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München: Sprechende Plakate für Kommunalwahl 2026 – wie die kleinen Parteien werben – München | ABC-Z

Die Stadt stellt im Advent ihr Gesicht traditionell auf Glitzer-Modus um, doch heuer gibt es eine zweite Veränderung, die noch lange über Weihnachten hinaus die Straßen und Plätze prägen wird. Von diesem Montag an sind Plakate für die Kommunalwahl am 8. März 2026 offiziell erlaubt. Schon jetzt standen zwar Ständer mit Wahlwerbung, doch das war nur mit einem Trick möglich. Auf jedem Plakat musste für eine Genehmigung der Hinweis auf eine Veranstaltung enthalten sein.

Nun beginnt die Frist, in denen Parteien nur mit Köpfen oder Themen im öffentlichen Raum werben dürfen. Welche Motive wird es geben, welche Themen werden gesetzt? Und vor allem: Was bitte ist ein sprechendes Plakat? Die SZ hat sich bei den Kleinen im Stadtrat umgehört.

ÖDP

Die ÖDP erzielte bei der Wahl 2020 das beste Ergebnis hinter den drei großen Parteien Die Grünen, CSU und SPD. Doch Rang eins unter den Kleinen gebührt der ÖDP in dieser Betrachtung auch, weil sie ihre Kampagne schon vorab geschickt bewarb. „Sprechende Plakate“ werde sie verteilen, hieß es. Eine Premiere in München, sagte Stadtrat und Oberbürgermeister-Kandidat Tobias Ruff.

Die ÖDP-Plakate sind getreu dem bisherigen Stil in Comic-Form gehalten, zentral taucht als Motiv wieder das Münchner Kindl auf. Der Hauptslogan heißt: „Wir machen’s möglich.“ Auf dem Motiv zur Mobilitätswende ist neben einem Zebrastreifen, den gerade drei Generationen nutzen, Ruff zu erkennen, der sichtlich auch noch etwas sagen will.

In seiner Sprechblase steht ein QR-Code, den Passanten scannen können, und sofort legt Ruff los. „Grüß euch, ich bin der Tobias Ruff“, ertönt er aus dem Lautsprecher – und Ruff erklärt dann, warum München eine Wende in der Mobilität braucht. Das Plakat spricht also nicht selbst, stellt aber immerhin die direkte Verbindung her. Acht von diesen sind mit Audio-Nachrichten verbunden, es meldet sich unter anderen auch der Karl, den alle Charly nennen, und wünscht sich ein böllerfreies Silvester. Und das Münchner Kindl, das für das Wachstum der Stadt eine Pause benötigt.

Linke

Pünktlich zum ersten Tag der Frist stellte auch die Linke ihre Kampagne vor. Ganz groß zeigte die Partei ein zentrales Plakat ihres Wahlkampfs: „Ultra sozial statt sparen brutal“, heißt es darauf in weißen Buchstaben auf rotem Grund. Auch die Linke hat dazu ein Motto gewählt, das auf allen Plakatvarianten erscheinen soll. „Ja! München kann anders.“

Die anderen fünf Themen-Plakate sind farblich umgekehrt mit roten Lettern auf weißem Hintergrund gestaltet. Zwei beschäftigen sich mit dem zweiten Kernthema der Linken: den bezahlbaren Mieten. „Zuhause statt teuer“ heißt es grammatikalisch gewagt, aber in der Botschaft noch verständlich. Auch beim zweiten Motiv muss man leicht um die Ecke denken – beziehungsweise lesen. „Es geht um zu viel Miete“, steht dort. „Es geht um viel“ ist als Kernbotschaft fett gedruckt und lässt sich so als zweiter Slogan herauslesen.

Die Linke will allerdings nicht nur mit Themen punkten, sondern mit Porträts auch ihr Spitzenpersonal bekannt machen. Schon mal vorgestellt wurden Plakate mit Spitzenkandidatin Katharina Horn (Schwerpunkte Umwelt und Kultur), dem Stadtrat und OB-Kandidaten Stefan Jagel und Lily Parente (Soziales).

