Münchner Händler reagieren auf Verbot auf dem Viktualienmarkt: „Verunsicherung groß“ | ABC-Z

München – Seit 1. Januar gilt in München ein neues Verbot: Auf dem Viktualienmarkt und allen anderen städtischen Märkten sind Pappbecher, Plastikteller und jede andere Form von Einweggeschirr verboten – zumindest, wenn man direkt am Standl isst und trinkt. Erlaubt bleiben Verpackungen, wenn man die Speisen mit nach Hause nimmt. Ab 1. April müssen die Händler in diesem Fall jedoch eine Gebühr verlangen. Die Behältnisse sollen dann möglichst nicht mehr aus Plastik sein, sondern aus „nachwachsenden Rohstoffen“, wie es vom Kommunalreferat heißt. Außerdem müssen die Händler Mehrwegbehälter sichtbar als Alternative anbieten.
Unter den Händlern herrscht deswegen große Verunsicherung, weiß Marco Stohr, der mit seinem Verein die Interessen der Händler auf dem Viktualienmarkt vertritt. „Viele wissen noch nicht, was gilt und was nicht. Muss man zum Beispiel für das Papier, das die Wurst umwickelt, eine Gebühr verlangen?“, fragt der Händler. Er betreibt auf dem Viktualienmarkt einen Obststand. Schon im vergangenen Jahr hat sich Stohr mit einem offenen Brief an die Stadtspitze gewandt. Seine Hoffnung: Die Stadt würde doch noch von der Idee abkehren. Das wurde nicht erfüllt.

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Eine Spülstation kann helfen, glaubt die SPD
Die SPD-Fraktion will es den Händlern nun zumindest etwas einfacher machen, sich an die neuen Regeln zu halten. In einem Antrag, den die Fraktion diesen Mittwoch einreichen will, fordert sie eine Spülstation auf dem Viktualienmarkt.
„Wir müssen den Umstieg auf Mehrweg so einfach wie möglich machen“, sagt SPD-Stadträtin Kathrin Abele. Sie ist überzeugt, dass eine zentrale Spül- und Rückgabestelle die Händler entlasten kann. Wer sie betreibt, wo sie sich genau befinden soll, soll die Verwaltung nun vorschlagen, sagt Abele.

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Am liebsten wäre ihr ein einheitliches Pfandsystem auf dem Markt, eine zentrale Stelle, wo alle ihr Geschirr abgeben können. „Natürlich begrüßen wir es, wenn die Stadt eine Infrastruktur für uns schafft“, sagt Marco Stohr. Dass eine Spülstation alleine reicht, bezweifelt er jedoch. Denn aus seiner Sicht bleiben die Regeln der Stadt ungerecht – weil sie eben nur auf den städtischen Flächen gelten.
„Wir befürchten, dass wir weniger verkaufen“
„Auf dem Viktualienmarkt müssen die Händler mehr für den Kaffee im Pappbecher verlangen. Für den Starbucks gegenüber gilt das nicht“, sagt Stohr. „Wir befürchten einfach, dass wir dann weniger verkaufen.“ Zehn Prozent weniger Umsatz würden schon reichen, dass das „Getriebe ins Stocken gerät“, meint der Händler.
Lieber wäre ihm gewesen, die Stadt hätte ein Gerichtsurteil des Bundesverfassungsgerichts abgewartet. Tübingen hat nämlich vor ein paar Jahren eine Verpackungssteuer auf To-go-Produkte erlassen. Mc Donalds geht dagegen gerichtlich vor. Das Urteil steht noch aus. „Wenn es legal ist, könnte München auch eine Verpackungssteuer für die ganze Stadt erlassen“, sagt Stohr. Den ganzen Ärger mit den Händlern am Viktualienmarkt hätte sie sich dann sparen können.