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München: Spannende Lesungen zum Jahresauftakt – München | ABC-Z

Waren auch Frauen einst Kriegerinnen? Das ist nur eine von vielen Fragen, die in der Vergangenheit anders beantwortet wurden, als neuere Forschungen nahelegen. Allzu einfache oder schlichtweg falsche Annahmen zu den Rollen und Fähigkeiten von Frauen und Männern, die sich im Laufe der Geschichte festsetzten, regen Leonie Schöler auf. „Beklaute Frauen“ heißt ihr Buch, das beschreibt, wie der Einfluss und die Leistungen von Frauen immer wieder von Männern unter den Teppich gekehrt wurden. Beim Bayerischen Buchpreis bekam die Historikerin und Journalistin dafür den Bayern-2-Publikumspreis.

Nun wird sie ihren Bestseller im Literaturhaus vorstellen und dort zusammen mit einer weiteren Autorin auf der Bühne sitzen (20.1.): mit Alexandra Stahl, deren Roman „Frauen, die beim Lachen sterben“ ebenfalls für einen Bayerischen Buchpreis nominiert war. Er handelt von einer Frau um die vierzig, die auf einer griechischen Insel nach einem neuen Sinn für ihr Leben sucht. Ein Kombi-Abend, der nur ein Beispiel dafür ist, dass das neue Jahr mit nicht minder spannenden Lesungen beginnt, als das alte aufgehört hat.

Denn im Literaturhaus wird zuvor der Münchner Bestsellerautor Jan Weiler das Jahr eröffnen und seinen Roman „Munk“ vorstellen (9.1.). Der Filmemacher und Autor Heinrich Breloer wird mit seinem Buch „Ein tadelloses Glück“ auf das Jubiläumsjahr zu Thomas Mann einstimmen, dessen 150. Geburtstag in diesem Jahr sicherlich ausgiebig gefeiert wird (13.1.). Juliane Köhler wiederum wird mit einer Lesung zur einstigen Münchner Autorin Hanna Kiel das Literaturprogramm des städtischen Großprojekts Stunde Null in der Literaturhaus-Bibliothek eröffnen (15.1.). Das Projekt wird mit einer mehrteiligen Reihe in der Tolstoi Bibliothek auch Autoren-Duos zusammenbringen, den Anfang machen die ukrainische Schriftstellerin Natalka Sniadanko und ihre deutsche Kollegin Tanja Dückers (22.1.).

Ein weiteres Großprojekt zum Jahresanfang ist eine Literarische Woche gegen Antisemitismus (20.-27.1.), zu der sich diverse Münchner Institutionen zusammengefunden haben. Sie beginnt mit einem Vortrag von Jan Philipp Reemtsma im Bildungszentrum Einstein und bietet Lesungen und Führungen, Höhepunkt ist eine Tagung im Literaturhaus.

Der Jahresauftakt ist quer durch die Institutionen überhaupt vielversprechend. Das Lyrik Kabinett hat die Dichterin Monika Rinck eingeladen (16.1.), die ihren Band „Höllenfahrt & Entenstaat“ vorstellt. Die Bayerische Akademie der Schönen Künste wiederum nimmt sich der fulminanten Tagebücher des Schriftstellers Horst Bienek an. Sie sind nicht nur ein außergewöhnliches Dokument schwulen Lebens insbesondere in den Achtzigerjahren, sondern erzählen auch einiges über den Literaturbetrieb und nicht zuletzt die Akademie selbst (27.1.).

Ein Abend in den Kammerspielen mit Marc-Uwe Kling ist bereits ausverkauft (22.1.), und eine Lesung von Schauspieler Lars Eidinger vermutlich auch bald: Er liest am 12. Januar in der Isarphilharmonie Texte des unvergessenen Schriftstellers Thomas Brasch (1945-2001). „Was ich mir wünsche“ hieß zum Beispiel ein Band, der aus dessen Nachlass erschien, der Untertitel: „Gedichte aus Liebe“. Das klingt so zuversichtlich, wie es der zerrissene Schriftsteller nicht immer war. Doch zu Beginn eines neuen Jahres möchte man sich gerne daran anlehnen und wieder einmal fest hoffen, dass alles Wünschen auch hilft.

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