Politik

Nach Berlin will sie nicht: Das ist die Frau an Friedrich Merz‘ Seite | ABC-Z

München/Berlin – Kennengelernt haben sie sich im August 1980 auf einer Studentenparty in Bonn. Friedrich Merz saß dort neben einer anderen Frau – und Charlotte Gass, die Tochter eines Rechtsanwaltes aus dem Saarland, dachte sich nur: Schade, der ist schon vergeben.

Ein Irrtum, wie sich bald herausstellen sollte: Ein knappes Jahr später waren Friedrich und Charlotte Merz bereits verheiratet, sie haben einen Sohn und zwei Töchter großgezogen und mittlerweile sieben Enkelkinder.

Liebe auf ersten Blick? „Bei ihm dauerte es ein bisschen länger“

Bei ihr, erzählte die Frau des designierten Kanzlers Jahrzehnte später der „Bild“, sei es damals Liebe auf den ersten Blick gewesen. „Bei ihm dauerte es ein bisschen länger.“

Wie ihr Mann hat auch Charlotte Merz Jura studiert. Heute leitet sie als Direktorin das Amtsgericht im sauerländischen Arnsberg und ist dort als Richterin vor allem mit Familienangelegenheiten beschäftigt – Scheidungen, Sorgerechtsstreitigkeiten und so weiter.

Das soll auch so bleiben, wenn ihr Friedrich neuer Regierungschef wird. Auf die Rolle der Frau an seiner Seite hat sich die 64-Jährige ohnehin nie reduzieren lassen. Dabei zeigt sie sich in eben dieser Rolle schon mal handfest: Bekannt wurde ein Beitrag aus der ZDF-„heute-show“, in dem sie Reporter Lutz van der Horst, der sich auf einem CDU-Parteitag vergeblich müht, mit Fragen zu ihrem von Leibwächtern abgeschirmten Mann vorzudringen, leidlich sanft zur Seite schiebt.

Wohl kein Umzug nach Berlin: Frau von Friedrich Merz will stattdessen lieber in Heimat bleiben

„Wir haben beide Rücksicht auf den Job des anderen genommen und die Kinderbetreuung so aufgeteilt, dass sie mit unseren beruflichen Verpflichtungen vereinbar war“, hat sie gerade erst in einem Interview erzählt und versucht, das verstaubte Frauenbild etwas zu entkräften, das dem CDU-Vorsitzenden gerne nachgesagt wird.

„Mein Mann hat mich immer komplett unterstützt, weil er es selbstverständlich und richtig fand, dass ich gearbeitet habe.“ Und überhaupt: Als Mutter, sagt sie, habe sie das Beste aus zwei Welten – Kinder und einen Beruf, der sie ausfüllt.

Auch sonst entspricht die Familie Merz nicht ganz dem bürgerlichen Klischee, das man hinter der Fassade des strammen Konservativen vermuten könnte. Als die junge Charlotte mit dem ersten Kind schwanger wurde, war sie noch nicht verheiratet und noch mitten im Studium.

Ein Telefonat pro Tag reicht

Beim zweiten Staatsexamen war sie dann schon zweifache Mutter und um eine wichtige Erfahrung reicher: „Ich habe dadurch gelernt, jede Minute effizient einzusetzen.“ Später zog die junge Familie dann nach Saarbrücken und 1994 schließlich ins Sauerland.

Wie ihr Mann ist Charlotte Merz Mitglied der CDU, sie engagiert sich in der evangelischen Kirche und fährt die fünf Kilometer zu ihrem Büro im Gericht am liebsten mit dem Fahrrad. Mindestens einmal am Tag telefoniert sie mit ihrem Mann, wenn der unterwegs ist.

Nur in ihrem Gerichtssaal saß Friedrich Merz noch nie. „Ich würde mich befangen fühlen, wenn mein Mann im Publikum sitzt“, sagt Charlotte Merz. „Ich sitze ja auch nicht bei Fraktionssitzungen auf der Zuschauerbank.“

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