Stil

Museum Großauheim stellte Werke des Designers Lars Contzen aus | ABC-Z

Was verbindet den Tierbildhauer August Gaul und den Industrie- und Produktdesigner Lars Contzen? Beide kommen aus dem Stadtteil Großauheim und haben den Namen der Stadt Hanau künstlerisch in die Welt getragen. Der große Unterschied: August Gaul lebt schon lange nicht mehr, sein Werk ist abgeschlossen, während man von dem im Jahr 1970 geborenen Contzen noch einiges erwarten kann.

Bis Ende November steht das Museum Großauheim, das neben Exponaten aus dem Schaffen von Gaul unter anderem die Agrar- und Industriegeschichte Hanaus präsentiert, nun im Zeichen des bisherigen Werks des Künstlers Lars Contzen. „Von Hanau in die Welt – Design Lars Contzen“ heißt die Ausstellung, die sich durch das ganze Museum zieht und in den Räumen im Obergeschoß zusammengefasst wird.

Angesichts der Vielfalt und der künstlerischen Entwicklung Contzens dürfte die Auswahl der Exponate Markus Häfner, Leiter der städtischen Museen Hanau, und seinem Team nicht leichtgefallen sein. Denn Contzen ist nicht nur Industriedesigner, sondern auch Fotograf und Spezialist, wenn es darum geht, bekannte Marken noch bekannter zu machen und unbekannte über das Design im Markt zu etablieren.

Bierzeltgarnitur wurde zum Verkaufsschlager

Über die Gestaltung von Resopaloberflächen kam Contzen, wie er bei einem Rundgang durch die Ausstellung erzählt, zum Designen von Tapeten. Es folgte die Entwicklung von ausgefallenen Wandfarben bis hin zur Ausweitung seines Talents auf Geschirr, Möbel, Glas, Stoffe und Alltagsgegenstände – etwa farbenfrohe Zahnpastatuben aus weichem Holzmaterial, gefüllt mit Zahnpasten verschiedener Geschmacksrichtungen von Dr. Bauers Zahn und Mundpflege aus Mühlheim im Kreis Offenbach.

Seine größten Objekte sind im Jahr 2014 individuell gestaltete Fertighäuser mit Holzfaserdämmung, Wärmerückgewinnung und Luft-Wasser-Wärmepumpe. In den verschiedenen Museumsabteilungen finden sich Beispiele dekorativer Industrieprodukte, die in der ganzen Welt vermarktet wurden, aber auch Produkte aus der Region.

Auf das Leuchtprojekt Honeycomb­ball, ein für eine Messepräsentation geschaffener leuchtender Glaskubus, trifft der Besucher am Anfang der Ausstellung inmitten der Tierobjekte von August Gaul. Umgeben von historischen Traktoren und Landwirtschaftsmaschinen versteckt sich eine Bierzeltgarnitur, die mit ihrer Resopaloberfläche und dem Design „Pure Identity“ zum Verkaufsschlager wurde.

Das florale Muster auf dunkler Oberfläche wurde nach den Worten des Künstlers so beliebt, dass er es auf Tapeten übertrug. So sei er zum Tapetendesign gekommen. In den Jahren 2007 bis 2018 entwickelte er zusammen mit dem Gummersbacher Tapetenhersteller A.S. Création acht Produktlinien mit rund 300 grafischen Mustern und brachte damit mehr Farbe und Design an die Wände von Privaträumen und Büros.

Lars Contzen vermarktet unter dem Label Mein Main regionales Bier.Lando Hass

Laut Häfner entwickelten sich seine Entwürfe zu den erfolgreichsten Tapetenkollektionen Europas. „Weltweit fanden Contzens frische und hippe Designs rasenden Absatz, je nach regionalen Vorlieben: In Asien verkauften sich schrillere und grafische Muster besser, in Russland waren Gold, Prunk und edle Dekore beliebter.“

Weltweit seien bis heute rund 25 Millionen Quadratmeter von Contzens Vlies- und Papiertapeten verkauft worden. Von der Decke der Dampfmaschinenhalle hängen lange Papierfahnen, die nur eine kleine Auswahl der Formen und Farben der Contzen-Tapeten darstellen.

Um regionale Produkte geht es an der Station im Museumsabschnitt zu zeitgenössischer Hanauer Industrieproduktion. Seit 2019 vermarktet Contzen unter dem Label Mein Main in Zusammenarbeit mit regionalen Erzeugern zuerst Bier, dann zusätzlich auch Wein. Beliebt sei das Bier vor allem bei Fans der Eintracht Frankfurt, auch wegen der Farben des Logos, vermutet Contzen. Er ist Geschäftsführer des Unternehmens, das etwa eine Million Flaschen Bier verkauft, dazu weiterhin Apfelwein und zwei Sorten Gin.

Im eigentlichen Ausstellungsraum werden dann die Themen vertieft: Tapetenbahnen, Tapetenbücher, Möbel, Geschirr und sogar von ihm gestaltete Trampoline zählen zu den Exponaten. Derzeit sei er zu seinen künstlerischen Wurzeln zurückgekehrt, sagt der Künstler. In seinem Bootshausstudio am Main in Großauheim befasse er sich verstärkt mit Malerei, Fotografie und Siebdruck. Beispiele seiner Werke sind nicht nur im Museum oder im Handel zu sehen, sondern auch im Stadtraum.

In der Region schuf Contzen Graffitis an Wänden des Nidderauer Schwimmbads und eines Baumarkts, in Hanau dekorierte er unter anderem die ehemalige Schweinehalle mit Graffiti und das Parkhaus des Heinrich-Fischer-Bades mit dem Doppelporträt der Brüder Grimm. Auch der Sockel des Leuchtturms in Helgoland, die Diskothek Kaktus in Saarbrücken und ein Verlagshaus in Wien zieren Werke des Künstlers aus Großauheim.

Die Ausstellung „Von Hanau in die Welt – Design Lars Contzen“ ist im Museum Großauheim, Pfortenwingert 4 in 63457 Hanau bis zum 30. November jeweils samstags und sonntags von 11 bis 17 Uhr zu sehen.

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