröffentlicht hatte, blieb inhaltlich nicht viel von der Kritik übrig, aber offenbar immer noch genug ballistisches Material, um vor Gericht zu ziehen. Um zu sehen, wie lächerlich die Anschuldigungen sind, reicht ein Blick in die Klageschrift, sie liest sich wie einer der irren Tweets aus Trumps paranoidem Paralleluniversum. „Selbst mit der Hilfe der Vierten Gewalt war Kamalas Kampagne nicht in der Lage, peinliche Schwächen zu verbergen, einschließlich ihrer Angewohnheit, ‚Wortsalat‘ zu äußern, d. h. ein Sammelsurium außergewöhnlich zusammenhangloser Reden, die sogar bei eingefleischten demokratischen Kommentatoren wie Van Jones, David Axelrod und anderen Mainstream-Medien auf Ablehnung stießen“, steht darin etwa, als sei irgendetwas davon illegal. Dass Trump als Privatperson gegen die Irreführung des amerikanischen Volks klagte, ist nicht weniger verrückt.
Dass Paramount auf den Vergleich einging und 16 Millionen Dollar wiederum an eine Stiftung für Trumps Präsidentschaftsbibliothek zahlt, die nach seiner Amtszeit errichtet werden soll, ist auch deshalb bemerkenswert korrupt, weil es die Genehmigung für die Fusion mit Skydance, die man sich damit offenbar erkaufen wollte, vermutlich auch umsonst gegeben hätte. Schließlich ist dessen Chef David Ellison der Sohn von Trumps Kumpel Larry Ellison (der – Fun Fact – gerade Mark Zuckerberg als zweitreichsten Mann der Welt abgelöst hat). Wieso hätte Trumps Minion Brendan Carr, der Chef der FCC und einer der Autoren der Agenda von „Project 2025“, diesen Deal ablehnen sollen?
Dass außerdem auch Werbespots für „die konservative Sache“ im Wert von weiteren 16 bis 20 Millionen Dollar Teil der Vereinbarung waren, bestreitet Paramount. Womöglich auch zu Recht: Diese Bonus-Bestechung hat Deal-Master Trump offenbar sinnvollerweise direkt mit dem Käufer ausgemacht. Insofern muss man die offizielle Erklärung, Stephen Colberts „Late Show“ sei „aus finanziellen Gründen“ eingestellt worden, wohl als unfreiwillige Ehrlichkeit lesen. Mal sehen, ob die Details des Deals demnächst auch so vollständig veröffentlicht werden, wie es in Zukunft, laut der gerichtlichen Einigung, die Mitschriften von CBS-Interviews mit Präsidentschaftskandidaten werden sollen.
Werbespot als Teil des Deals
Ob es aber grundsätzlich eine erfolgreiche Strategie bleiben wird, kritischen Mitarbeitern zu kündigen, ist fraglich. Am Mittwoch wurde bekannt, dass sich Paramount die Streamingrechte für die brachiale Cartoon-Serie „South Park“ gesichert hat, für die nächsten fünf Jahre. 1,5 Milliarden Dollar bekommen die Schöpfer Trey Parker und Matt Stone dafür, was nicht nur in Relation zu den 8 Milliarden, die Skydance für ganz Paramount zahlt, eine Menge ist. Und fast könnte man in diesem Mega-Deal einen letzten Akt des Widerstands des scheidenden Managements sehen. Denn Parker und Stone warteten nicht lange, um zu beweisen, dass sie sich nicht kaufen lassen: Noch am gleichen Tag wurde die erste Folge der 27. Staffel ausgestrahlt, die man nur als ausgestreckten Mittelfinger für Trump verstehen kann. Als billig animierte Figur hüpft er da wütend durchs Weiße Haus und landet beim Satan im Bett, eine Rolle, die im „South Park“-Kosmos bisher Saddam Hussein vorbehalten war.
Vor allem aber hat er einen Auftritt in einem „Pro-Trump“-Werbespot, den sich die „South Park“-Macher schon mal für ihn ausgedacht haben. Da läuft ein Deepfake-Trump durch die Wüste, nach dem Motto: „Egal wie heiß es ist, er hat keine Angst, für Amerika zu kämpfen.“ Er kommt ins Schwitzen, zieht alle seine Klamotten aus, und am Ende sagt ein schlecht animierter Minipenis in Piepsstimme: „Ich bin Donald J. Trump, und ich unterstütze diese Nachricht.“ Das ist nicht sehr subtil, aber es dürfte eine Sprache sein, die sogar Trump versteht. Damit sich die Botschaft nicht so schnell versendet, haben Parker und Stone eine Website eingerichtet: HeTrumpedUs.com.
Das Weiße Haus hat bereits erwartungsgemäß beleidigt reagiert. Die Show sei seit über 20 Jahren irrelevant und klammere sich „mit einfallslosen Ideen verzweifelt an die Aufmerksamkeit“; sagte Trump-Sprecherin Taylor Rogers auf Anfrage des Magazins „Rolling Stone“. Keine Show „aus der vierten Liga“ werde „Trumps Erfolgskurs stoppen“. Die Frage ist nur, ob Trump nun auch seine Freunde von Skydance verklagt. Und ob Skydance dann „South Park“ absetzt. Wenn das auch schwierig wird – aus finanziellen Gründen.