Deutsche Baugenehmigungen auf niedrigstem Stand seit 2010 – Wirtschaft | ABC-Z

Die Zahl der Baugenehmigungen ist im vergangenen Jahr auf den tiefsten Stand seit 2010 gefallen und belegt die tiefe Krise am deutschen Immobilienmarkt. Die Behörden gaben grünes Licht für nur 215 900 Wohnungen und damit 43 700 oder fast 17 Prozent weniger als im Jahr davor, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag mitteilte. Es war das dritte Minus in Folge, wobei sich der Rückgang im zweiten Halbjahr 2024 verlangsamte.
„Diese Entwicklung steht in einem krassen Gegensatz zu der Wohnungsnot, die weiter in den Großstädten beklagt wird“, sagte Cyrus de la Rubia, Chefökonom der HCOB Bank. „Es überrascht, dass das dieses Thema im Wahlkampf kaum beachtet wurde.“ Einfach nur auf Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank setzen, die dann den Markt schon wieder beleben werde, sei reichlich kurz gesprungen, sagte er weiter. Bremse für mehr Bauaktivität seien auch hohe Materialkosten, hohe Standards und viel Bürokratie wie 16 unterschiedliche Bauverordnungen in den Ländern. „Bis wirklich wieder Dynamik in den Wohnungsbausektor hereinkommt, wird es noch dauern.“
Bei der Krise im Wohnungsbau ist derzeit keine Besserung abzusehen. Die sogenannten Immobilienweisen hatten in ihrem Frühjahrsgutachten jüngst düstere Prognosen vorgelegt. Demnach dürfte die Zahl der Genehmigungen für dieses Jahr nur bei etwa 210 000 liegen – dies wäre gegenüber 2023 ein Einbruch um 45 Prozent. Die Baugenehmigungen von heute gelten als Frühindikator für die Neubauten von morgen. 2025 dürften den Immobilienfachleuten zufolge nur 230 000 neue Einheiten gebaut werden – und damit weit weniger als die von der Bundesregierung ursprünglich angestrebte Marke von 400 000.
„Wir müssen jetzt durch ein Tal der Tränen durch“, sagte Ralph Henger vom Institut der deutschen Wirtschaft vorige Woche bei der Vorlage des Gutachtens des Branchenverbands ZIA. „Wir haben eine riesige Lücke zwischen dem, was gebaut werden müsste und dem, was aktuell gebaut wird und in den nächsten Jahren auf den Markt kommt.“
Bei Einfamilienhäusern gab es im vorigen Jahr laut Statistikamt einen Rückgang der Baugenehmigungen um 20,3 Prozent auf 37 900. Bei Zweifamilienhäusern wurde ein Minus von 11,3 Prozent auf 12 700 Wohnungen registriert. Rund zwei Drittel der 2024 genehmigten Neubauwohnungen in Deutschland entstehen in Mehrfamilienhäusern. Hier lag die Zahl der Genehmigungen zum Vorjahr um 19,7 Prozent niedriger bei 114 200.