Myrrhe als Heilpflanze: Inhaltsstoffe, Anwendung, Wirkungen | NDR.de – Ratgeber | ABC-Z
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Myrrhe ist ein Pflanzenharz und wirkt auf Haut, Schleimhäute und Darm. Kombiniert mit Kamille und Kaffeekohle schützt die Heilpflanze die Darmbarriere und hilft bei entzündlichen Darmerkrankungen.
Sie fasziniert und beschäftigt die Wissenschaft bis heute, wird seit Jahrtausenden als Heilmittel eingesetzt und schon in der Bibel erwähnt: Myrrhe oder genauer der Myrrhenbaum oder -strauch, botanischer Name Commiphora myrrha. Sein Harz wirkt vielfältig und wird in der integrativen Medizin und modernen Naturheilkunde häufig genutzt. Deshalb wurde Myrrhe 2021 zur Arzneipflanze des Jahres gekürt.
Viele medizinisch relevante Wirkungen
Das Pflanzenharz Myrrhe hat viele medizinisch interessante Wirkungen, vor allem auf die Haut, die Schleimhäute im Mund- und Rachenbereich und den Darm. Es schützt Schleimhäute, wirkt adstringierend, also zusammenziehend, entzündungshemmend, blutstillend, fördert die Wundheilung, hat krampflösende, schmerzlindernde, antiseptische und antimykotische, also pilzabwehrende Effekte.
Natürliche “pflanzliche Droge”
Myrrhe ist eine natürliche “pflanzliche Droge”, das bedeutet ein durch Trocknung haltbar gemachter Pflanzenbestandteil, der medizinisch genutzt wird. Der nicht besonders große Myrrhenbaum oder -strauch wächst auf flachen, sandsteinhaltigen Böden des Buschlands zwischen Ostafrika und der arabischen Halbinsel. Stamm und Äste werden angeschnitten und das ausgetretene Harz anschließend an der Luft getrocknet. Der Name Myrrhe kommt aus dem Arabischen und bedeutet übersetzt in etwa “bitter”.
Arznei mit jahrtausendealter Geschichte
Schon seit rund 3.000 Jahren wird Myrrhe als Arznei genutzt. Dabei wurde es lange auch als Aphrodisiakum und Parfum geschätzt. In der Bibel wird Myrrhe mehrmals erwähnt, unter anderem neben Gold und Weihrauch als eines der drei kostbaren Geschenke der Weisen aus dem Morgenland zu Jesu Geburt.
Bei entzündlichen Darmerkrankungen: Myrrhe, Kamille und Kaffeekohle
In den letzten Jahren hat das wissenschaftliche Interesse an Myrrhe zugenommen. Prof. Jost Langhorst aus der Klinik für Integrative Medizin und Naturheilverfahren in Bamberg ist federführend an wichtigen Studien zu den Wirkungen vor allem bei Magen-Darm-Erkrankungen beteiligt.
Ein Ergebnis: Myrrhe wirkt in der Therapie bei Colitis ulcerosa, einer entzündlichen Darmerkrankung. Sie ist dabei wichtigster Faktor des eingesetzten, schon mehrere Jahrzehnte zugelassenen Kombinationspräparats aus Myrrhe, Kamille und Kaffeekohle. Es verlängert die beschwerdefreien Phasen vergleichbar effektiv wie der Goldstandard der Therapie mit dem Wirkstoff Mesalazin. Inzwischen wird das Myrrhenpräparat auch in der entsprechenden S3-Behandlungsleitlinie empfohlen.
Aktuelle Studien belegen außerdem die positiven Effekte auf die Darmbarriere sowie auf Blähungen, Durchfall und Reizdarmsyndrom. Denn Myrrhe stabilisiert die durchlässige Darmbarriere und unterstützt deren Reparatur.
Therapie bei Aphten und beruhigende Wirkung auf die Psyche
Myrrhentinktur wird erfolgreich in der Therapie von Aphten eingesetzt, das sind Entzündungen der Mundschleimhaut. Myrrhe hat außerdem, auch wenn das keine herausragende Wirkung ist, Effekte auf die Psyche. Als Bestandteil von Bienenwachsauflagen wirkt ätherisches Myrrhenöl ähnlich beruhigend wie Lavendel.
Droge mit Kombination hoch wirksamer Inhaltsstoffe
Wie alle pflanzlichen Arzneidrogen ist auch Myrrhe ein Vielstoffgemisch. Es besteht zu 30 bis 60 Prozent aus wasserlöslichen Gummistoffen. Die beiden medizinisch wichtigen Bestandteile sind ätherische Öle mit zwei bis zehn Prozent und die alkohollöslichen Harze, deren Anteil bei 25 bis 40 Prozent liegt.
Sie bestehen wiederum aus einer ganzen Reihe unterschiedlicher biochemischer Substanzen. So sorgen Inhaltsstoffe des Harzes im Körper für die entzündungshemmende und wundheilungsfördernde Wirkung. In neueren Forschungsarbeiten ließen sich allein im Harz rund 27 verschiedene Kohlenwasserstoff-Verbindungen isolieren, sogenannte Terpene. Sieben davon waren neu und bisher nicht bekannt.
Öl, Tinktur, Salbe, Cremes und Kapseln
Für Tees eignet sich Myrrhe nicht. Je nach Zweck und Anwendung gibt es ätherisches Öl, Tinkturen, Pulver und Salben. Aufgrund ihrer Wirkungen ist Myrrhe auch Bestandteil in einigen Pflege- und Zahncremes. Für die medizinisch relevante innere Anwendung gegen Magen-Darm-Probleme wird das Kombinationspräparat aus Myrrhe, Kamille und Kaffeekohle mit dessen synergetischen Wirkungen seiner drei Bestandteile verwendet. Da die Kaffeekohle absorbierend wirkt, ist es wichtig, einen zeitlichen Abstand zur Einnahme anderer Medikamente einzuhalten.
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Verträglichkeit und Nebenwirkungen
Myrrhe ist ein Naturprodukt mit einigen medizinisch hochwirksamen Inhaltsstoffen. Giftig oder schädlich ist Myrrhe nur in sehr hohen Dosen. Ihr Einsatz sollte ärztlich abgeklärt werden. Das gilt vor allem für Diabetiker, denn Myrrhe wirkt auch auf den Blutzuckerspiegel. Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten sind möglich, ebenso wie Hautreizungen. Werden Konzentration und Dosierung nicht überschritten, ist Myrrhe gut verträglich. Auch bei jahrelanger Einnahme des Kombinationspräparates gab es laut Studien kaum Nebenwirkungen.
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