Mutter von Prügelopfer von Markdorf enthüllt: Schläger nutzen Trick für Attacke | ABC-Z
FOCUS online: Frau S., am 6. Juni wurde Ihr Sohn in Markdorf von mehreren Jugendlichen zusammengeschlagen. Wie haben Sie von der Tat erfahren?
Ich bekam einen verstörten Anruf von meinem Sohn und bin natürlich sofort zu ihm gefahren. Die Polizei war bereits vor Ort, die hatte er zum Glück geistesgegenwärtig alarmiert. Die Täter sind daraufhin abgehauen. Mein Sohn war extrem fertig.
Perfide Schläger: Sie schwänzten die Schule, um Opfer aufzulauern
Die Tat wurde von den Jugendlichen gefilmt. Wie ging es Ihnen, als Sie das Video zum ersten Mal gesehen haben?
Mein Sohn hat mir das Video noch am Abend der Tat zugeschickt. Er hat mir gesagt: „Mama, reg dich nicht zu sehr auf, nicht weinen“. Aber natürlich habe ich geweint. Wenn eine Mutter so etwas sieht, zerreißt es ihr das Herz. Ich habe gesehen, wie mein Sohn die Schläge wie gelähmt hat über sich ergehen lassen. Er konnte sich nicht wehren. Natürlich hat man da erst einmal eine wahnsinnige Wut im Bauch.
Wie kam es denn überhaupt zu der Tat?
Die Täter sind Mitschüler meines Sohnes. An dem Tag hatte mein Sohn bereits nach der fünften Stunde Schulschluss und war auf dem Weg zu meinen Eltern. Die besagten Jungs hätten eigentlich länger Schule gehabt, haben aber die sechste Stunde extra geschwänzt, um ihm nachzugehen. Die Tat war also auf jeden Fall geplant.
Welchen Grund hatten die Täter denn, ihren Sohn zu attackieren?
Ganz klar: Keinen. Auf dem Video hört man, wie der eine Junge sagt, mein Sohn habe seinen Großvater einen Hurensohn genannt. Das würde mein Sohn niemals tun. Er hat selbst ein gutes Verhältnis zu seinen Großeltern. Und selbst wenn: Das rechtfertigt so eine furchtbare Gewalttat natürlich überhaupt nicht. Mit einem der anderen Jungs hatte er vor zwei Jahren mal eine Auseinandersetzung, die aber auch schon längst geklärt war.
Ich glaube, diese Jungs suchen sich einfach irgendwelche nichtigen Gründe, um zuzuschlagen. Das ist gerade in Mode, sie filmen die Tat und fühlen sich cool, stark und überlegen.
„Es ist ja nicht in der Schule passiert“
Was wissen Sie noch über die Täter?
Die Attacke auf meinem Sohn ist längst kein Einzelfall. Diese Gruppe ist in der Schule für ihre Gewaltexzesse bekannt, einer der Jungs ist sogar vorbestraft. Zwei sind bis zur siebten mit meinem Sohn zusammen in eine Klasse gegangen. Der ist dann in den Realschulzweig gewechselt, diese Jungs in den Hauptschulzweig. Dort haben sie sich dann zusammengetan und schikanieren und bedrohen seitdem andere Schüler. Eine Woche nach der Tat hat zum Beispiel einer aus dieser Gruppe erneut ein Mädchen geschlagen. Da fragt man sich schon, warum die Schule nicht eingreift.
Die Schule hat bisher keine Maßnahmen ergriffen?
Anfangs nicht. Ich habe immer nur gehört: „Es ist ja nicht in der Schule passiert”. Ich fand das lächerlich. Erstens war mein Sohn noch auf dem Schulweg nach Hause und zweitens hätten die Täter ja eigentlich noch in der Schule sein müssen. Erst nachdem der Fall an die Presse gelangt ist, wurden die drei Täter, die zugeschlagen haben, von der Schule verwiesen. Allerdings nur für wenige Wochen, der eine durfte sogar nach drei Tagen wieder in die Schule!
Die Täter sind also nach wie vor auf der Schule?
Ganz genau. Erst gestern ist mein Sohn für einen Test wieder kurz in seine Klasse zurückgekehrt. Ich habe dann einen Anruf von ihm bekommen: „Mama, die Jungs sind wieder da!“. Drei von Ihnen haben auf dem Schulgelände herumgelungert und ihm wieder gedroht: „Das geschieht dir recht, wenn du nicht aufpasst, kriegst du bald wieder eins in die Fresse“. Ich kann überhaupt nicht verstehen, warum diese Gruppe nicht komplett von der Schule verwiesen wird.
„Diese Jungs werden weitermachen“
Wie geht es Ihrem Sohn mit der Situation?
Er ist verängstigt und traumatisiert und hat natürlich große Angst, das Schulgebäude wieder zu betreten. Nach dem Erlebnis gestern ist er zu Hause zusammengebrochen. Mit 14 sind die Jugendlichen generell in einem schwierigen Alter, die Pubertät, der Schulstress und manchmal auch Streitereien mit den Eltern. Wenn dann auch noch so ein extremes Mobbing hinzukommt, ist das einfach zu viel. Ich werde mit ihm nun zum Kinderpsychologen gehen.
Welche Konsequenzen fordern Sie für die Täter?
Ich bin bereits mit einem Anwalt in Kontakt. Ich werde auf Schmerzensgeld klagen und erwirken, dass diese Personen sich meinem Sohn in der Schule nicht mehr nähern dürfen. Aber natürlich hoffe ich doch noch auf einen kompletten Schulverweis. Denn diese Jungs werden weitermachen, da bin ich sicher. Die haben ihre Tat überhaupt nicht reflektiert. Ein Lernprozess hat da lange noch nicht stattgefunden.