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“Müssen Teil der Lösung sein”: 4000 VW-Manager sollen auf zehn Prozent Gehalt verzichten | ABC-Z


“Müssen Teil der Lösung sein”

4000 VW-Manager sollen auf zehn Prozent Gehalt verzichten

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VW sagt zu, dass im angespannten Tarifstreit auch Manager und Vorstände zurückstecken, nennt aber keine Einzelheiten. Jetzt sickern jedoch Details durch. Demnach werde ein Bonus gekürzt, was spürbare Folgen für die rund 4000 Manager habe.

Nach der Tarifeinigung bei Volkswagen hat die Konzernführung eine klare Fixierung auf die Senkung der Kosten angekündigt. Die bisherigen Effizienzprogramme hätten “eine gute Basis” geschaffen, sagte Volkswagen-Chef Oliver Blume der “Frankfurter Allgemeinen Zeitung”. “Gleichzeitig liegt noch viel Arbeit vor uns, gerade bei den Kosten.”

Ein Mittel, diese zu senken, ist wohl ein Einkommensverzicht auf Manager-Ebene. Wie die “Süddeutsche Zeitung” berichtet, geht es um satte zehn Prozent weniger in 2025 und 2026, auf die sich VW und die Arbeitnehmerseite verständigt hätten. In den drei darauffolgenden Jahren sollen die rund 4000 Manager auf acht, sechs beziehungsweise fünf Prozent verzichten. Dies wird demnach durch ein Absenken des Mai-Bonus erreicht. 2030 soll der Verzicht nicht mehr notwendig sein, genauso wie beim Lohn der übrigen Angestellten.

“Management und Vorstand müssen Teil der Lösung sein, das hat die Arbeitnehmerseite von Anfang an gefordert. Und so kommt es jetzt auch”, erklärten IG Metall und Betriebsrat der “Süddeutschen Zeitung”. VW sprach bereits am Freitag davon, dass sich Vorstand und Management “überproportional” beteiligen würden. Details nannte das Unternehmen allerdings bisher nicht.

Dem Bericht zufolge soll der Gehaltsverzicht in einer Betriebsvereinbarung geregelt werden, die bereits ausformuliert sein soll. IG Metall und Betriebsrat forderten nun auch den Vorstand zum Handeln auf: “Unsere Erwartungshaltung ist, dass sich der Verzicht des Vorstands noch einmal von dem des Managements abhebt”.

VW will “klare Zukunftsperspektive”

Der Chef der Marke VW, Thomas Schäfer, machte neue Investitionen in Standorte von erreichten Zielen abhängig. Ziel sei es, mittel- und langfristig Erfolg zu haben, statt nur kurzfristig zu entlasten, betonte Blume. “Es ist nicht unsere Art, ein paar Pflaster zu kleben, um Volkswagen von einem Jahr aufs andere zu stabilisieren. Wir wollen eine klare Zukunftsperspektive geben.”

VW hatte am Freitagabend angekündigt, mehr als 35.000 Stellen ohne betriebsbedingte Kündigungen abzubauen. Die Senkung der Kapazität quer über das Fabriknetz entspreche dem Produktionsumfang von zwei bis drei großen Werken, sagte Blume der “FAZ”. “Das versetzt uns in die Lage, Fahrzeuge auch im Volumensegment zu wettbewerbsfähigen Kosten in Deutschland herzustellen. Und es ist die Basis dafür, dass wir auch langfristig ein wirtschaftlicher und verlässlicher Arbeitgeber für viele Tausende Menschen sein können.”

VW-Markenchef Schäfer kündigte einen Stresstest für jedes Werk an. “Wir haben mit der Einigung klare Ziele und Maßnahmen für jeden Standort vereinbart, mit denen wir die Wettbewerbsfähigkeit erreichen wollen”, sagte er der “Bild am Sonntag”. Davon würden künftige Investitionsentscheidungen abhängen.