FDP

Auch die Liberalen haben am ersten offiziellen Klebetag ihre Strategie schon ausgearbeitet. In vier Wellen wollen sie auf mehr als 500 Ständern neun Themenplakate in der Stadt verteilen. Diese sollen mit einem Hauptslogan verbunden werden, den die FDP als Einladung zur Zusammenarbeit mit den Bürgern versteht: „München beginnt mit dir!“ Welche Stoßrichtung die Kampagne haben wird, erklärt OB-Kandidat Jörg Hoffmann. „An Orten, die heute trostlos oder überlastet sind, zeigen wir mit Zukunftsbildern, was möglich sein könnte.“

Im Design verbindet die FDP ihr Partei-Gelb mit Schwarz und spiegelt damit die traditionellen Farben Münchens wider. Auch auf den Plakaten ihres OB-Kandidaten steht unten jeweils noch eine Botschaft in Gelb-Schwarz mit den zentralen Themen Digitalisierung, flüssiger Verkehr für alle Mobilitätsarten und günstigere Mieten.

AfD

Auf aus ihrer Sicht bewährte Motive aus anderen Wahlkämpfen setzt die AfD. Über ein Symbol-Themenfoto wird oben der Schriftzug „Zeit für…“ zu sehen sein, dem weiter unten die politische Botschaft folgt. Zum Beispiel wird mit entsprechenden Bildern hinterlegt dann „Tempo 50“ statt Tempo 30 gefordert. Oder mit einem Schreibtisch und Akten im Hintergrund „Kontrolle! Masseneinbürgerungen stoppen!“ Ein drittes Hauptmotiv beschäftigt sich mit bezahlbaren Mieten.

Laut OB-Kandidat Markus Walbrunn will die AfD noch im Dezember einige Hundert Dreiecksständer mit Plakaten aufstellen. Von Januar an soll die Zahl nochmals erhöht werden. Dann könnten eventuell auch sogenannte Hohlkammer-Plakate zum Einsatz kommen, die nicht aus Papier, sondern aus Kunststoff bestehen.

Freie Wähler

Der Münchner Stadtverband plant mit sechs Motiven und insgesamt einer Zahl von etwa 5000 bis 6000 Plakaten. Im Design orientieren sich die Freien Wähler an den jüngsten Bundestags- und Landtagswahlen. Im Zentrum stehen werden die Themen Verkehr, Wohnraum, Nachverdichtung und Bürgerbeteiligung. „München gemeinsam besser“ soll als Leitspruch der Kampagne dienen. Dieser wird auch auf dem Plakat mit dem OB-Kandidaten Michael Piazolo stehen.

Rosa Liste

Die Partei, die aus der queeren Community kommt und zwar nicht nur, aber vor allem dort ihre Stimmen holt, wird mit etwa 130 Dreieckständern starten. Diese wird sie vor allem in der Innenstadt, also im Glockenbachviertel, im Westend und in der Maxvorstadt platzieren und darüber hinaus in Pasing und Laim. Zwei Slogans sollen Wähler aufmerksam machen: „Mit Rosa gewinnt München“ und „Mehr Rosa tut allen gut“. Im Porträt ist vorerst Spitzenkandidat Bernd Müller zu sehen, später folgen Patricia Schüttler (Listenplatz zwei) und Jule Rönitz (Platz drei).

Volt

Pünktlich am Montag um 0 Uhr war OB-Kandidat Felix Sproll mit Kollegen in der Stadt unterwegs, um gleich die ersten 300 Plakate zu platzieren. Die Motive in vergangenen Wahlen waren oft frech und haben die Konkurrenz geschmerzt, das soll auch diesmal gelingen. Mit den Sprüchen „Wir machen einen drauf“ will Volt für günstigen Wohnraum durch Gebäudeaufstockung werben, mit „Keine Zeit für Faxen“ für Digitalisierung. Das übergeordnete Motto der Kampagne lautet: „Machen statt Meckern.“

Die Partei

Die Satire-Anhänger von Die Partei wollen erst mal Plakate mit Personen zeigen. Einmal mit dem „Doppelwumms“, bei dem Philipp Drabinski und Liliane Just irgendwie einen OB-Kandidaten ergeben sollen. Auf dem anderen wird Stadträtin und Spitzenkandidatin Marie Burneleit zu sehen sein. Viel mehr will die Partei nicht verraten, bietet aber schon eine Perspektive für die Zeit nach der Wahl: Alle Plakate dürfen dann „zur Verschönerung von WG-Toiletten mitgenommen werden“, sagte Burneleit.

Die München-Liste hat ihre Kampagne noch nicht offiziell beschlossen. Die Bayernpartei wird den Wahlkampf erst im Januar starten.

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