München: Tausende Muslime feiern im Luitpoldpark das Opferfest Eid al-Adha – München | ABC-Z

Mirjeta Krasniqi hat es sich im Schneidersitz auf ihrer Jacke im Gras bequem gemacht, die schwarze Sonnenbrille steckt im offenen Haar. Hinter der Finanzbeamtin sitzen inzwischen an die 2000 Menschen auf Bierbänken, essen Falafel-Burger, Pommes oder Köfte. Vor der 24-Jährigen haben sich Hunderte im Halbkreis zum Beten versammelt. „Für mich ist das ein total schöner Gedanke, dass heute hier so viele Menschen mit denselben Werten zusammenkommen, um dieses Fest zu feiern.“ Die junge Muslima ist deshalb extra aus der Nähe von Ulm angereist.
An Pfingstmontag feiern Musliminnen und Muslime nach acht Jahren wieder in großem Stil im Münchner Luitpoldpark Eid al-Adha. Das Opferfest gilt als einer der höchsten Feiertage im Islam. Bei den türkischen Muslimen heißt es Burban Bayrami. Es erinnert an die Bereitschaft Abrahams, seinen Sohn zu opfern, um Gottes Wille zu erfüllen. Gläubige feiern „Eid“ mit Familie und Freunden, im Zentrum stehen Werte wie Solidarität und Barmherzigkeit.
Veranstalter ist der Muslimrat München. Über dessen soziale Netzwerke hat Bürgermeisterin Verena Dietl (SPD) im Vorfeld bereits die besten Grüße der Stadt bestellen lassen: Das Eid-Fest sei ein „wunderbares Zeichen, wie vielfältig und offen diese Stadt ist“. Sie danke allen, „die dieses Fest möglich machen“.
Bereits kurz nach Beginn um 12 Uhr sind von einer kleinen Bühne herunter Gebete in arabischer Sprache zu vernehmen. Die Lautsprecher-Stimme des Vorbeters erfüllt den ganzen Luitpoldpark. An den noch spärlich besetzten Biertischen davor sind einige ins Gespräch mit der Familie vertieft. An den Hüpfburgen und Essensständen nebenan haben sich bereits stattliche Schlangen gebildet.
Mütter kicken mit ihren Kindern, Familien picknicken auf großen, mitunter reich ornamentierten Decken. An Ständen informieren Organisationen über ihre Arbeit. Ein paar Meter weiter wird Schmuck und Kunsthandwerkliches verkauft. Frauen in Hijabs, mitunter in langen Gewändern, bummeln an Frauen ohne Kopftuch und mit luftiger Sommergarderobe vorbei. Kinder treten zum Tauziehen und in Geschicklichkeitsspielen gegeneinander an. „Kirchweih-Stimmung“, sagt jemand.
„Christen feiern jetzt Pfingsten, wir Juden haben gerade Schawuot gefeiert und die Muslime ihr Eid-Fest, es ist was Besonderes, dass diese Feste zusammenfallen – fast wie ein Zeichen für unser gutes Zusammenleben“, wird am späteren Nachmittag Gabriela Schneider sagen. Sie ist Mitglied der liberalen jüdischen Gemeinde Beth Shalom und spricht heute im Namen des Rats der Religionen München ein Grußwort.


Der stehe für ein „friedliches und freundliches Zusammenleben der Religions- und Glaubensgemeinschaft miteinander hier in unserer Stadt München, das Zusammenleben in so einer gefährlichen, herzzerreißend traurigen Zeit“. Für die Stadt wird sich der Beauftragte für interreligiösen Dialog, Marian Offman, auch er Jude, mit guten Wünschen für ein friedliches Miteinander anschließen.
Bereits im Vorfeld des Eid-Fests im Luitpoldpark hat die Fachinformationsstelle Rechtsextremismus München (Firm), die mit der Landeshauptstadt kooperiert, Kritik an den Veranstaltern, dem Muslimrat München, geübt. Zuerst hat der Bayerische Rundfunk darüber berichtet. Die „organisierenden Strukturen“ seien zu einem maßgeblichen Teil dem Islamismus in seinen „wichtigsten ideologischen Facetten“ zuzurechnen, sagt ein Firm-Sprecher auf SZ-Anfrage.
„Radikale Akteure können sich über die Veranstaltung als legitime Repräsentanten der muslimischen Community inszenieren – obwohl sie deren Inhalt nicht abbilden.“ Gerade bei so einem Familienfest könnten Islamisten leicht und unterschwellig in Kontakt mit Menschen kommen, die sie sonst nicht erreichen würden. Explizit wird einigen Akteuren, die auch im offiziellen Programm auftauchen, unter anderem vorgeworfen, der salafistischen Szene anzugehören.
„Uns wurde von Firm nichts vorgelegt“, sagt Sokol Lamaj, Vorsitzender des Muslimrats am Rand des Fests. „Unsere Ansprechpartnerin ist die Fachstelle für Demokratie im Rathaus.“ Die Vorwürfe gebe es seit Jahren. „Dann muss man da mal eine juristische Entscheidung vorlegen.“ Der Muslimrat habe allgemein muslimische Verbände und Moscheen zum Mitmachen des Fests eingeladen und bitte darum, diesen Tag der Freude nicht schon im Vorhinein zu skandalisieren. „Egal, wie wir uns verhalten, da ist immer jemand, der mit dem Finger auf uns zeigt.“
CSU-Stadtrat Delija Balidemaj steht neben Lamaj und hört dem Gastgeber aufmerksam zu. Er sei gekommen, um sich dieses große Fest anzuschauen. „Wir müssen uns als Gesellschaft mehr Mühe geben, darüber zu sprechen, was unsere gegenseitigen Erwartungen sind und überhaupt miteinander ins Gespräch kommen.“ Man wolle das als Stadt so weit wie möglich unterstützen.