Musikfestivals 2025: Charli XCX und Liam Gallagher im Stilcheck – Stil | ABC-Z

Für sie: Minimal war gestern
Die Musikfestivalsaison 2025 lässt sich modisch gesehen als Stilikonenwachablösung zusammenfassen. Denn während Kate Moss, das Vorbild der Nullerjahre, mit Zara eine altmodische Hippie-Festival-Kollektion lanciert hat, für die sich kein Mensch interessiert – und während ihre Nachfolgerin Alexa Chung auf der Mutter aller Festivals, Glastonbury, immer noch Seidenkleid zu Boots trägt – laufen die Mädchen Londons längst in Ledershorts und Stiefeln rum. Die Stilikone unserer Zeit heißt nämlich Charli XCX. 60000 Leute wollten sie auf einer Nebenbühne von Glastonbury sehen, obwohl eigentlich Neil Young der Headliner war.
Sie trug ein maßgeschneidertes Outfit von Alexander McQueen, was sauteuer, aber dank seiner Einfachheit auch mit beschränktem Budget nachstellbar ist. Die gepflegte Boomerin, die es sich gerade im Minimalismus bequem gemacht hat, kommt da natürlich nicht mehr mit, auch wenn sie das Wort brat schon mal gehört hat. Laut Charli XCX kam auch die Kritik an ihrer Performance, nämlich dass sie nicht alles live sang, aus dieser gar nix checkenden Bevölkerungsgruppe, oder waren es Millenials? Egal! Dass man gar nicht weit auseinander liegt, beweisen zwei Dinge: Weder Neil Young noch Charli XCX brauchten Tänzer und Lichteffekte, um Top-Shows abzuliefern, und der sogenannte Skull Scarf von Alexander McQueen, ein Schal mit Totenkopfmuster, den die Sängerin auf der Bühne einsetzte, war in den Nullerjahren mal ein absolutes Kate-Moss-Musthave. So schließt sich der Stilikonenkreis.
Für ihn: Back in Anorak
Die Wiederauferstehung von Oasis kann man wohl als geglückt bezeichnen: Volle Stadien, volle Stimme, halbwegs volles Haupthaar – da sind andere 90er-Stars schon schlechter aus der Versenkung gekommen. Auch wenn viele Fans, die damals schon live dabei waren, sich doch ein wenig wundern, warum der Hype um die paar Gitarrenhymnen heute noch größer ist als damals. Aber Nostalgie ist eben nicht wirklich wissenschaftlich quantifizierbar. Was nun den Stil angeht, so waren Oasis in ihrer Hochphase ja ziemlich einflussreich: Kangool Fischerhüte, Fußballtrikots, Jeansjacken und viele Referenzen an die Mod-Kultur gab es damals zu sehen und als Basisausrüstung des Britpoppers natürlich auch Polohemden und Parkas. Problem: An Herren im gesetzten Alter wirkt dieser britische Arbeiterklassen-Look etwas komisch, weil nun ja, Männer mit Anglerhüten, karierten Hemden und Jeans eben doch einfach nur aussehen wie der grantige Rasenmäh-Nachbar von nebenan.

Wie definiert man also Cool Britiannia 30 Jahre später, wenn man plötzlich wieder auf die große Bühne muss? Liam setzte auf einen Anorak mit eingebauter Patina, gefertigt von der kleinen Marke ten c, die sich ganz darauf spezialisiert hat, Parkas und artverwandte Kultjacken in Kleinstauflagen zu perfektionieren. Sieht gut aus, hat mit Arbeiterklasse aber natürlich nichts mehr zu tun, das ist eher Manchester-Manufactum. Der Name der Marke ist übrigens eine Abkürzung von „The Emperors New Clothing“ und das dürfte sich ganz gut mit Liams Selbsteinschätzung an diesem Zeitpunkt seiner Karriere treffen. Wobei der König in der gleichnamigen Parabel ja bekanntlich nackt auf die Bühne kam – und alle trotzdem geklatscht haben. Hm?