Münchens neue Denkmäler – München | ABC-Z
Der Olympiapark gehört ebenso zum illustren Kreis wie der Vater-Rhein-Brunnen auf der Museumsinsel – gleiches gilt aber auch für die älteste Wallfahrtskirche der Stadt, St. Maria Ramersdorf, und ein hölzernes Wegkreuz am Germeringer Weg in Aubing. Sie alle stehen auf der Bayerischen Denkmalliste, zusammen mit 7000 Häusern, Brunnen, Brücken, Parkanlagen, Friedhöfen und Standbildern in München.
„Die Denkmäler in Bayern spiegeln die Vielfalt unseres Kulturstaats wider“, sagt Generalkonservator Mathias Pfeil, Leiter des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege. „Sie erzählen Geschichten vom städtischen Alltag bis hin zu bedeutenden Weltereignissen. Diese kulturellen Reichtümer für nachkommende Generationen zu bewahren, ist Aufgabe unserer Zeit.“
So hat das Landesamt im Dezember entschieden, auch den Studiobau des Bayerischen Rundfunks unter Schutz zu stellen, das Verfahren läuft noch, auf der Denkmalliste steht das Gebäude deshalb noch nicht. Neu zur Liste hinzugekommen sind im Vorjahr gleich mehrere Baudenkmäler aus München – darunter die Schaffensstätte des Künstlers Rupprecht Geiger in Solln, eine frühere Nähmaschinenfabrik und eine Einkaufspassage in der Maxvorstadt.
Architektenwohnhaus, Rißheimer Straße 15, Obermenzing: Unweit der Blutenburg liegt jenes zweigeschossige Gebäude mit Pyramidendach, das Architekt Rudolf Knecht 1927 entworfen hat – als Wohnhaus für seine Familie. Laut dem Bayerischen Landesamt für Denkmalschutz (BLfD) besticht das Gebäude mit seiner Liebe zum Detail. Merkmale wie das Kreuzgratgewölbe und die spitzbogigen Fenster seien inspiriert von „heimatstiligen sowie gotischen Gestaltungsformen“. Mit dem Gebäude im Stil eines ländlichen Sommerhauses habe Knecht ein „einmaliges Gesamtkunstwerk in den ausgehenden 1920er Jahren in München“ geschaffen, so das BLfD. Das Amt unterstützt derzeit die Suche nach einem neuen Eigentümer für die fast 100 Jahre alte Immobilie – und zwar über ihre Denkmalbörse. Dort wird das Architektenwohnhaus für 1,1 Millionen Euro zum Kauf angeboten.
Ehemalige Nähmaschinenfabrik, Heimeranstraße 68-70, Schwanthalerhöhe: Nur einen Steinwurf vom Heimeranplatz entfernt befindet sich eines der wenigen Industriegebäude im Westend, die heute noch erhalten sind: die ehemalige Fabrik des Nähmaschinenherstellers Strobel & Söhne. Das Haus sei „ein eindrückliches und seltenes Beispiel der Nachkriegsmoderne im Industriebau in München“, heißt es in der Würdigung des BLfD. Ab 1926 produzierte die Firma Strobel & Söhne hier sieben Jahrzehnte lang Spezialnähmaschinen, etwa für Unternehmen aus der Bekleidungs-, Schuh-, Pelz- und Lederindustrie. Inzwischen gehört das Gebäude der städtischen Münchner Wohnen, die auf dem Areal zwischen Heimeran- und Anglerstraße eine „Weiterentwicklung“ plant, wie ein Sprecher mitteilt. Erste Pläne sollen im Laufe dieses Jahres vorgestellt werden.
Uhlfelder-Mietshaus, Mauerkircherstraße 38, Bogenhausen: Das schmucke Gebäude zwischen Montgelas-Berg und Isar ist eng verwoben mit der Geschichte der Juden in München. So waren Großkaufmann Max Uhlfelder und seine Schwester Grete Mayer die Bauherren und Eigentümer des viergeschossigen Hauses. Den Geschwistern gehörte die vom Vater gegründete Firma Heinrich Uhlfelder GmbH und damit das Kaufhaus Uhlfelder in der Altstadt – das zweitgrößte seiner Art in München nach dem „Tietz“ am Bahnhofsplatz. In der Reichspogromnacht wurde das Kaufhaus Uhlfelder als eines der ersten jüdischen Geschäfte verwüstet und geplündert. Das familieneigene Gebäude in der Mauerkircherstraße überstand derweil die NS-Diktatur mit kleineren Kriegsschäden. Heute steht es laut BLfD „exemplarisch für die Mietshausarchitektur der späten 1920er Jahre“.
Villa, Virchowstraße 5, Schwabing: Unweit des U-Bahnhofs Dietlindenstraße steht hinter einem weißen Zaun und hohen Bäumen eine 1923 erbaute Villa. Sie ist Teil einer ursprünglich aus sechs Häusern bestehenden Villenkolonie in der Virchowstraße – mithin die erste Mustervillensiedlung in der sogenannten Zollinger-Bauweise in München. Diese geht zurück auf den Architekten Friedrich Zollinger, der nicht nur ein Leichtbeton-Schüttverfahren entwickelte, sondern auch eine nach ihm benannte freitragende Dachkonstruktion. Beides findet sich in der Schwabinger Villa wieder, die ihr markantes Aussehen vor allem dem gewölbten Dach verdankt. Entworfen hat das Haus der Architekt Carl Limburg. „Vollständig erhalten ist das Gebäude ein seltenes Beispiel der Villenarchitektur in barockisierenden Formen in den frühen 1920er Jahren“, heißt es vom BLfD.
Amalienpassage, Maxvorstadt: „Anfangs war das Misstrauen fast allgemein gewesen“, schreibt die Süddeutsche Zeitung 1977 über die neu eröffnete Amalienpassage. Schließlich hätten Anwohner „in ihrer Nachbarschaft schon einige alte Häuser fallen sehen“. Doch dem anfänglichen Zorn wich alsbald die Freude über eine „geglückte Verbindung von Wohnbauten, Ladenpassage und Fußgängerruhezone“. Diese fünfgeschossige Anlage mit ihren vier Innenhöfen zwischen Amalien- und Türkenstraße steht nun also auf der Denkmalliste. Entworfen wurde sie vom Münchner Architekten Jürgen von Gagern, der dabei auf eine Vielfalt von Formen setzte. Dies spiegelt sich auch in der Farbgestaltung von Eva von Gagern-Hübsch wider. Der Bau der Passage – neben 203 Wohnungen finden sich dort 21 Läden und drei Gaststätten – kostete seinerzeit 50 Millionen Mark.
Atelierhaus, Muttenthalerstraße 28, Solln: Das 1976 errichtete Gebäude am südwestlichen Stadtrand hat der Architekt Detlef Schreiber entworfen – als Wirkens- und Schaffensstätte seines Freundes, dem Münchner Künstler Rupprecht Geiger. „Deutlich ist der Einfluss der klassischen Moderne an dem freistehenden Baukörper mit Flachdach und Stahlbetonunterkellerung abzulesen“, urteilt das BLfD. Der Behörde zufolge ist das Atelierhaus „ein Zeugnis der Auseinandersetzung des Künstlers mit der Einfachheit und der Komposition geometrischer Formen“. Geiger (1908-2009) war ein herausragender Vertreter der gegenstandslosen Malerei, dessen Lebenswerk sich vor allem um das Thema Farbe drehte. In seinem früheren Atelierhaus befindet sich heute das „Archiv Geiger“, das besucht werden kann und wo regelmäßig auch Veranstaltungen stattfinden.