Münsinger Mütter kämpfen für den Kindergartenbus – Bad Tölz-Wolfratshausen | ABC-Z

Als Elisabeth Kozlov noch ganz klein war, ist die Holzhauserin selbst mit dem Münsinger Kindergartenbus gefahren. Inzwischen nutzen ihre fünfeinhalbjährige Tochter und ihr bald zweijähriger Sohn täglich das Serviceangebot der Kommune. „Ich schätze das sehr“, sagt sie. Der Gang zum Bus gehöre zur Morgenroutine der Familie. „Damit starten wir auch als Erwachsene in den Tag.“ Zudem würden ihre Kinder damit selbständiger, sie lernten, sich rechtzeitig fertigzumachen und wie das Einsteigen und Busfahren funktioniere. „Ich habe immer das Gefühl, dass die Kinder daran starken wachsen und sich alleine etwas zutrauen.“
Das Modell steht nun allerdings auf der Kippe – zumindest, was die Rückfahrten zur Mittagszeit betrifft. Denn dann nutzen nur noch wenige Kinder den Bus vom kommunalen Heinrich-Obermaier-Kindergarten, und auch beim Halt am katholischen Kindergarten St. Georg in Holzhausen steigen für die Rückfahrt viel weniger zu als am Morgen im Bus sitzen. Wie Kämmerer Hubert Kühn kürzlich im Gemeinderat erläuterte, ist es für das Erzieherteam organisatorisch schwierig, gleichzeitig das Mittagessen für viele zu betreuen und an manchen Tagen nur zwei, drei Kinder zur Bushaltestelle zu begleiten. Deshalb und auch aus wirtschaftlichen Gründen schlage die Verwaltung vor, den Busdienst zur Mittagszeit einzustellen.
Endgültig entschieden ist das aber noch nicht. Der Gemeinderat schob die Beschlussfassung in den Herbst. Das Gremium will erst einmal abwarten, wie sich das Nutzungsverhalten im kommenden Kindergartenjahr entwickelt und das Gespräch mit Eltern zu suchen. Laut Christiane Bolzmacher, die sich im Elternbeirat des Holzhauser Kindergartens engagiert, hat die Rathausverwaltung bisher allerdings noch keinen Austausch gesucht. „Das finden wir schade.“
Für den Kindergartenbus sind in diesem Jahr laut Bolzmacher 24 Kinder aus 19 Familien angemeldet, die den Bus allerdings nicht alle immer täglich nutzen. Alle seien dankbar für das lang bestehende Angebot, so die Mutter aus Reichenkam. Ihre Kinder, sechs und drei Jahre alt, nehmen zumindest jeden Morgen den Bus. „Die Kinder wissen so, wie es läuft, wenn sie älter sind und mit dem Bus zur Schule müssen“, sagt Bolzmacher.
Falle das Angebot mittags weg, sei das vor allem für die Jungs und Mädchen aus Familien in der Münsinger Geflüchtetenunterkunft problematisch, die kein Auto hätten, warnen Bolzmacher und Kozlov. Die beiden Mütter finden aber auch, dass eine Kommune auf den Kosten-Nutzen-Faktor achten müsse. Schließlich gehe es um Steuergeld. Wenn das Angebot nicht angenommen werde, stehe es zu Recht auf dem Prüfstand, sagt Kozlov. Auch die Eltern seien gefragt, damit der Bus kontinuierlich angenommen werde.
Eine Erzieherin muss die Kinder zur Bushaltestelle begleiten
Grundsätzlich ist der Service des Kindergartenbusses an den Schulbus gekoppelt. Das funktioniert nahtlos auf den Touren am Morgen und wenn der Unterricht nach der fünften Stunde endet. Der Fahrer kann dann auf seiner Route auch zwischen 12.30 und 12.45 Uhr die Kindergärten in Holzhausen und Degerndorf anfahren. So, sagt Daniel Zollner vom beauftragten Mobilitätsunternehmen Starnberger Autoreisen, fielen auch keine zusätzlichen Kosten für die Kommune an. An Tagen, an denen die Grundschule aber später aus ist, sind für die Kindergartenkinder Extratouren nötig. Jede kostet laut Kämmerer Kühn knapp 100 Euro. So kämen jährlich um die 6000 bis 7000 Euro zusammen.
In Degerndorf nutzen laut Kühn maximal sieben, ab September nur noch vier Kinder den Bus. Mittags fahren oft schon nur zwei bis drei Kinder vom Heinrich-Obermaier-Kindergarten nach Hause. Und die müsse jemand aus dem Betreuungsteam vom Kirchberg zur Haltestelle an der Dorfstraße begleiten. Der Zweitaufwand liege bei 20 Minuten, sagt Kühn. Wenn jemand aus dem Erzieherteam krank sei, habe das restliche Personal Probleme, gleichzeitig circa 60 Kinder beim Mittagessen zu betreuen und den Busdienst zu organisieren. Ähnliches gelte auch für die Holzhauser Kita.
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Zusätzlich muss immer ein Elternteil die Tour im Kindergartenbus als Aufsicht begleiten. Laut Elternbeirätin Bolzmacher dauert eine Fahrtbegleitung 45 bis 60 Minuten, etwa alle zwei bis drei Wochen sei jede Familie dran. Womöglich schrecke das aber manche Eltern ab, die das Angebot daher nicht nutzten, vermutet sie. Allerdings sei der Turnus viel seltener, je mehr Kinder im Bus mitfahren.
Bolzmacher lebt in Reichenkam, einem knapp zwei Kilometer von Holzhausen entfernten Ortsteil. Sie sei in der „glücklicher Lage“, dass der Kindergartenbus seit einem Jahr ihre beiden Kinder und einen Neffen dort abhole, sagt sie. Wichtig sei, dass der Bus möglichst viel Hol- und Bringverkehr von den Kindergärten fernhalte. „Die Kommunikation zwischen Verwaltung und Eltern ist das A und O“, sagt Bolzmacher. „Über den Kindergartenbus sollte nicht aus einem Bauchgefühl entschieden werden.“