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Münsing: Leck im Millionen-Weiher – Bad Tölz-Wolfratshausen | ABC-Z

Sich über das Missgeschick anderer lustig zu machen, zählt keinesfalls zu den feinsten Zügen menschlichen Miteinanders. Doch wer schon eine Millionensumme in den Schlamm gesetzt hat und den Abfluss trotzdem kaum stoppen konnte, dürfte sich des Spotts sicher sein. Das müsste auch der Münsinger Rathausverwaltung klar sein. Trotzdem machte nun Bürgermeister Michael Grasl (Freie Wähler) per Pressemitteilung öffentlich, dass der so aufwendig sanierte Degerndorfer Weiher leckt und die Kommune das Gewässer im Extremfall aufgeben muss. Der angestaute Lüßbach würde dann nur noch in seinem Bett laufen. „Damit wäre der Dorfweiher, der seit Jahrhunderten zum Ortsbild gehört, Vergangenheit“, so der Rathauschef.

Der buchstäbliche Horror vacui sozusagen. Doch wer mehr als nur im Trüben stochern will, muss zum Ausgangspunkt zurückkehren. Im Gewässer, für das einst die Mönche aus dem Kloster Beuerberg den Lüßbach zur Fischzucht aufstauten, hatte sich über lange Zeit tonnenschwerer Schlamm angesammelt. Dieser drohte das ökologische Gleichgewicht zu schädigen. Versuche, die Masse loszuwerden, scheiterten zunächst.

2015 kaufte die Kommune den Degerndorfer Weiher schließlich der Familie Bierbichler aus Ambach ab und fand endlich eine Methode, um den Schlamm ausbaggern zu können. Das kostete jedoch eine Million Euro. In der Summe miteingeschlossen war ein neuer Mönch – so nennt man das Auslassbauwerk am Nordende des Gewässers. Diesen ließ die Kommune auf den Überresten einer alten Holzkonstruktion, die darunter liegt, einbauen.

Diese aber ist offensichtlich so marode, dass der Weiher über sie Wasser verliert und sein Pegel absinkt, wie sich in der Trockenperiode Ende Juni beobachten ließ. Eine Kamerabefahrung brachte dann Gewissheit. Die Gemeinde habe in den Damm nicht eingreifen dürfen und daher den neuen auf den alten Mönch anschließen müssen, erklärt Bürgermeister Grasl.

Die Damm-Sanierung scheitert bislang am Grunderwerb

Der Damm ist die zweite Baustelle der Kommune am Gewässer. Das Landratsamt Bad Tölz-Wolfratshausen genehmigte nur, den Weiher aufzustauen, wenn der Damm soweit ertüchtigt wird, dass er einem hundertjährlichen Hochwasser standhält. Nach Stand von 2024 müsste die Gemeinde dafür mit Bruttokosten von einer Million Euro rechnen.

Weshalb das noch nicht angegangen worden ist, begründet die Kommune damit, dass die Nordseite des Dammes, über den die Straße „Am Weiher“ führt, in Privatbesitz sei. „Leider gelingt es bei einem Grundstück nicht, den nötigen Grunderwerb durchzuführen bzw. eine rechtlich gesicherte Duldung der Stabilisierungsmaßnahmen zu erlangen“, heißt es dazu von der Kommune. Ein Gespräch im Juni mit Fachleuten, Behördenvertretern und dem Anlieger sei erfolglos geblieben.

Das bedeutet nach Darstellung der Gemeinde, dass die Unterlieger, also Anwohner unterhalb des Gewässers, gefährdet sind. Denn ein Ingenieurbüro, das die Kommune zur Sanierungsplanung beauftragt hat, kam zum Ergebnis, dass der aktuelle Damm bei starkem Hochwasser oder Extremwetterereignissen nicht standsicher sei. Die Barriere könnte demnach brechen oder überspült werden. Damit begründet die Gemeinde, den Weiher im Extremfall aufgeben zu müssen.

„In Anbetracht der immensen, inzwischen siebenstelligen Kosten, die wir als Gemeinde in die Entschlammung und Ertüchtigung des Weihers investiert haben, wäre das fatal und traurig“, erklärt Bürgermeister Grasl.  „Letztlich bleibt uns aber mittelfristig keine andere Wahl, um Ansprüche gegen die Gemeinde im Falle einer Überflutung des Dammes auszuschließen und die Anlieger vor Schadensereignissen zu schützen.“

Für den Fischereiverein Ammerland, der den Degerndorfer Weiher von der Gemeinde gepachtet hat, sind das alles andere als gute Nachrichten. Von einem „herben Schlag“ für dessen Mitglieder spricht Grasl, sollte das Gewässer nicht mehr zu halten sein. Gleichzeitig wolle sich die Kommune niemals fahrlässiges Handeln unterstellen lassen, auch wenn Jahrhunderte nichts geschehen sei.  „Wenn etwas passiert, sind danach alle schlauer und suchen Schuldige“, so Münsings Rathauschef.

Generell warnt die Kommune, davor, den Weiher aus Sicherheitsgründen zu nutzen. So hat das Gewässer etwa bereits lange keinen Status mehr als Badegewässer. Ins Wasser fallen muss zunächst auch das Weiherfest, das der Burschenverein Degerndorf für den August geplant hat. Unterdessen kündigt die Kommune an, Lösungsmöglichkeiten zu prüfen, um das Leck zu beseitigen.

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