VW Vorzüge
VW Vorzüge 88,80

So geht’s in den Werken weiter

VW wolle zudem bis zum Jahr 2027 neun neue Modelle auf den Markt bringen, fügte Schäfer hinzu. “Wir wollen auch im Elektrozeitalter die Nummer eins in Europa sein – mit mindestens drei VWs im Top-Zehn-Ranking der EU.”

In Wolfsburg steht das Aus für den Verbrenner-Golf fest. Die Produktion der Modelle Golf und Golf Variant werde ab 2027 nach Puebla in Mexiko verlagert, teilte der Konzern mit. Künftig sollen am Unternehmensstammsitz die Elektro-Modelle ID.3 und der Cupra Born gefertigt werden. Die Zukunft des Standorts will VW mit dem elektrischen Golf und einem weiteren Modell auf der künftigen Elektroauto-Architektur sichern. Auch für die bereits auf E-Autos umgestellten Werke in Emden und Zwickau scheint die Zukunft mit Modellen der ID-Reihe beziehungsweise E-Autos von Audi klarer.

Anders sieht das für die zuletzt als gefährdet eingestuften Standorte in Osnabrück und Dresden aus. In Osnabrück soll die Produktion des T-Roc-Cabrio bis Spätsommer 2027 verlängert werden. Darüber hinaus ist die Perspektive für die zuletzt 2300 Mitarbeiter unklar. Die Gewerkschaft will eine wirtschaftliche Zukunftsperspektive für den Standort entwickeln. Vom Konzern hieß es, dass Optionen für eine andere Verwendung geprüft würden.

In Dresden endet laut VW Ende 2025 die Fahrzeugfertigung in der Gläsernen Manufaktur. Das Unternehmen erarbeite Alternativoptionen, hieß es. Dazu gehöre auch die Möglichkeit einer Beteiligung an einem Konzept Dritter. Die IG Metall betonte, dass Volkswagen auch in Zukunft mit eigenen Aktivitäten am Standort präsent sein werde.

Keine Lohnerhöhungen für Angestellte

Nach tagelangen harten Tarifverhandlungen hatten sich Volkswagen und die IG Metall am Freitag auf ein milliardenschweres Sparpaket geeinigt. Unmittelbare Werksschließungen sind damit vom Tisch. Im Gegenzug verzichten die Beschäftigten auf sofortige Lohnerhöhungen. Analog zum Abschluss in der Metall- und Elektroindustrie fließe ein Gehaltsplus von fünf Prozent in zwei Stufen in einen Fonds und nicht auf die Konten der Angestellten. Über diesen Fonds sollen sich beispielsweise flexible Arbeitszeitsenkungen für einen Teil der Mitarbeiter finanzieren lassen.

Der Abbau der mehr als 35.000 der aktuell 130.000 Arbeitsplätze soll bis 2030 “sozialverträglich” erfolgen. Demnach sollen etwa 4000 Jobs in der technischen Entwicklung in Wolfsburg wegfallen. Zudem werde die Zahl der jährlich angebotenen Ausbildungsplätze ab 2026 bedarfsgerecht von 1400 auf 600 reduziert. VW spare durch die Arbeitskostenentlastung 1,5 Milliarden Euro pro Jahr, hieß es.

Der Konzern sagte nun auch eine neue Beschäftigungssicherung bis 2030 zu. Die bisherige Garantie, die betriebsbedingte Kündigungen seit mehr als 30 Jahren ausschloss, hatte VW im September aufgekündigt. Sollte nach Auslauf der neuen Garantie in sechs Jahren keine Anschlussregelung vereinbart werden, müsse VW eine Milliarde Euro an die Beschäftigten ausschütten, hieß es von der Gewerkschaft.

VW-Konzernchef Blume äußerte sich im Intranet für Mitarbeiter nach “BamS”-Informationen selbstkritisch zu dem drastischen Sparprogramm: “Es waren sicherlich die heftigsten Verhandlungen, die ich in meiner bisherigen beruflichen Laufbahn erlebt habe”, sagte Blume. Die Unsicherheit, wie es mit den Standorten und für die Beschäftigten weitergehe, sei groß gewesen. “Das hat emotional auch etwas mit mir gemacht.”

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