München-Schwabing: Fliegerbombe gefunden – Evakuierung noch am Nachmittag – München | ABC-Z

Auf einer Baustelle im Münchner Stadtteil Schwabing ist am Mittwoch eine Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg entdeckt worden. Der kritische Teil des in zwei Fragmente zerbrochenen Sprengsatzes wiegt nach aktuellen Angaben 125 Kilogramm und hat laut Münchner Berufsfeuerwehr noch einen funktionsfähigen Zünder. Die ursprünglich für 17:30 Uhr geplante Entschärfung der Weltkriegsbombe verzögert sich und beginnt nun wohl erst um 19 Uhr, da notwendige Evakuierungen länger dauerten als vorhergesehen und zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen ergriffen wurden.
Die umfangreichen Evakuierungen hatten am Nachmittag begonnen. Der Fundort der Bombe ist an der Ecke Kraepelin-, James-Loeb- und Bummstraße. Im Umkreis von etwa 100 Metern befinden sich unter anderem das Max-Planck-Institut für Psychiatrie, zahlreiche mehrstöckige Wohnhäuser und das Schwabinger Krankenhaus. Insgesamt waren etwa 400 Menschen von den Evakuierungen betroffen. Sie sollten noch am Abend in ihre Wohnungen zurückkehren können.
Das Kinderhaus Sternstunden, direkt neben dem Bombenfundort gelegen, besuchen etwa 80 Buben und Mädchen. Als die Verantwortlichen die Absperrungen sahen und von der Polizei die Hintergründe erfuhren, ergriffen sie selbst die Initiative und informierten die Eltern per Mail. Bereits am frühen Nachmittag waren alle Kinder zu Hause. Auch die Bewohner der benachbarten Stiftung Pfennigparade wurden mit Bussen in Sicherheit gebracht, ebenso Patienten der psychiatrischen Klinik.
Die Schwabinger Klinik hat knapp 1000 Betten und 2500 Mitarbeiter. Im Evakuierungsgebiet lagen aber nach Auskunft der Klinik „wenige und nur patientenferne Bereiche“. Es handelt sich um zwei Gebäude, die Warenannahme und ein leerstehendes ehemaliges Bettenhaus, das künftig zu Wohnraum für Mitarbeitende umgebaut werden soll.
Das am bisher heißesten Tag des Jahres gut besuchte Naturbad Georgenschwaige, nach einem Brand im Jahr 2021 saniert und erst im Juni wiedereröffnet, war von den Evakuierungen nicht betroffen. Sehr nahe zum Bombenfundort liegt aber der Scheidplatz, ein wichtiger Knotenpunkt des öffentlichen Nahverkehrs in der Millionenstadt München. Dort war ein Ausgang des U-Bahnhofs der Linien 2 und 3 auf polizeiliche Anordnung gesperrt. Umgeleitet wurden auch die Busse der Linie 142.
Bei einer Fliegerbombe des jetzt gefundenen Typs ist mit insgesamt bis zu 100 Kilogramm Sprengstoff zu rechnen. Üblicherweise besitzen derartige Weltkriegsrelikte Langzeitzünder, die auch nach Jahrzehnten noch gefährlich sind. Die Zeit drängte, zumal unklar war, wie und wann die insgesamt 250 Kilogramm schwere Fliegerbombe in zwei Teile gespalten worden war.

Um den Fundort herum herrschte am Nachmittag zunehmende Nervosität. In den Kliniken und am Fundort berieten die Experten. Fachleute des privaten Kampfmittelräumdienstes Tauber, Polizei und Technisches Hilfswerk waren zusammen mit der Feuerwehr mit am Einsatzort. Die Feuerwehr richtete eine Akutbetreuungsstelle im Willi-Graf-Gymnasium ein.
Im Zweiten Weltkrieg war München mehr als 70 Mal von britischen und amerikanischen Bombern angegriffen worden. Bei Bauarbeiten werden immer noch Fliegerbomben gefunden. Vor 13 Jahren war ebenfalls in Schwabing, in der Feilitzschstraße 7, eine 250-Kilogramm-Bombe entdeckt und kontrolliert gesprengt worden. 17 Gebäude wurden damals beschädigt.