Musikschule Ebersberger Land: Gemeinschaft am Instrument – Ebersberg | ABC-Z

Eltern, die das Thema Musikschule noch aus ihrer Jugend kennen, werden staunen, wenn sie den aktuellen Flyer zur Einschreibezeit aufklappen. Klar, es gibt immer noch Einzelunterricht am Instrument – doch der ist inzwischen eher die Ausnahme, denn die Regel. Die Musikschule Ebersberger Land nämlich ist mit rund 2800 Schülerinnen und Schülern nicht nur die viertgrößte Einrichtung ihrer Art in Oberbayern, sondern auch Vorreiter im Bereich gemeinschaftlicher Unterrichtsformen, wie Leiter Wolfgang Ostermeier bei einem Pressegespräch nicht ohne Stolz sagt. „Gelehrt wird bei uns hauptsächlich in der Gruppe“, denn das habe pädagogische, aber auch finanzielle Vorteile.
Ein Blick in den Flyer zeigt: Das Angebot dieser Musikschule kann ein Kind über viele Jahre begleiten. Die ganz Kleinen ab 18 Monaten sind eingeladen, die Welt von Musik, Sprache und Bewegung in Eltern-Kind-Gruppen spielerisch kennenzulernen, etwas später, ab vier Jahren, gibt es dann Musikalische Früherziehung, entweder in den Räumen der Musikschule oder aber direkt in der Kita. Bereits in acht Gemeinden kooperiert die Musikschule Ebersberger Land mit Kindergärten. Das bedeutet, dass ihre Fachlehrkräfte dort hinkommen und im Tandem mit einer Erzieherin alle Kinder unterrichten.
Die „Musikita“ schafft also ganz niederschwellig Zugänge und kulturelle Teilhabe, gerade deshalb liegt das Modell Ostermeier so am Herzen. „Wir wollen offen sein und möglichst viele Mädchen und Buben erreichen“, sagt er – und wo könnte das besser gelingen als in einer Kita? Oder an einer Grundschule? Auch dort nämlich gibt es mittlerweile an vielen Orten Kooperationen in Form von „Singklassen“ und „Bläserbanden“.
Danach, für die Sechs- bis Achtjährigen, bietet die Musikschule eine breit aufgestellte „Orientierungsstufe“. Diese soll die Freude an Musik weiterhin erlebbar machen, auch wenn sich das Kind noch nicht auf ein Instrument festlegen oder auf regelmäßiges Üben einlassen möchte. Diese Brückenangebote reichen vom „Instrumentenkarussell“ über die „Trommelkids“ oder eine „Tastenwerkstatt“ bis zu den „Chorkindern“. Das heißt: Auf dieser Stufe handelt es sich nach wie vor um Formate in der Gruppe.
Wer Einzelunterricht am Instrument möchte, muss einen Antrag stellen
Und auch beim Instrumentalunterricht geht es erstmal „gemeinsam“ los, entweder zu dritt oder zu zweit, je nachdem, welche Anmeldungen jeweils vorliegen. Will jemand Einzelunterricht haben, muss ein Antrag gestellt werden, über den die Musikschule dann individuell entscheidet. Die Auswahl an Fächern hingegen lässt keine Wünsche offen: Man kann Schlagzeug genauso lernen wie E-Gitarre oder Gesang, aber freilich auch die klassischen Instrumente wie Trompete, Harfe oder Klavier. Diverse Ensembles, Workshops und Konzerte runden das Programm ab. Neu ist ein Intensivkurs für Quereinsteiger im Grundschulalter, das „Musik-ABC“, damit wird eine Vorgabe des Verbands Bayerischer Musikschulen erfüllt.
Was Ostermeier nicht bestreitet: Dass es durchaus eine Herausforderung sein kann, mehrere Kinder gleichzeitig zu unterrichten. Doch das Lernen in Duo oder Trio habe sich in vielfacher Hinsicht pädagogisch bewährt, deswegen würden alle Kolleginnen und Kollegen immer wieder in dieser Hinsicht geschult. „Gemeinsam zu musizieren macht einfach mehr Spaß, und eine gewisse Konkurrenz kann ja manchmal auch nicht schaden“, erklärt der Musikschulchef, und seine Stellvertreterin, Cellolehrerin Karolin Alliger, sagt: „Ich bin inzwischen der totale Fan von Gruppenunterricht, vor allem in den ersten zwei Jahren. Denn die Kinder üben richtig viel und spielen in der Stunde sofort drauflos.“

:Erstklässler im Viervierteltakt
Pisa bringt die kreativen Schulfächer in Gefahr – dabei können gerade sie ein entscheidender Bildungsbaustein sein. Die “Musikbegeisterte Grundschule” Eglharting ist ein schönes Beispiel dafür.
Hinzu kommt, dass dieses Modell auch finanzielle Vorteile hat. Dazu muss man wissen: Jede Unterrichtsstunde wird – unabhängig von der Teilnehmerzahl – gefördert, von der Kommune und vom Staat. Das bedeutet: je mehr Kinder pro Stunde, desto besser. Für die Kommunen, die ihr Geld sinnvoll investiert wissen. Für die Musikschule, die mehr Kinder erreicht. Und für die Eltern, die deutlich weniger bezahlen müssen. Zum Vergleich: 45 Minuten Partnerunterricht am Instrument kosten 67 Euro im Monat, 45 Minuten Einzelunterricht liegen bei 128 Euro.
„Musikschulen sind keine Bittsteller, sondern gehören mittlerweile zur kommunalen Daseinsvorsorge“, sagt Ostermeier. Die Hauptgeldgeber der Musikschule im „Zweckverband Kommunale Bildung“, unter dessen Dach sich auch die Volkshochschule befindet, sind die vier Mitgliedsgemeinden Ebersberg, Grafing, Kirchseeon und Markt Schwaben. Hinzu kommen elf weitere Kommunen, die jeweils die Unterrichtstunden „ihrer“ Schülerinnen und Schüler bezuschussen. Bei etwa 40 Prozent liegt diese Förderung laut Ostermeier momentan.
Lediglich die Gemeinde Aßling hat der Musikschule nun Kürzungen abverlangt
„Das ist schon nicht unerheblich“, sagt der Verbandsvorsitzende Ulrich Proske, Ebersbergs Bürgermeister, schiebt aber gleich hinterher, dass die Kommunen an musikalischer Bildung nicht sparen dürften, trotz klammer Kassen. „Sowohl eine öffentliche Musikschule als auch eine VHS am Ort sind ein klarer Standortvorteil“, sagt Proske, „und eine Bereicherung für die Gemeinschaft. Ohne wären wir jedenfalls viel ärmer.“ Außerdem bescheinigt der Verbandschef der Musikschule, gut gewirtschaftet zu haben. „Wir alle müssen schauen, dass wir uns konsolidieren – möglichst ohne zu streichen“, sagt Ostermeier, und in gemeinsamen Gesprächen ließen sich meist Lösungen finden. Nur in der Gemeinde Aßling sei das leider nicht ganz gelungen, sie habe der Musikschule nun Kürzungen abverlangt.
Die Einschreibezeit der Musikschule Ebersberger Land findet statt vom 1. bis 30. Mai. Wer sich informieren will, kann das freilich über die Homepage tun, oder zu einem Tag der offenen Tür kommen: am Samstag, 17. Mai, in Ebersberg oder am Sonntag, 18. Mai, in Grafing (mit Voranmeldung). Eine schöne Gelegenheit, das Spektrum der Musikschule live zu erleben, ist auch das große Familienkonzert im Alten Speicher am Sonntag, 25. Mai, für das es erstmals einen Vorverkauf gibt, und zwar über das Alte Kino. Das Büro der Musikschule befindet sich im Ebersberger Klosterbauhof und ist montags bis donnerstags von 9 bis 14 Uhr erreichbar unter (08092) 857790 oder per Mail an buero@musikschule-ebersberger-land.de.